MotoGP: Rossi hofft in Österreich auf die Wende

Valentino Rossi will in Spielberg den Sieg.
Der Italiener will in der WM noch einmal angreifen.

Mit dem 399. Grand Prix der Neuzeit kehrt die Motorrad-Weltmeisterschaft dieses Wochenende nach Österreich zurück. WM-Leader Marc Marquez hofft in der MotoGP auf eine Fortsetzung seiner Erfolgsserie, die Verfolger setzen auf eine Wende. Vor allem Superstar Valentino Rossi hofft nach der vierwöchigen Sommerpause auf frischen Wind.

Denn im Kampf um seinen zehnten WM-Titel hat der 37-jährige Yamaha-Pilot aus Italien vor dem zehnten von 18 Rennen trotz seiner Siege in Jerez de la Frontera und Montmelo/Barcelona als Dritter bereits 59 Punkte Rückstand auf Marquez (Honda). Zudem liegt mit Titelverteidiger Jorge Lorenzo ein weiterer Spanier vor ihm.

Ein Grund dafür ist, dass Yamaha zuletzt zwei Rennen in Folge nicht auf das Podest gekommen ist. Das ist den Japanern zuletzt vor fast neun Jahren passiert. Honda hingegen hat sowohl in Assen als auch zuletzt am Sachsenring Doppelsiege gefeiert.

"Die WM war eigenartig"

„Leider habe ich in den jüngsten zwei Rennen viele Punkte verloren“, klagte Rossi in Spielberg, wo er am Sonntag seinen insgesamt 340. GP-Start, den 280. in der Königsklasse MotoGP/500 ccm bestreitet. „Die WM war aber insgesamt zuletzt etwas eigenartig“, wies er darauf hin, dass seit Ende Juni nur ein WM-Lauf (Deutschland) stattgefunden habe.

MotoGP: Rossi hofft in Österreich auf die Wende
Yamaha Racing
Er setze nun ganz auf die zweite Saisonhälfte, betonte Rossi. „Jetzt kommen bis Aragon vier Rennen in Folge innerhalb von nur fünf Wochen. Oder fünf in sieben. Das ist mir viel lieber, da bekommt man einen Rhythmus“, zeigte sich der Publikumsliebling mit der Nummer 46 kampfbereit.
Die Piloten befanden das für praktisch alle neue Layout des Spielberg-Ringes für „interessant“ und herausfordernd. Es wurden aber trotz der Entschärfung der Zielkurve einige weitere - laut Fahrern gefährliche - Stellen kritisiert.

Ob die Power-Strecke in der Steiermark die richtige ist für eine sportliche Kehrtwende, wurde zunächst sogar von Rossi selbst bezweifelt. Und das, obwohl er als einziger hier schon vor 20 Jahren gefahren ist. Zu dominant waren die Ducatis bei den jüngsten Testfahrten und auch am ersten Trainingstag in Spielberg.

Dovizioso mit Freitags-Bestzeit

Die besten Chancen werden daher Andrea Iannone und Andrea Dovizioso auf ihren „Desmosedicis“ gegeben. Am Freitag erzielte Dovizioso mit 1:23,617 Minuten Tagesbestzeit vor Iannone, der die Juli-Tests beherrscht hatte. Der Rest des Feldes wurde um rund eine Sekunde und mehr distanziert. „Dovi“ würde am Sonntag mit 30 Jahren und 144 Tagen Daniel Pedrosa als jüngsten Piloten mit 250 Grand-Prix-Starts ablösen.

MotoGP: Rossi hofft in Österreich auf die Wende
Italian riders Andrea Dovizioso (R) and Andrea Iannone of Ducati team compete during the free practice 2 during the MotoGP Grand Prix of Austria at Red Bull Ring on August 12, 2016 in Spielberg, Austria. / AFP PHOTO / JOE KLAMAR
Außerdem würden die Honda-Fahrer Marquez und Pedrosa als Red-Bull-Piloten bei der Hatz rund um den Stier von Spielberg einen gewissen Heimvorteil genießen, sagte Rossi schmunzelnd. „Ich hoffe daher, es kommen bald auch Monster-Strecken“, verwies er auf seinen eigenen, amerikanischen Energydrink-Sponsor mit dem hingekratzten „M“.

Marquez wies die WM-Favoritenrolle aber sofort von sich, obwohl ihm zuletzt in Deutschland der 27. Sieg gelungen ist und ihm mit nun 53 Podestplätzen nur noch einer auf Mick Doohan fehlt. Der 23-jährige Spanier wird angesichts seines großen Vorsprungs Österreich auf jeden Fall als WM-Führender verlassen. „Noch ist aber gar nichts entschieden“, winkte der Champion von 2013 und 2014 ab.

Ein Herantasten

Die Trainings auf der für sie neuen Strecke nutzten die Piloten intensiv zum Herantasten an das Limit auf der extra für das MotoGP-Comeback frisch asphaltierten, steirischen Berg- und Talbahn. Schon die ersten zwei Trainings am Freitag waren von einigen Stürzen geprägt, auch Pedrosa erwischte es am Vormittag.

Die ungewohnt kühlen Temperaturen von höchstens zwölf Grad machten es schwer, den Gummi auf Temperatur zu bringen. Am Wochenende soll es aber deutlich wärmer werden.

Die MotoGP-Piloten hatten nach der Einführung der Einheitselektronik sowie dem Wechsel des Reifenausstatters zu Michelin lange mit der Performance ihrer Motorräder zu kämpfen. In Österreich kommt hinzu, dass der 4,318 Kilometer lange Ring nur drei Links-, aber gleich sieben Rechtskurven hat. Droht sich der Reifen also einerseits einseitig extrem abzunutzen, bleibt die andere Seite eiskalt. Eine gefährliche Mischung.
In der Moto2 hat Johann Zarco nach einem verpatzten Saisonstart zuletzt 95 Punkte in vier Rennen gemacht. Damit liegt der Franzose in der WM 25 Zähler vor dem Spanier Alex Rins in Front.

20.000 Zuschauer erwartet

Die Moto3 ist die Einsteigerklasse, obwohl auch dort mittlerweile mit 250er-Bikes zur Sache gegangen wird. WM-Leader Brad Binder wurde kurz vor dem Österreich-GP 21 Jahre alt, der südafrikanische KTM-Pilot hat ebenfalls souveräne 47 Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger, Jorge Navarro aus Spanien.

Weil Österreich den 399. Grand Prix erlebt, wurde von einem Black-Hawk-Hubschrauber eine Fahne mit dieser Zahl darauf in Richtung Brno geflogen. Dort werden kommendes Wochenende Fallschirmspringer mit einer 400er-Fahne zu Boden schweben.
Offiziell rechnet man in Spielberg über das Wochenende mit rund 200.000 Zuschauern. Es dürften aber deutlich mehr werden, alleine am Rennsonntag sollen mehr als 100.000 Fans kommen.

MotoGP: Rossi hofft in Österreich auf die Wende
Technische Daten der Klassen MotoGP, Moto2 und Moto3; Strecke mit Angabe der Geschwindigkeit; Rekordweltmeister GRAFIK 0901-16, 88 x 242 mm

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