Murray schrieb mit Sieg Wimbledon-Geschichte

epa03779656 Andy Murray of Britain celebrates a point against Novak Djokovic of Serbia during the men's final for the Wimbledon Championships at the All England Lawn Tennis Club, in London, Britain, 07 July 2013. EPA/KERIM OKTEN
Murray ist der erste britische Sieger seit 77 Jahren.

7. Juli, 17.20 Uhr Ortszeit: Die Zuschauer am Centre-Court leisten Standing Ovations. Die Fans auf dem Henman-Hill fallen sich die Arme und stoßen auf das große Glück an. Stimmung, wie nach einem Champions League-Sieg. Das Königreich stand vereint hinter einem Schotten: Andy Murray ist Wimbledon-Sieger. Der 26-Jährige besiegte die Nummer eins, den Serben Novak Djokovic relativ klar mit 6:4, 7:5, 6:4.

Zuerst weinte seine Mutter Judy, dann der Sieger selbst. Das tat dieser auch im Vorjahr nach der Niederlage gegen Roger Federer, dieses Mal waren es Tränen der Freude. Der Fluch ist damit besiegt, Murray muss die jährlich wiederkehrende Frage „Wann wird er endlich das prestigeträchtigste Finale gewinnen?“ nicht mehr beantworten. Er beantwortete sie gestern. Seit Fred Perry 1936 hat nämlich kein Brite mehr das Grand-Slam-Turnier mehr gewonnen. Da half es Murray auch nichts, dass er im Vorjahr in Wimbledon Olympia-Gold gewonnen hat.

Murray zeichnete dieses Mal vor allem eine kämpferische Sonderleistung aus. Sein gleichaltriger Gegner war damit gezwungen, noch näher an die Linien zu spielen und machte mehr Fehler. Djokovic haderte auch mit einigen Schiedsrichter-Entscheidungen, die aber zumeist richtig waren. Vergeigt hat es der Serbe, der nach dem Fünf-Satz-Marathon gegen den Argentinier Juan-Martin del Potro mental etwas müde wirkte, dennoch selbst: Vor den Augen des britischen Premierministers David Cameron, des IOC-Präsidenten Jacques Rogge, des Kickers Wayne Rooney oder Victoria Beckham und Rolling-Stones-Gitarrist Ron Wood gab Djokovic im zweiten Satz eine 4:1-Führung, im dritten einen 4:2-Vorsprung noch aus der Hand.

Erinnerungslücken

Dann das nervenaufreibende letzte Game: Murray schlug bei 5:4 auf das Match auf und hatte bei 40:0 drei Matchbälle. Djokovic packte noch einmal seine besten Bälle aus und hatte plötzlich Breakball. Dann schlichen sich wieder Fehler ein (der Weltranglisten-Erste verzeichnete 40 unerzwungene Fehler), Murray holte sich Game und Titel. Darüber wird Murray nicht mehr viel erzählen können. „Ich kann mich an die entscheidenden Punkte nicht mehr erinnern. Ich bin einfach nur glücklich“, sagte der Sieger, der während des Matches immer wieder mit „Murray, Murray“-Sprechchören angefeuert worden war. Jene Fans, die Djokovic die Daumen drückten, waren überschaubar. Der Schützling des slowakischen Trainers Marjan Vajda und des Tiroler Fitnesscoaches Gebhard Gritsch spielte gestern nicht allzu oft sein ganzes Können aus. Murray hat nun auch indirekt dafür gesorgt, dass sich auch Ivan Lendl endlich einmal über einen Wimbledon-Titel freuen kann. Dem mittlerweile 53-jährigen Trainer des Schotten fehlte in der Siegerliste nämlich nur Wimbledon.

Djokovic bleibt in der Weltrangliste die Nummer eins, Murray festigt Platz zwei. Hinter den Spaniern David Ferrer und Rafael Nadal ist der Schweizer Roger Federer nur noch die Nummer fünf. So schlecht war der siebenfache Wimbledon-Sieger und Titelverteidiger zuletzt im Juni 2003 platziert.

The Guardian: „Murray bezwingt den Everest des Sports und lässt das Herz einer Nation erglühen.“


The Times: „The History Boy - Nach dem historischen Sieg in Wimbledon fühlt Andy Murray, wie sich der Druck legt.“


The Sun: „Andy Murray platziert einen historischen Schmatz auf die Wimbledon-Trophäe. Endlich: Nach 77 Jahren, 15 Premierministern und drei Monarchen gewinnt ein Brite Wimbledon.“


Independent: „Ein unvergesslicher Triumph. Eine Inspiration für jeden, der zugeschaut hat. Auf diesen Moment hat die Nation 77 Jahre lang gewartet, am Ende kam der Sieg im leichten Galopp.“


Daily Mail: „Der Ritter von Wimbledon - Jetzt wird es heißen: Erhebe Dich, Sir Andy!“

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