Souveräner Vettel-Triumph in Monza

Eng war es an der Spitze des Feldes nur zu Beginn des Rennens.
Der Deutsche baut nach dem Start-Ziel-Sieg in Italien seine Gesamtführung aus.

Die Fahrt von Sebastian Vettel zum Sieg in Monza steht sinnbildlich für den Verlauf der WM-Saison. Es war eine Solofahrt von der Poleposition, verfolgt vom aufopfernd kämpfenden, aber letztlich doch chancenlosen Ferrari-Mann Fernando Alonso. Der Spanier liegt nach Rang zwei beim Ferrari-Heimrennen mittlerweile bereits 53 Punkte hinter dem Deutschen – das entspricht mehr als zwei Siegen. Sollten sich die Kräfteverhältnisse in den verbleibenden sieben Rennen nicht gravierend ändern, wird Vettel seine vierte Weltmeisterschaft nicht mehr zu nehmen sein. Mit einem guten Gefühl startet Vettel in die Asien-Wochen der Formel 1 (ab 22. September in Singapur).

„Unsere Autos waren absolut fantastisch“, sagte der Sieger. Und doch gab es Probleme: „Ich bin am Start nicht gut weggekommen und habe dann einen Bremsplatten gehabt. Das war sehr unangenehm. Und in den letzten 15 Runden hatten wir Probleme mit dem Getriebe. Da ist mein Pulsschlag etwas höher geworden.“

Dennoch holte Vettel überlegen seinen dritten Erfolg in Monza nach seinem Premierensieg 2008 und dem Sieg 2011. Insgesamt gewann er sein 32. Formel-1-Rennen und zog damit in der ewigen Bestenliste mit Alonso gleich. Mehr Siege haben nur Michael Schumacher (91), Alain Prost (51) und Ayrton Senna (41).

Kämpferisch

Fernando Alonso musste sich nach Vettels frühem Boxenstopp mit ein paar Führungsrunden trösten – und mit der Zuneigung der Fans. Alonso wurde von den fanatischen Tifosi wie der Sieger gefeiert. „Das hier ist das beste Podium der gesamten Saison“, sagte er. „Leider habe ich es nicht geschafft, die Lücke zu Vettel zuzufahren.“ Größer wurde auch der Rückstand in der Weltmeisterschaft, doch aufgegeben hat der Spanier noch lange nicht: „Wir müssen weiterhin viel Risiko nehmen, denn wir sind in der WM nur Zweite.“ Und auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner warnte: „Es ist noch ein so langer Weg, es sind noch so viele Punkte zu vergeben. Wir dürfen nicht nachlassen.“

Doch die anderen Verfolger von Vettel verloren auf der schnellsten Rennstrecke der Formel 1 (Siegerschnitt 234,268 km/h) viel an Boden: Kimi Räikkönen blieb mit seinem Lotus als Elfter ohne Punkte, Mercedes-Mann Lewis Hamilton holte als Neunter gerade einmal zwei Zähler . „Ich habe einen Patschen gehabt und musste früh wechseln. Das Rennen ist zum Desaster geworden.“ Den WM-Titel hat er schon abgeschrieben: „Jetzt kann ich nur noch schauen, so viele Rennen wie möglich zu gewinnen.“

Lobeshymne

Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko freute die „eindrucksvolle Art und Weise“ des Sieges und auch die Leistung von Toro-Rosso-Mann Daniel Ricciardo, der auf Rang sechs fuhr: „Sensationelle Leistung. Er ist ein schnelles, konstantes Rennen gefahren. Wir wissen schon, was wir machen und warum wir ihn für Red Bull gewählt haben.“

Einen Achtungserfolg in einer schwierigen Phase gab es für das Schweizer Sauber-Team: Der Deutsche Nico Hülkenberg erreichte mit Rang fünf das mit Abstand beste Saisonresultat.

Endstand:
1. Sebastian Vettel GER Red Bull 18:33,4
2. Fernando Alonso ESP Ferrari 5,4
3. Mark Webber AUS Red Bull 6,3
4. Felipe Massa BRA Ferrari 9,3
5. Nico Hülkenberg GER Sauber 10,3
6. Nico Rosberg GER Mercedes 10,9
7. Daniel Ricciardo AUS Toro Rosso 32,3
8. Romain Grosjean FRA Lotus 33,1
9. Lewis Hamilton GBR Mercedes 33,5
10. Jenson Button GBR McLaren 38,3
11. Kimi Räikkönen FIN Lotus 38,6
12. Sergio Perez MEX McLaren 39,7
13. Esteban Gutierrez MEX Sauber 40,8
14. Pastor Maldonado VEN Williams 49
15. Valtteri Bottas FIN Williams 56,8
16. Adrian Sutil GER Force India eine Runde
17. Charles Pic FRA Caterham eine Runde
18. Giedo van der Garde NED Caterham eine Runde
19. Jules Bianchi FRA Marussia eine Runde
20. Max Chilton GBR Marussia eine Runde
Souveräner Vettel-Triumph in Monza

