Mark Webber: „Ich suche das Abenteuer“

Der Aussteiger über seinen Abschied und über Noch-Kollege Vettel. Ein bisschen zumindest.

Mark Webber, 36, steigt aus. Nach elf Jahren verlässt der Australier am Saisonende die Formel 1 und wechselt auf die Langstrecke zu Porsche. Sein Red-Bull-Kollege Sebastian Vettel und er haben in den vergangenen Jahren diesen Sport geprägt – miteinander und gegeneinander.

KURIER: Mister Webber, vor vier Jahren haben Sie hier Ihr erstes Rennen gewonnen. Woran erinnern Sie sich?
Mark Webber:
Die Bilder sind präsent. Ich habe trotz Durchfahrtsstrafe gewonnen. Für mich war es wichtig, dass mein erster Sieg nicht zufällig zustande gekommen ist. Ausschlaggebend waren mein Tempo und meine Performance. Es war einer der besten Tage meines Lebens.

Womit ist das vergleichbar?
Die allererste Fahrt in einem Formel-1-Auto ist speziell. Es gibt Meilensteine in einer Karriere. Nicht nur, was die Formel 1 betrifft, sie ist eben der Gipfel.

Und diesen Gipfel verlassen Sie nun. Warum?
Um in der Formel 1 bestehen zu können, brauchst du über elf Monate all deine Energie. Ich weiß, dass sich meine Batterien in der Zukunft schneller entladen werden. Aber ich wollte dennoch weiterhin professionellen Rennsport betreiben, nur eben in einem ruhigeren Umfeld. Bei Porsche passt das.

Was reizt Sie am Langstreckensport und speziell an Le Mans?
Nichts im Rennsport ist derzeit so aggressiv wie Le Mans. Aber ich suche nicht die Gefahr, ich suche das Abenteuer.

Was werden Sie an der Formel 1 vermissen – und was nicht?
Ich habe sehr viele Leute im Fahrerlager schätzen gelernt. Und vermissen werde ich die Autos. Sie sind das Nonplusultra im Rennsport. Es gibt aber mehr Dinge, die ich nicht vermissen werde.

Mark Webber: „Ich suche das Abenteuer“
Philipp Albrechtsberger (links) wird von Mark Webber interviewt.
Gehört dazu die Politik, von der die Formel 1 geprägt ist?
Schauen Sie sich nur die letzten Wochen an! Wir haben die Pirelli-Sache. Wir haben Test-Gate. Wir haben Spionage-Gate. Wenn du 25 Jahre bist, ist das total aufregend. Wenn du älter bist wie Fernando Alonso, Jenson Button und auch ich, dann musst du clever sein und überlegen, wofür du deine Energie verwendest. Und eines war mir noch wichtig!

Was denn?
Ich wollte aufhören, so lange ich vorne noch mithalten kann. Den Zeitpunkt habe ich erwischt.

Hat das Rennen in Malaysia eine Rolle gespielt, als Sie von ihrem Red-Bull-Kollegen Sebastian Vettel überholt wurden, obwohl die Team-Anweisung lautete, die Positionen zu halten?
Nein. Die Entscheidung auszusteigen, habe ich bereits viel früher getroffen – um Weihnachten herum.

Hätten Sie mit 25 Jahren vielleicht ähnlich reagiert wie Vettel in Malaysia?
Ich würde es liebend gern herausfinden. Wenn du 25 bist und ein siegfähiges Auto hast, dann willst du auch immer als Erster über die Ziellinie fahren. Egal, wie die Konsequenzen aussehen.

Haben Sie sich als Nummer-zwei-Pilot bei Red Bull gefühlt?
Wir sind das in den letzten Jahren so oft durchgegangen. Das spielt keine Rolle mehr. Nächste Frage, bitte!

Sie haben sehr viele junge, talentierte Fahrer kommen und gehen sehen. Was ist nötig, um einen Grand Prix zu gewinnen?
Erfahrung ist kein Nachteil. Du musst dieses Riesen-Puzzle an einem Grand-Prix-Wochenende zusammensetzen können. Den ersten Stein musst du bereits am Donnerstag einfügen, das sehen viele Leute nur nicht. Natürlich brauchst du auch ein Auto, das dich siegen lässt.

Welche Rolle spielt dabei Glück?
Es gibt Glücksrennen, keine Frage. Maldonado hatte so eines im letzten Jahr (der Williams-Pilot siegte in Barcelona, Anm.) oder Kovalainen vor ein paar Saisonen (Budapest 2008 für McLaren, Anm.). Aber wenn du ein paar Grands Prix gewinnen willst, reicht Glück nicht aus. Wissen Sie, was ich letzte Woche zu Nico Rosberg auf dem Podium gesagt habe nach seinem Sieg in Silverstone?

Verraten Sie es uns!
Dass es einfacher gewesen wäre, ihn zu jagen, hätte er davor noch kein Rennen gewonnen gehabt. Ein Sieg verändert dich als Rennfahrer, er verändert alles. Er macht es einfacher, an der Spitze zu fahren und deine Verfolger zu kontrollieren.

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