Von Tischtennisspielern und Fahnenträgern
Die Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele in Rio am Freitag steht kurz bevor. Mit einer großen Show wird im Maracanã-Stadion das erste Olympia-Turnier auf südamerikanischem Boden eingeleitet. Mit dabei und noch dazu mit einer zentralen Aufgabe betraut sind der deutsche Timo Boll und Österreichs Liu Jia. Beide Tischtennis-Spieler, beide Aushängeschilder in der Heimat. Nicht umsonst haben sie die Ehre, die Fahne ihres Landes bei der Eröffnungsfeier zu tragen. Doch nicht nur für das Duo ist es eine Premiere, sondern auch für die Sportverbände Österreichs und Deutschlands. In beiden Ländern gab es zuvor noch nie einen Tischtennisspieler oder eine Tischtennisspielerin, die als Fahnenträger agierten.
Liu Jia: Vorbildfunktion
Liu Jia, 34 Jahre alt, geht in ihre bereits fünften Sommerspiele. Sie hat Erfahrung und soll den jungen Athleten und Athletinnen ein Vorbild sein. "Sie ist eine Persönlichkeit, die an das Wir denkt und das Team in den Vordergrund stellt", betonte ÖOC-Präsident Karl Stoss. Quasi als "Mutter für das Team." Dass Jia die Fahne übernimmt ist nicht selbstverständlich. Die gebürtige Chinesin - 1998 wurde sie eingebürgert - hat sich diese Position mit ihren Erfolgen in den letzten Jahren aber redlich verdient. Die 1,61 Meter kleine Oberösterreicherin ist im österreichischen wie auch europäischen Tischtennis-Sport eine ganz Große.
Ihre Ziele für Rio wollte Jia aber nicht bekannt geben. Bei den letzten vier Sommerspielen war sie meist nicht vom Glück und Erfolg begünstigt. Die Einzelbewerbe der Damen starten am Samstag, Jia steigt aber erst in der dritten Runde ein. Im Teambewerb haben die Österreicherinnen ein deutlich härteres Los erwischt. So könnte es bereits im Achtelfinale gegen ein Team aus den Top-8 gehen. Zum Beispiel die Chinesinnen.
Timo Boll: Fanliebling
Es ist keine Überraschung, dass der Job des Fahnenträgers auch für Timo Boll ein "Wahnsinnsgefühl" ist. Boll ist mittlerweile 35 und - mittlerweile - nicht mehr die deutsche Nummer eins. Das ist Dimitrij Ovtcharov. Was an der Popularität Bolls aber keinewegs etwas ändert. Wie auch seine Ernennung zum Fahnenträger beweist. Der sechsmalige Einzel-Europameister von Borussia Düsseldorf gewann die Abstimmung unter Fans und der Olympia-Mannschaft. „Es ist der Höhepunkt meiner Karriere und ein Wahnsinnsgefühl. Ich bin unheimlich stolz“, sagt Boll.
Dabei könnte er es schon früh mit einem Hochkaräter zu tun bekommen. Der an Nummer zehn gesetzte Deutsche könnte im Viertelfinale bereits auf Weltmeister und Topfavorit Ma Long treffen. Im Teambewerb kann es hingegen erst im Finale zu einem Duell mit China kommen. Zuvor müsste man aber im Halbfinale Japan oder Hongkong ausschalten.
Werbung für den Tischtennis-Sport
Eines haben Liu Jia und Timo Boll aber jetzt schon erreicht, noch ehe die Sommerspiele für sie gestartet sind. Sie haben einerseits Werbung für das Tischtennis gemacht, aber auch und vor allem sich selbst für die jahrelangen starken Leistungen belohnt. Beziehungsweise sind sie belohnt worden. Und auch, wenn es in Rio für keine Medaille reichen sollte: Die Ernennung zu Fahnenträgern haben sich die beiden mehr als verdient. Und Boll hofft bereits: "Vielleicht gibt mir dieses Erlebnis als Fahnenträger den gewissen Punch.“
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