Ferrari's Massa overtakes Red Bull's Webber, with
Souveräner Vettel-Triumph in Monza

ITALY FORMULA ONE GRAND PRIX
Souveräner Vettel-Triumph in Monza

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Souveräner Vettel-Triumph in Monza

Mercedes Formula One driver Hamilton drives during
Souveräner Vettel-Triumph in Monza

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Sebastian Vettel hat am Sonntag mit seinem Sieg in Monza seinen bereits 32. Formel-1-Grand-Prix gewonnen. Damit zog der 26-jährige Red-Bull-Pilot in der ewigen Bestenliste mit dem viertplatzierten Ferrari-Star Fernando Alonso aus Spanien gleich. Damit hat keiner der aktuellen Piloten der Motorsport-Königsklasse mehr Rennen gewonnen als Vettel.

Die Fahrer mit den meisten Siegen
1. Michael Schumacher GER 91 (1991-2012)
2. Alain Prost FRA 51 (1980-1993)
3. Ayrton Senna BRA 41 (1984-1994)
4. Sebastian Vettel GER * 32 (2007- )
. Fernando Alonso ESP * 32 (2001- )
6. Nigel Mansell GBR 31 (1980-1995)
7. Jackie Stewart GBR 27 (1965-1973)
8. Niki Lauda AUT 25 (1971-1985)
. Jim Clark GBR 25 (1960-1968)
10. Juan Manuel Fangio ARG 24 (1950-1958)
11. Nelson Piquet BRA 23 (1978-1991)
12. Damon Hill GBR 22 (1992-1999)
. Lewis Hamilton GBR * 22 (2007- )
14. Mika Häkkinen FIN 20 (1991-2001)
. Kimi Räikkönen FIN * 20 (2001- )

Bild: "Vettel - Das Sieg-Monster von Monza - Rivalen geben die WM auf - frustrierte Ferrari-Fans pfeifen ihn aus."

Berliner Zeitung: "Fahrten in die Einsamkeit. Nach Sebastian Vettels eindeutigem Sieg beim Ferrari-Heimspiel in Monza hat Fernando Alonso den WM-Titel so gut wie abgeschrieben."

Darmstädter Echo: "Die Pfiffe lächelt Vettel einfach weg."

Frankfurter Rundschau: "Der Rennroboter schlägt wieder zu."

Stuttgarter Nachrichten: "Vettel verdirbt Ferrari die Party."

Stuttgarter Zeitung: "Formel-gähn: Vettel sorgt für Langeweile."

Schweiz:

Berner Zeitung: "Sebastian Vettel triumphiert und nähert sich dem vierten Titelgewinn in Serie."

Neue Zürcher Zeitung: "Mit Bremsmanöver zum Sieg. Sebastian Vettel hält in Monza seine Gegner von Beginn an auf Distanz und gewinnt trotz technischen Problemen."

Italien:

La Gazzetta dello Sport: "Zu viel Vettel, Super-Alonso gibt sich geschlagen. Vettel hat die Hand an der Weltmeisterschaft. Der perfekte Sebastian pustet den Traum von Alonso aus."

Corriere dello Sport: "Alonso verabschiedet vom Podium aus die Weltmeisterschaft. Vettel von einem anderen Planeten, 53 Punkte vor dem Zweiten Fernando. Jetzt widmet Ferrari dem Projekt 2014 mehr Aufmerksamkeit."

Tuttosport: "Ferrari noch einmal von Red Bull geschlagen. Und jetzt zeigt Vettel sein Pokerface."

La Repubblica: "Vettel, der wichtigste Triumph. Alonso kann sich nur noch beugen. Fernando gibt alles, aber gegen Red Bull und den Deutschen kann man nichts machen. Der vierte WM-Titel in Serie ist einen Schritt entfernt."

Großbritannien:

Daily Mirror: "Lewis Hamilton klagt über sein Monza-Desaster und erklärt Titelhoffnungen für beendet. Der Mercedes-Fahrer wurde in einem Must-win-Rennen Neunter, während Vettel zum 6. Sieg im 12. Rennen cruiste und schon eine Hand an seiner vierten WM-Trophäe in Folge hat. Vettel noch zu überholen, sei genauso schwer, wie ohne Sauerstoff und in Badehose den Everest hinaufzurennen, meint Hamilton."

