Vettel knipst die WM-Lichter aus

Der Deutsche nutzt den Singapur-GP zur Machtdemonstration. Die WM scheint entschieden.

Eigentlich ist die Formel 1 ja ein Marathon: 310 Kilometer und 1403 Kurven sind etwa beim Flutlicht-Spektakel im Hafengelände von Singapur zu bewältigen. Da gewinnt der, der den längsten Atem hat und bei 30 Grad Temperatur und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit den kühlsten Kopf bewahrt.

So weit, so falsch.

Der Große Preis von Singapur war ein Sprint. 285 Meter sind es von der Startampel bis zu ersten Kurve. Danach war am Sonntag alles entschieden. Sebastian Vettel, gestartet aus der Poleposition, konnte den heranstürmenden Nico Rosberg im Mercedes mit Klasse und Härte hinter sich halten. Damit konnte Vettel nur noch einer einholen: der Fehlerteufel.

Tat er aber nicht – er nahm sich lieber Vettels Markenkollegen Mark Webber, dessen Getriebe in der letzten Runde in Flammen aufging und der von Freund Fernando Alonso in der Auslaufrunde aufgesammelt und im Ferrari in die Box chauffiert wurde. Diese Aktion - unerlaubtes Betreten der Rennstrecke - hat zur Folge, dass der Australier in der Startaufstellung für das nächste Rennen in zwei Wochen in Südkorea um zehn Startplätze zurückversetzt wird. Für den 37-Jährigen war es die dritte Verwarnung in dieser Saison - diese zieht automatisch eine solche Rückversetzung nach sich.

Sieger Vettel war da bereits längst aus seinem Red Bull gekraxelt, hatte wie immer nach Triumphen zärtlich über die Karosserie seines glänzenden Renners gestreichelt und den Zeigefinger gen Himmel gestreckt.

Business as usual für den 26-jährigen Deutschen nach Saisonsieg Nummer sieben.

Und dennoch war irgendetwas anders. Während das Formel-1-Feld gegen Ende eines WM-Jahres üblicherweise immer näher zusammenrückt, ist Vettel seinen Konkurrenten so weit enteilt wie noch nie. 32 Sekunden Vorsprung hatte der WM-Führende nach zwei Stunden Fahrtzeit auf den Zweiten Fernando Alonso. Selbst eine Safety-Car-Phase, die das Feld wieder ordnete, änderte nichts an der Dominanz von Vettel. Kaum wieder losgelassen, war er seinen Verfolgern schon wieder um 2,5 Sekunden enteilt.

Mehr als eine Ewigkeit in der auf Tausendstelsekunden ausgerichteten Formel 1. Alonso war, ist und bleibt der erste Jäger von Vettel.

„Nichts zu verlieren“

Aus dieser Rolle wird er jedenfalls heuer nicht mehr herauskommen. 60 Punkte beträgt Alonsos Rückstand bereits, die WM ist seit Sonntag so gut wie entschieden. „Wir sind in einer Position, in der wir nichts mehr zu verlieren haben“, sagte Alonso.

Der Weltmeister von 2005 und 2006 droht am Vierfach-Weltmeister in spe zu zerbrechen. Mit Grand-Prix-Sieg Nummer 33 ist Vettel seit Sonntag auch der erfolgreichste aktive Formel-1-Fahrer. „Viele sind vielleicht gelangweilt von Red-Bull-Siegen – wir nicht“, sagte Vettel und gab eine Vorschau auf den WM-Endspurt.

Bei Ferrari ist nicht nur der Glaube an die WM-Chance gering, auch jener in die Fähigkeiten des Chefpiloten hat drastisch abgenommen. Ab der kommenden Saison wird Alonso der launische, aber eilige Kimi Räikkönen zur Seite gestellt. Angetrieben von der Beförderung raste der Finne am Sonntag im Lotus von Startplatz 13 aufs Podest.

Fahrerwertung

Teamwertung

Endstand - GP von Singapur
1. Sebastian Vettel GER Red Bull 2
2. Fernando Alonso ESP Ferrari +32,6 2
3. Kimi Räikkönen FIN Lotus 43,9 2
4. Nico Rosberg GER Mercedes 51,1 2
5. Lewis Hamilton GBR Mercedes 53,1 2
6. Felipe Massa BRA Ferrari 73,8 2
7. Jenson Button GBR McLaren 83,3 2
8. Sergio Perez MEX McLaren 83,8 2
9. Nico Hülkenberg GER Sauber 84,2 2
10. Adrian Sutil GER Force India 84,6 2
Vettel knipst die WM-Lichter aus

SINGAPORE FORMULA ONE GRAND PRIX
Vettel knipst die WM-Lichter aus

Toro Rosso Formula One driver Ricciardo sits down
Vettel knipst die WM-Lichter aus

Toro Rosso Formula One driver Ricciardo gets out o
Vettel knipst die WM-Lichter aus

Lotus F1 Formula One driver Raikkonen races during

Die Fahrer mit den meisten Siegen:
1. Michael Schumacher GER 91 (1991-2012)
2. Alain Prost FRA 51 (1980-1993)
3. Ayrton Senna BRA 41 (1984-1994)
4. Sebastian Vettel GER * 33 (2007- )
5. Fernando Alonso ESP * 32 (2001- )
6. Nigel Mansell GBR 31 (1980-1995)
7. Jackie Stewart GBR 27 (1965-1973)
8. Niki Lauda AUT 25 (1971-1985)
. Jim Clark GBR 25 (1960-1968)
10. Juan Manuel Fangio ARG 24 (1950-1958)
11. Nelson Piquet BRA 23 (1978-1991)
12. Damon Hill GBR 22 (1992-1999)
. Lewis Hamilton GBR * 22 (2007- )
14. Mika Häkkinen FIN 20 (1991-2001)
. Kimi Räikkönen FIN * 20 (2001- )

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