Thomas Morgenstern geht in die Luft

Thomas Morgenstern hält es auch in seiner zweiten Karriere nicht am Boden.
Der Ex-Skispringer ist der Star beim Helikopter-Weltcup in Spitzerberg.

Es war beim Bergiselspringen in Innsbruck, als für einen kurzen Moment wieder der Skispringer in Thomas Morgenstern durchgekommen ist. "Eine meiner Lieblingsschanzen, Bilderbuchwetter, nicht der kleinste Windhauch – da hab’ ich beim Zuschauen bei der Quali einen richtigen Motivationsschub gekriegt und mir gedacht: ,Wär das jetzt cool, zu springen. Und, hey: Bis zur Heim-WM 2019 hab’ ich eh noch Zeit.‘"

Als er dann am nächsten Tag dann den Wettkampf verfolgte, waren die Lustgefühle schnell wieder verflogen. Einmal abgesehen davon, dass der Kärntner heute zehn Kilo mehr hat als noch zu seiner aktiven Zeit und er außerdem nicht weiß, "wie ich die je wieder runterkriegen soll", spielte auch noch das Wetter verrückt. "Das war wieder eines dieser typischen Innsbrucker Windspringen. Und da ist mir dann endgültig klar geworden, dass ich auf der Schanze nichts mehr verloren habe."

Hoch im Kurs

Das Element Luft lässt Thomas Morgenstern trotzdem nicht los, auch in seiner zweiten Karriere hält den 30-Jährigen nichts am Boden. Der Skisprung-Olympiasieger gehört mittlerweile schon zu den besten Hubschrauber-Piloten der Welt , und er fliegt in seinem neuen Metier in bewährter Manier um die Trophäen mit.

An diesem Wochenende stellen Morgenstern und seine internationalen Piloten-Kollegen beim Helikopter-Weltcup in Spitzerberg (NÖ) ihre Flugeigenschaften unter Beweis. "Es ist toll, dass die Leute einmal sehen können, was wir da machen, und merken, dass das keine langsame Herumfliegerei ist, sondern echte Action", sagt der Österreicher, der nach vier Bewerben in der Gesamtwertung an dritter Stelle liegt und zuletzt in Deutschland sogar schon einmal den amtierenden Weltmeister aus Russland überflügeln konnte.

Geflogen wird in den Disziplinen Slalom und Fender, im Mittelpunkt steht dabei ein mit Wasser gefüllter Kübel, den der Co-Pilot in der Hand hält. Diesen Kübel muss Morgenstern möglichst präzise unfallfrei durch einen Slalom-Parcours steuern und ihn am Ende dann punktgenau auf einem Tisch absetzen. "Es geht um die richtige Höhe, um den Schwung der Last", erklärt Morgenstern.

Teamspirit

Das erfordert vom Piloten einerseits viel Geschick und Fingerspitzengefühl, andererseits ist vor allem Teamwork gefragt. Denn Morgenstern muss sich bei seinen Manövern auf die Informationen seines Co-Piloten Stefan Seer verlassen. Genau damit hatte der ehemalige Skispringer anfänglich die größten Probleme, denn auf der Schanze war es Thomas Morgenstern gewohnt, allein für alles zuständig zu sein. "Das hab’ ich erst lernen müssen. Mich auf den Co-Piloten zu verlassen, obwohl mir mein Gefühl etwas anderes sagt. Aber genau das ist auch das Tolle an diesem Sport. Das ist eine riesige Familie, in der man sich untereinander hilft."

Zugleich sind die Helikopter-Teams auch Idealisten. Sie fliegen alle für Luft und Liebe, denn Preisgelder gibt es in diesem sündteuren Sport keine. Immerhin bekam Thomas Morgenstern für seinen WM-Titel in der Juniorenklasse (2015) einen Pokal. Einen, wohlgemerkt. "Den habe ich meinem Co-Piloten gegeben. Ich habe bei mir daheim eh schon genug Trophäen herumstehen."

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