Guardian: "Auch das Buhen der Tifosi - weil er Alonso geschlagen hatte - konnte Vettel das Lächeln nicht aus seinem Champagner verspritzten Gesicht wischen."

Telegraph: "Vettel nimmt das Buhen der Tifosi als Kompliment. Je mehr sie buhen, desto besser waren wir, sagte er."

Independent: "Vettel wird ausgebuht und zuckt mit den Schultern. Nach seinem vierten Sieg in den vergangenen sechs Rennen könnte ihn das nicht weniger interessieren."

BBC: "Vettel hatte nicht nur das komplette Rennen im Griff, sondern auch die ganze Saison."

Spanien:

El Pais: "Vettel ist nicht aufzuhalten. Der Deutsche fährt in souveräner Manier den sechsten Sieg ein und nimmt Kurs auf seinen vierten WM-Titel."

El Mundo: "Viel Leidenschaft und wenig Auto: Der Ferrari gibt derzeit nicht mehr her als einen zweiten Platz für Fernando Alonso. Vettel steuert auf seinen vierten WM-Titel in Folge zu. Der Deutsche bricht Rekorde wie dereinst sein Idol Michael Schumacher."

El Periodico: "Vettel fährt die Konkurrenz in Grund und Boden und entscheidet die WM im Stile eines Großen."

Marca: "Vettel spielt mit seinen Rivalen. Der Weltmeister ist einfach nicht einzuholen, nicht einmal in Monza auf der Ferrari-Rennstrecke par excellence."

As: "Vettel setzt in Monza sein Gesetz durch. Er macht Alonsos Traum von einem Titelgewinn ein Ende."vettel

Sebastian Vettel weiß mittlerweile, wer 2014 sein Teamkollege sein wird: Toro-Rosso-Pilot Daniel Ricciardo rückt zu Red Bull auf. Rosberg und Hamilton haben langfristige Verträge bei Mercedes und Alonso ist fix bei Ferrari.

Doch einige Fragen bleiben offen. Am spannendsten ist, ob Kimi Räikkönen zu Ferrari zurückkehrt oder bei Lotus bleibt. „Es ist noch viel Zeit bis zur Entscheidung“, sagte der Finne vor dem Rennen in Monza in gewohnt cooler Art.

Im Mittelpunkt

Räikkönen ist die Schlüsselfigur im Transfer-Geschäft. Er ist der einzige Topstar, der wirklich auf dem Markt ist, da sein Vertrag ausläuft. Auch wenn es nichts wurde aus der Option Red Bull, hat Räikkönen reizvolle Alternativen. Lotus buhlt seit Monaten um eine Fortsetzung der Partnerschaft. Doch offensichtlich schuldet das nicht so finanzkräftige Team Räikkönen noch immer Prämien. „Sie kennen die Gründe, warum es mit den Verhandlungen gerade nicht weitergeht“, ließ der Weltmeister von 2007 wissen. „Bis sie gewisse Dinge nicht geregelt haben, werden wir nicht über nächstes Jahr sprechen. So einfach ist das.“

Schließlich hat auch Ferrari Interesse an dem Finnen. Eine Rückkehr Räikkönens zur Scuderia würde nicht einer gewissen Ironie entbehren: Ende 2009 bezahlten ihm die Italiener einen zweistelligen Millionenvertrag, damit er sein Cockpit für Fernando Alonso räumte. Nun ködert Ferrari Räikkönen erneut mit Millionen.

Beide Seiten haben kein Problem mit dieser skurrilen Situation. Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo versicherte: „Was war denn? Kimi gewann mit uns einen WM-Titel.“ Auch Räikkönen hat die Trennung abgehakt: „Ich habe nichts gegen sie.“

Ferrari hat zahlreiche Optionen. Felipe Massa, dessen Abschied beschlossene Sache schien, hat plötzlich wieder gute Chancen auf einen neuen Kontrakt. Domenicali: „Wir unterstützen Felipe, weil er ein prima Kerl und ein guter Teamplayer ist.“

Souveräner Vettel-Triumph in Monza
epa03857434 Finnish Formula One driver Kimi Raikkonen of Lotus F1 Team walks in paddock ahead of the Grand Prix of Italy at the Italian Formula One circuit in Monza, Italy, 08 September 2013. EPA/VALDRIN XHEMAJ

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