Nicole Wesner: "Boxen war Liebe auf den ersten Blick"

Austrainiert in den Kampf um die WM: Die 37-Jährige hat einen Körperfettanteil von zehn Prozent.
Mit 37 Jahren kämpft die Wahl-Österreicherin Nicole Wesner um den ersten WM-Titel.

Es könnte ihr großer Tag werden. Die Wahl-Österreicherin Nicole Wesner boxt am Samstag (ab 19.00 Uhr) im Multiversum um den WM-Titel im Leichtgewicht. Um zwei WM-Titel sogar. Gegen die 24-jährige Ungarin Gina Chamie geht es um die Gürtel nach WIBF- und WBF-Version. Vorbereitet hat sich die 37-jährige Wesner mit Trainer Steven Küchler im Wiener Boxklub Gym 23.

KURIER: Wie sind Sie zum Boxen gekommen?

Nicole Wesner: Ich wollte eine neue Location fürs Yoga ausprobieren und bin im "Shinergy-Zentrum für Körper und Geist" gelandet. Es ist ein Fitnesscenter mit Yoga, Pilates und Kampfsport. Boxen war nie meine Intention, aber auf einmal hatte ich meine erste Boxstunde und es war Liebe auf den ersten Schlag. Ich habe alle Stunden besucht, konnte nicht genug kriegen von dem Sport. Und boxte im Sparring sogar mit Männern.

Und wie kamen Sie zu ernsthaften Kämpfen?

Irgendwann beschloss ich, dass ich einmal in meinem Leben einen echten Kampf machen will. Also wechselte ich in einen echten Boxclub. Dort ist mir erst bewusst geworden, wie verrückt es ist, mit 32 mit dem Boxen als Wettkampf-Sport zu beginnen. Ich startete als Amateur und wurde österreichische Staatsmeisterin. Ende 2012 bin ich Profi geworden. Jetzt stehe ich vor der Weltmeisterschaft.

Sie sind eine Spätstarterin. Wohin soll die Reise gehen?

Ich setze mir keine Grenzen, wie lange ich boxe. Mein Lebensmotto ist: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Ich boxe, solange ich diese Leidenschaft fürs Boxen spüre. Wenn die weg ist, höre ich auf, denn ich lege beim Boxen finanziell nur drauf. Ich habe studiert und Berufserfahrung. In der Wirtschaft könnte ich viel mehr verdienen als beim Boxen.

Sie gelten als fitteste Boxerin, es wurde ein Körperfettanteil von 4,2 Prozent gemessen ..

Die Messung liegt ein paar Tage zurück. Körperfett-Messungen sind immer eine Momentaufnahme. In der Regel sind es unter zehn Prozent.

Wie ist die Frauen-Boxszene? Auch so gehässig wie bei den Herren?

Es gibt die Frauen, die sehen den Markt wie einen Kuchen und wollen nichts davon abgeben. Damit schaden sie dem Frauenboxen. Ich glaube, dass wir den Kuchen größer machen müssen. Wir müssen versuchen, mehr Leute fürs Frauenboxen zu begeistern. Ich freue mich für jede Frau, die im TV Werbung fürs Frauenboxen macht. Gott sei Dank gibt es noch mehr Frauen, die so denken wie ich.

Die in Deutschland geborene Nicole Wesner ist Akademikerin, spricht sechs Sprachen und arbeitete als Managerin eines Medizinkonzerns. Der Beruf führte sie nach Wien, wo sie als 32-Jährige mit dem Boxen in Kontakt kam und beschloss, den Job zu kündigen, um Box-Profi zu werden. "Ich habe es keinen Tag bereut."

Am Samstag kämpft sie im Leichtgewicht (bis 61 kg) um ihren ersten WM-Titel. Im Rahmenprogramm tritt Thaiboxer Fadi Merza ein letztes Mal auf.

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