Indien-GP: Das Rennen um das große Geld

Mit dem Grand Prix von Indien erschließt die Formel 1 einen weiteren Markt. Die Sponsoren erhoffen sich Milliarden.

Wer von der Geschwindigkeit lebt, der darf sich keinen Stillstand leisten. Einen Tag, bevor die dröhnende Formel-1-Maschinerie bei der Premierenfeier in Indien angekommen war, präsentierte ihr Erschaffer hurtig den nächsten Coup: New York.

Ab dem Jahr 2013 wird Bernie Ecclestones letzter großer Traum Realität: ein Grand Prix vor der Skyline Manhattans. Die kapitalistischste Sportveranstaltung des Planeten zündet die Motoren mit Blick auf den Big Apple, dem gen Himmel gebauten Inbegriff von Geld, Verschwendung und Reichtum. "Ich kann der Formel 1 versichern, dass dies eine der klügsten Entscheidungen ist, die sie je getroffen hat", sagte Chris Christie, der Gouverneur von New Jersey. Für zehn Jahre sicherten sich die Veranstalter des Grand Prix von New York das Recht, ein Formel-1-Rennen austragen zu dürfen und zahlen dafür Bernie Ecclestone zig Millionen pro Saison.

Bevölkerungsreichtum

Im Schnitt überweisen die Ausrichter der WM-Läufe (heuer sind es nach der Absage des Rennens in Bahrain 19) dem seit Freitag 81-jährigen Supremo der Rennserie umgerechnet rund 20 Millionen Euro. Dem Bauunternehmen Jaypee Group, Initiator, Investor und Errichter des Buddh International Circuit nahe Neu-Delhis, entlockte Ecclestone gar 28 Millionen Euro pro Jahr. "Wir werden Indien auf die Weltkarte setzen", sagt Jaiprakash Gaur.

Der 80-jährige Unternehmensgründer plant eine gigantische Sportstadt samt Immobilien für die ständig wachsende Mittelschicht Indiens. Mehr als die Hälfte der Menschen im 1,2-Milliarden-Einwohner-Staat ist jünger als 28 Jahre. "Es ist gut für die Formel 1, im Land mit der zweithöchsten Bevölkerungszahl der Welt zu fahren", meint Mercedes-Teamchef Ross Brawn. Schon bald soll Indien die Volksrepublik China als bevölkerungsreichstes Land abgelöst haben.

Visionen

Auf dieselbe Zielgruppe wie der Ausrichter zielen auch die Formel-1-Rennställe und ihre Sponsoren ab - und davon gibt es reichlich. Im Jahr 2009 investierten in der Formel 1 Unternehmen, die zusammen einen Umsatz 3800 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet haben.

Nur zum Vergleich: Ein Bruttoinlandsprodukt mit höherem Wert können nur die USA, China und Japan vorweisen.

"Die Formel 1 ist eines der stärksten Marketing-Werkzeuge der Welt", sagt Martin Whitmarsh. Der Engländer ist Teamchef von McLaren, und Vorsitzender der Teamvereinigung, weshalb er ebenfalls darauf bedacht ist, neue Märkte zu erschließen.

Seit 2004 gab es nur zwei Saisonen, in denen die Formel 1 nicht Neuland betrat. 2014 erhält auch Russland einen Grand Prix. Blickt man auf die Landkarte, fehlt nur noch Afrika. Strecken-Architekt Tilke: "Es ist sicherlich auch sinnvoll, dort zu fahren."

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