"Senna": Als die Sonne vom Himmel fiel

"Senna": Als die Sonne vom Himmel fiel
Leben und Tod der charismatischen Rennfahrerlegende Ayrton Senna in einer Doku: "Senna", zu sehen im Filmmuseum.

Am 1. Mai 1994 starb Ayrton Senna. Sein Todestag ging als "schwarzer Sonntag" in die Geschichte der Formel 1 ein. Für Gerhard Berger, dem Freund und Teamkollegen von Senna, war dies der Tag, an dem "die Sonne vom Himmel fiel". Denn dort hat das Zitat, das andernorts noch einmal berühmt wurde, seinen Ursprung.

Der Schock war umso größer, als Ayrton Senna als unverwundbar galt. Nicht umsonst hieß der brasilianische Rennfahrer und dreifache Weltmeister der Formel 1 mit Spitznamen "the Magic". Senna war der perfekte Rennfahrer: ein Extremsportler, Perfektionist und Meister der Konzentration. Wenn es regnete, fuhr er noch besser als sonst. Senna war gut aussehend und charismatisch, tief religiös und getrieben von unbeugsamem Siegerwillen. Brasilien feierte ihn als Nationalheld und rief, als er starb, eine dreitägige Staatstrauer aus.

Der britische Regisseur Asif Kapadia hat nun der Formel-1-Legende ein filmisches Denkmal gesetzt. Seine Hit-Doku "Senna", die bereits 2010 entstand, wird nun im österreichischen Filmmuseum als Österreichpremiere gezeigt (Donnerstag und Freitag: 27. 9., 21 Uhr, 28. 9., 19.00).

Dabei habe er anfänglich gar nicht so viel über Senna gewusst, erzählt Asif Kapadia im KURIER-Interview: "Aber wenn man sich die Archivbilder länger ansieht, geschieht es schnell: Man verliebt sich in Senna."

Diese Liebe merkt man dem Film schön an: Kapadia umwebt den Formel-1-Star hingebungsvoll mit mythischer Aura – und das macht "Senna" auch so herrlich anzusehen: "Ich wollte, dass sich meine Doku anfühlt wie ein dramatischer Spielfilm", so der Filmemacher.

Den Stoff für das perfekte Drama lieferte die legendäre Rivalität zwischen Senna und seinem französischen Teamkollegen bei McLaren, Alain Prost. Die beiden Weltmeister lieferten sich gnadenlose Duelle während der Rennen und danach über die Medien – und sorgten für Spitzenwerte bei den Einschaltquoten.

Go-Kart

Für sein Königsdrama verwendete Kapadia ausschließlich historisches Bildmaterial. Keine leichte Sache, wie sich herausstellte, denn bis dahin hatte etwa das offizielle Formel-1-Archiv unter der Fuchtel von Bernie Ecclestone noch nie jemandem die Erlaubnis erteilt, das Material zu verwenden: "Deswegen konnte man bisher auch noch nie so einen Film wie meinen sehen", behauptet der Regisseur, der in mühsamer Kleinarbeit diverse TV-Archive zwischen Japan und Rio durchforstete und weitere zweieinhalb Jahre am Schneidetisch verbrachte, um die Bilder zusammenzufügen: "Es war wie ein großes Puzzle-Spiel."

"Senna" beginnt mit kleinen Home-Movies und TV-Aufnahmen, die den jungen Brasilianer bei Go-Kart-Rennen zeigen: "Senna hob den Rennsport auf ein neues Niveau in Sachen Professionalität", weiß Kapadia. Etwas, das sich Fahrer wie Michael Schumacher von ihm abschauten: "Wenn man sich heute die Bilder von damals ansieht, bemerkt man immer wieder Fahrer, die recht übergewichtig sind, fleißig rauchen und am Tag vor den Rennen Partys feiern. Da spürt man noch das Lebensgefühl der 60er- und 70er-Jahre. Senna hingegen war besessen von Fitness. Und er war besessen von technischen Details, die er Tage vor den Rennen mit den Ingenieuren durchging."

Fulminant steuert "Senna" schließlich auf das Finale, das "Schwarze Wochenende" von Imola beim Großen Preis von San Marino zu. Kapadia liefert dazu kaum bekannte, beklemmende Footage – etwa von dem Österreicher Roland Ratzenberger, der mit seinem tragischen Unfalltod am Samstag den traurigen Auftakt zu jenem Wochenende bildete, dass die Formel 1 für immer verändern sollte.

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