Vettel gewinnt erstmals in Deutschland
Sebastian Vettel hat ein goldenes Händchen. Nicht nur für das Steuer seines Formel-1-Boliden, sondern auch für historische Ereignisse. Der Sieg gestern beim Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring war sein erster auf heimischem Asphalt – und vielleicht auch sein letzter.
Die Zukunft des Rennens auf dem traditionsreichen Gelände in der Eifel ist nach dem Insolvenzverfahren der Betreibergesellschaft mehr als ungewiss. Das wusste auch Vettel und verpackte daher eine dezente Botschaft in sein Siegerinterview: „Es ist ein Privileg, einen Heim-Grand-Prix zu haben.“
An wen diese Botschaft gerichtet sein sollte, ist unklar. An die Politik? An die deutschen Autofahrerklubs? An seinen Arbeitgeber gar? Gut möglich. Gerüchten zufolge soll Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz Interesse am Erwerb des Nürburgrings bekundet haben.
Zukunftsmusik. Bestenfalls. Als Rennfahrer lebt es sich ohnehin am besten im Hier und Jetzt. Und für Sebastian Vettel konnte gestern gar nichts schöner sein als die Gegenwart. „Yes, yes, yes, we can“, ließ der seit Kurzem 26 Jahre alte Vettel die Formel-1-Welt über den Boxenfunk wissen. Fünf Mal war er zuvor auf deutschem Grand-Prix-Boden angetreten, fünf Mal blieb ihm die Vorfahrt verwehrt. „Es schien ewig zu dauern.“
Mit seinem 30. Karrieresieg tilgte Vettel ein weiteres Land auf seiner persönlichen Landkarte. Von den aktuell 19 Grand-Prix-Ländern ist der dreifache Weltmeister nur noch in Ungarn und in den USA sieglos.
Die Wichtigkeit des Erfolgs erkannte auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner: „Es gibt zwar dieselben Punkte, aber manche Rennen sind für Fahrer etwas Besonderes.“ 25 Punkte waren es. Und dank denen baute Vettel seine WM-Führung auf 37 Zähler aus. Fernando Alonso, der erste Verfolger, brachte seinen schwächelnden Ferrari gestern als Vierter ins Ziel.
Schwache Jäger
Dass der Spanier und der Rest des Jagdkommandos den Titelverteidiger noch nicht zur Gänze aus den Augen verloren haben, liegt an einer glücklichen Fügung des Schicksals: Letzten Sonntag in Silverstone streikte bei Vettels Red Bull in Führung liegend das Getriebe.
Gestern blieben Mensch und Maschine fehlerlos. Chancen für Fehler boten sich in einem atemraubenden Rennen zur Genüge. Der Franzose Bianchi löste eine Safety-Car-Phase aus, nachdem er seinen in Feuer aufgehenden Marussia im Leerlauf verließ und der Bolide fahrerlos über die Piste rollte. Bereits in Runde drei hatte Massa zum wiederholten Male die Kontrolle über seinen Ferrari verloren.
Auch die Weltmeister schlampten. Bei Webber löste sich in der Boxengasse ein Rad. Die Walze traf einen Kameramann, der ins Spital geflogen werden musste.
Neben Vettel kam noch ein Team fehlerfrei durch das Gewirr. Und das war nicht das hochgehandelte Mercedes-Team, sondern es waren die Lotus-Mannen Räikkönen (2.) und Grosjean (3.).
Endstand nach 60 Runden: | ||||
1. | Sebastian Vettel | GER | Red Bull | 41:14,7 |
2. | Kimi Räikkönen | FIN | Lotus | 1,0 |
3. | Romain Grosjean | FRA | Lotus | 5,8 |
4. | Fernando Alonso | ESP | Ferrari | 7,7 |
5. | Lewis Hamilton | GBR | Mercedes | 26,9 |
6. | Jenson Button | GBR | McLaren | 27,9 |
7. | Mark Webber | AUS | Red Bull | 37,5 |
8. | Sergio Perez | MEX | McLaren | 38,3 |
9. | Nico Rosberg | GER | Mercedes | 46,8 |
10. | Nico Hülkenberg | GER | Sauber | 49,8 |
11. | Paul di Resta | GBR | Force India | 53,7 |
12. | Daniel Ricciardo | AUS | Toro Rosso | 56,9 |
13. | Adrian Sutil | GER | Force India | 57,7 |
14. | Esteban Gutierrez | MEX | Sauber | 1:00,1 |
15. | Pastor Maldonado | VEN | Williams | 1:01,9 |
16. | Valtteri Bottas | FIN | Williams | eine Runde |
17. | Charles Pic | FRA | Caterham | eine Runde |
18. | Giedo van der Garde | NED | Caterham | eine Runde |
19. | Max Chilton | GBR | Marussia | eine Runde |
Out: Felipe Massa (BRA/Ferrari), Jules Bianchi (FRA/Marussia), Jean-Eric Vergne (FRA/Toro Rosso)
Kommentare