Östereichs Golf-Zukunft übt für Profileben

Östereichs Golf-Zukunft übt für Profileben
Für Bernd Wiesberger, Martin Wiegele und Markus Brier hat das Golf-Arbeitsjahr 2012 bereits begonnen.

Während Österreichs beste Profis längst um Preisgeld und Weltranglisten-Punkte kämpfen, verkürzte die rot-weiß-rote Amateur-Elite den Winter mit einem Spezial-Trainingslager in Florida - angeführt von Europameister Manuel Trappel, Jungstar Matthias Schwab und US-Legionärin Sarah Schober.

Österreichs Golf-Zukunft feilte dabei speziell am Kurzspiel. Denn dort, so Österreichs neuer Nationalcoach Fredrik Jendelid, liegt das Geheimnis für tiefe Scores. Der Schwede predigt die sogenannte "5-Prozent-Regel". Wer mit seinen Schlägen nicht mehr als fünf Prozent vom Ziel abweicht, kann kein Bogey spielen. Deshalb übten 25 ÖGV-Kaderangehörige sowie der rekonvaleszente Profi Thomas Feyrsinger bei sommerlichen Temperaturen bis zu zehn Stunden täglich vor allem das präzise Kurzspiel mit dem sogenannten "Wedge". Für Jendelid ist das "der Zauberstab, der das Geld bringt".

Die Arbeit von Jendelid und dessen Landsmann Anders Forsbrand - beide sind schon seit längerem für den Österreichischen Golf-Verband tätig - baut auf dem insgesamt erfolgreichsten Jahr im österreichischen Golf auf: Trappel holte 2011 erstmals den Einzel-EM-Titel nach Österreich, die U18-Burschen wurden EM-Zweite, Österreichs Profis sorgten auf der Europa-Tour für mehrere Podestplätze.

Erstmals wurde das ÖGV-Wintertraining im milden Klima des "Sunshine States" an der US-Südostküste abgehalten, und zwar in der gleich neben der "Seaworld" liegenden Anlage von Sir Nick Faldo in Orlando. "Ich habe noch nie eine so perfekte Übungsanlage für das Kurzspiel gesehen", schwärmte Jendelid.

So wurde das Teamcamp auch zu einem intensiven Wissensaustausch, dem US-College-Trainer ebenso beiwohnten wie der Golf-Projektleiter der Dorfmeister-Mittelschule in Lilienfeld. Am Üben war die Generation von derzeit 15- bis 22-jährigen Amateuren, die über kurz oder lang im Profizirkus mitspielen und Österreichs bemerkenswerte Position im Weltgolf ausbauen soll.

"Mit vier von zwölf Profis auf der Tour sind wir nach Fidschi prozentuell jetzt schon Nummer eins der Welt", betonte Jendelid. Insgesamt habe die Golf-Pyramide in Österreich aber eine noch zu schmale Basis.

Diese soll durch die aktuellen Amateure verbreitert werden. Denn die meisten wollen später ins Profigeschäft. "Das ist mein Traum, seit ich klein bin. Ich möchte irgendwann auf der European Tour gewinnen", hat sich auch Trappel dieses Ziel gesetzt. Der Sohn der Olympia-Medaillengewinnerin von Lake Placid 1980, Ingrid Eberle, hat sich für Golf und gegen Ski entschieden. "Ich bin einfach kein Wintermensch", erklärte der Bregenzer.

Durch seinen EM-Titel darf Österreichs "Golfer des Jahres" heuer beim prestigeträchtigen British Open mitspielen und wird sich am Jahresende auf der Tourschool versuchen. Für eine Profikarriere würde sogar das Studium etwas warten müssen. Das Risiko ist dem 22-Jährigen bewusst. "Eine Profi-Saison kostet an die 100.000 Euro. Du musst es mindestens auf die Challenge-Tour schaffen, sonst macht es keinen Sinn."

Auf dem Weg zum Berufsgolfer schlagen Österreichs Burschen unterschiedliches Tempo ein. Während der 16-jährige Burgenländer Robin Goger am liebsten jetzt schon um Geld spielen würde, verhält sich der in Innsbruck studierende Trappel noch etwas abwartend. Matthias Schwab lässt sich am meisten Zeit. Nach der Matura in Radstadt wird der 17-jährige Steirer auf einer US-Uni Business studieren und frühestens danach ins Profilager wechseln.

Ein Weg, den andere ÖGV-Amateure längst eingeschlagen haben. Auch Christine Wolf, Sarah Schober oder Nina Mühl haben Stipendien an US-Universitäten, Schober (19) sogar als Nummer eins in Oklahoma. Jendelid mahnt aber zur Vorsicht. Die US-Uni und deren beinharte Programme sollten besser sehr sorgfältig ausgewählt sein. Als warnendes Beispiel gilt für ihn die Tirolerin Stefanie Endstrasser. "Als sie Österreichs verließ, war sie auf dem Weg zum Superstar. Heute denkt sie ans Aufhören", sagte der Schwede.

Mühl studiert in Tennessee und ist wie die steirische Longhitterin Schober dennoch begeistert vom Leben und Studieren auf dem US-Campus. "Der Tag beginnt um sieben Uhr mit Workout, gelernt wird bis Mitternacht", berichtete Schober.

Ein "Sieger" des ÖGV-Camps war Johannes Steiner. Der Salzburger gewann das abschließende Kursmanagement-Turnier und damit das extra angefertigte "Orlando-Champion-Leibchen". Jendelid: "Wir haben einige interessante Spieler, die schon sehr bald starke Profis sein können. Sowohl bei den Mädchen als auch bei den Burschen."

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