Olympia 2018: Tag der Entscheidung

In Durban werden heute (etwa 17 Uhr) die Winterspiele 2018 vergeben. Pyeongchang gilt im Duell mit München & Annecy als Favorit.

Charlène Wittstock fliegt nach der Hochzeit mit ihrem Monegassen-Prinzen nach Durban. In ihrer Heimat Südafrika wird aber nicht geflittert, sondern die Pflicht erfüllt. Albert ist nämlich Mitglied des IOC und wird somit heute, Mittwoch, auf der 123. Session des Internationalen Olympischen Komitees mitentscheiden, wo die Winterspiele 2018 ausgetragen werden (ARD überträgt live ab 14.10 Uhr). Er und seine Frischangetraute haben Erfahrung mit Olympia. Albert raste im Winter mit dem Bob durch Eiskanäle, Charlene stürzte sich im Sommer kopfüber in Schwimmbecken.

Die beiden werden auch am Donnerstagabend im Mittelpunkt stehen, wenn es im "Oyster Box Hotel" den großen Empfang gibt. Dort wird Frankreichs Präsident Sarkozy fehlen, denn er reist nicht nach Durban. Zumal die IOC-Mitglieder keinen Respekt vor Staatschefs haben: Vor zwei Jahren haben sie vor den Augen von Barack Obama Chicago gleich in Runde eins rausgeboxt. Vor sechs Jahren wollte Frankreichs Präsident Chirac Paris zum Sieg führen, musste aber Englands Blair zu Londons Sieg gratulieren.

Zudem ist das Alpenstädtchen Annecy auch krasser Außenseiter. Favorit ist Pyeongchang in Südkorea, dicht gefolgt von München. Zur Unterstützung der deutschen Kandidatur reisen Anne-Sophie Mutter, Gerhard Schröder, Katarina Witt und der unvermeidliche Franz Beckenbauer an.

- 1 Österreicher stimmt in Durban mit ab. Leo Wallner ist Österreichs einziges IOC-Mitglied.

- 2 Mal ist Pyeongchang schon angetreten. München und Annecy feiern Premiere.

- 3 Stimmen zu wenig hatte Pyeongchang bei der Abstimmung gegen Vancouver (53:56) um 2010.

- 4
Stimmen zu wenig hatte Pyeongchang im Duell mit Sotschi (47:51) um 2014.

- 5 IOC-Mitglieder hat die Schweiz, allerdings stimmen nur 4 mit. Denis Oswald fühlt sich befangen, weil er als Präsident des Ruder-Weltverbandes einen Sponsorvertrag mit Samsung abgeschlossen hat. Der südkoreanische Konzern unterstützt auch die Olympiabewerbung. Die Schweizer fassten eine Bewerbung mit St. Moritz für 2022 ins Auge. Dafür können sie Olympische Spiele in Europa ebenso wenig brauchen wie die Italiener, die die Sommerspiele 2020 nach Rom holen wollen.

- 33 Euro würde die billigste Eintrittskarte in München kosten, das teuerste Ticket ist mit 505 Euro veranschlagt. Die Deutschen rechnen durch den Verkauf der 1,8 Millionen Eintrittskarten mit einem Erlös von 178 Millionen Euro.

- 40 IOC-Mitglieder waren am Wochenende bei der Hochzeit von Prinz Albert anwesend. Also wurde rund ums fürstliche Ja um ein olympisches gebuhlt. Frankreichs Präsident Sarkozy war da, Deutschlands Präsident Wulff ebenfalls und auch das südkoreanische IOC-Mitglied Moon Dae-Sung.

- 45 Minuten lang durften die drei Bewerber beim IOC-Hearing im Mai in Lausanne ihre Kandidaturen präsentieren. Annecy hinterließ damals den schlechtesten Eindruck, weil französische Olympiagegner vor dem IOC-Sitz demonstrierten.

- 68
Minuten soll 2018 die Fahrt mit dem Superschnellzug von Südkoreas Hauptstadt Seoul in die Skiregion Pyeongchang dauern.

- 92 Prozent der Bevölkerung von Pyeongchang haben sich in einer Umfrage für die Olympischen Spiele ausgesprochen. In Bayern ist die Begeisterung diskreter (53 Prozent), in Annecy ist jeder zweite gegen Olympia.

- 94 Hektar Wald müssten in Südkorea wegen Olympia gerodet werden. In Frankreich wird mehr Wert auf die Umwelt gelegt: In Annecy stehen nur 18 Hektar Wald im Weg.

- 95
Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) stimmen in Durban über die Vergabe ab.

- 119
Seiten umfasst der technische Bericht der Evaluierungskommission.

- 1963
wurde João Havelange Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Der 95-jährige Brasilianer nahm 1936 als Schwimmer an den Hitler-Spielen in Berlin teil und war 24 Jahre Präsident der FIFA (1974 bis 1998). In Durban fehlt der Langzeit-Funktionär wie fünf weitere Mitglieder aber krankheitsbedingt.

- 4810 Meter ist der Mont Blanc hoch, an dessen Bergmassiv Annecy liegt. Daher meinte Bewerbungschef Beigbeder: "Wir sind keine Mega-Stadt, die sich Berge mieten muss." Das war eine Stichelei gegen München.

- 145.000 Euro hat Michael Payne laut Abrechnung für die erfolglose Bewerbung aus Salzburg bekommen. Der britische Schwiegersohn von Ex-IOC-Boss Samaranch war mit London und Rio de Janeiro erfolgreich und macht nun Lobbyismus für München.

- 33.000.000 Euro kostete allein die Münchner Bewerbung. Sechs Millionen stellte die öffentliche Hand zur Verfügung.

- 963.000.000 Dollar sind die TV-Rechte für die Winterspiele 2018 wert. Das ist eine deutliche Steigerung gegenüber den kommenden Spielen 2014 in Sotschi (775 Millionen Dollar). Für die TV-Rechte für die Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro kassiert das IOC 1,23 Milliarden Dollar.

- 1.500.000.000
Euro verschlingt der Veranstaltungsetat von München. Weitere 1,5 Milliarden Euro würden in die Infrastruktur investiert werden. Ein Schnäppchen, verglichen mit dem koreanischen Großprojekt.

- 4.350.000.000 Euro sind den Südkoreanern die Winterspiele 2018 wert. Allein die Skiregion Alpensia kostet knapp eine Milliarde Euro.

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