Österreichs junge Handballer arbeiten am Meisterstück

Das Turnier in Kroatien ist ein Zwischenstopp zur Heim-EM 2020. Doch ein paar Baustellen bleiben.

Die Heim-EM naht. Es gibt Baustellen, aber auch Hoffnung. Die Sensation blieb aus. Auch Vizeweltmeister Norwegen war im letzten Gruppenspiel zu stark und zu souverän für Österreichs Handballer (28:39). Damit endete die Endrunde in Kroatien sieg- und punktelos. Der jungen, unerfahrenen österreichischen Mannschaft wurden einige Male Grenzen und Defizite aufgezeigt. Bis zur Heim-EM 2020 sind die Ziele klar. Ein Ausblick:

Der Kader

Es mag wie eine Ausrede klingen, wenn einige Spitzen im Verband immer wieder betonen: „Eigentlich kam diese EM zu früh für unsere Mannschaft.“ Tatsächlich ist die aktuelle Auswahl bereits auf die Heim-EM 2020 ausgerichtet. Ziel ist, dass die meisten Spieler mit der Erfahrung von jeweils mindestens 100 Länderspielen vor dem Heimpublikum einlaufen. Im aktuellen Kader können diese Marke nur drei Österreicher vorweisen. Insgesamt kamen die 17 Mann vor EM-Start auf 746 Teameinsätze, bei der WM 2015 waren es fast doppelt so viele (1440).

Langjährige Stützen wie Spielmacher Szilagyi oder Stammtormann Marinovic waren nun erstmals nicht dabei. Erschwerend hinzu kommt, dass Schlüsselspieler wie der verletzte Flügelspieler Santos (Kiel) von einer Nation wie Österreich nur schwer zu ersetzen sind. Dennoch wurden während der EM-Vorrunde einige gröbere Baustellen sichtbar, die größte betrifft die Position des Kreisläufers. Teamchef Johannesson: „In meiner Heimat Island gibt es zwanzig Kreisläuferkandidaten für das Nationalteam, in Österreich sind es drei.“

Die Infrastruktur

Die Teamspieler loben den steten Ausbau der Bedingungen rund um das Nationalteam. Rund ein Viertel seines Jahresbudgets von derzeit drei Millionen Euro steckt der Verband in die Nationalmannschaft. Zum Vergleich: Weltmeister und Vorrundengegner Frankreich lässt sich nur seine 23 Nachwuchszentren jährlich acht Millionen Euro kosten.

Um die Jugendlichen noch früher und noch gezielter zu trainieren, installiert der ÖHB derzeit acht Landesausbildungszentren. Als Richtwert hat man festgelegt, dass aus jedem Jahrgang zumindest drei Spieler den Sprung ins A-Nationalteam schaffen sollen. „Wir haben Vergleichswerte von anderen Verbänden, etwa vom Fußball-Bund und dessen Nachwuchsprojekt im Vorfeld der Heim-EURO 2008“, sagt ÖHB-Generalsekretär Rabenseifner. „Ihre Erfahrung war, dass es rund acht Jahre gedauert hat, bis ihr Konzept gegriffen hat und bis erste Erfolge sichtbar wurden. Diesen langen Atem werden wir auch brauchen.“

Die Vision

Österreich veranstaltet in zwei Jahren die EM-Endrunde von erstmals 24 Nationen gemeinsam mit Norwegen und Schweden. In Graz (Messehalle, 6000 Zuseher) wird eine Vorrunde ausgetragen, in Wien (Stadthalle, 11.000) Vor- und Hauptrunde. Dort ist das Ziel ganz klar mit dem Einzug in die Hauptrunde definiert. Ein Platz unter den Top Ten wie bei der Heim-EM 2010 (Rang neun) könnte sogar für die Teilnahme an einem der Qualifikationsturniere für Olympia in Tokio im selben Jahr ausreichen.

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