Formel 1: Rennen um die Welt

Japan, Südkorea, Indien, Abu Dhabi, Texas und Brasilien - Au die Formel 1 warten noch viele Reisekilometer.
Mit dem Rennen in Singapur beginnt für die Formel 1 eine 65.000 km lange Hatz um den Erdball. Gefordert sind die Logistiker der Teams.
Formel 1: Rennen um die Welt

Wer mit der Formel 1 Schritt halten will, der braucht vor allem eines: Ausdauer. Aus exakt 6095 Kilometern und 566 Metern Renndistanz besteht die Saison 2012. Um zu den zwanzig Rennstrecken und wieder zurück zu kommen, sind jedoch 160.000 Reisekilometer nötig. Nimmt man den Äquator als Maßstab, umrundet die Formel 1 pro Saison vier Mal den Erdball.Ein Großteil dieser 160.000 Kilometer fällt im letzten Saisondrittel an, das am Sonntag mit dem Großen Preis von Singapur eingeläutet wird. (Start: 14 Uhr MESZ/live ORFeins, RTL und Sky). Bis zum Saisonfinale in Brasilien am 25. November warten noch Aufenthalte in Japan, Südkorea, Indien, Abu Dhabi und Texas. Dazwischen reisen die Teams noch mehrmals in ihre Firmenzentralen nach Europa.

10.000 Teile

Längst ist auch abseits der Rennpisten ein Beschleunigungswettbewerb entstanden. Rund 7000 Reisen bucht ein Rennstall für seine Mitarbeiter im Laufe einer Saison. Geflogen wird vorwiegend in der Economy-Klasse, nur Fahrer und Top-Mitarbeiter wie Ingenieure reisen erstklassig.Chef der Logistik ist zumeist der Team-Manager eines Rennstalls, wie Jonathan Wheatley beim Weltmeister-Team Red Bull. 80 DIN-A4-Seiten stark ist die Checkliste des Engländers für ein Rennwochenende. 10.000 Positionen sind darauf zu finden, von der Radmutter bis zur Espresso-Maschine.Bei Red Bull schippert zudem ein Teil der Fracht nahezu das ganze Jahr über die See. Um etwa auch für PR-Aktionen mit Showläufen möglichst rasch an jedem Ort der Welt sein zu können, verfügt das österreichische Team über mehrere, idente Ausrüstungseinheiten.Zu einem Übersee-Rennen wie in der asiatischen Metropole Singapur schickt jedes Team 30 Tonnen Material, fein säuberlich wird alles in Container verstaut, versiegelt und zum Flughafen inLondon gebracht. Mit einem Jumbo-Jet der Formel-1-Gesellschaft tritt die millionenteure Fracht die Reise nach Übersee an. Aus München oder Mailand startet noch eine zweite Maschine mit dem Gepäck von Ferrari, Toro Rosso und Sauber.

Wichtigstes Gut

Mit an Bord ist auch das wichtigste Gut, die Autos. Auf Paletten übereinander montiert, werden die Boliden in den Bauch der Boeing geschoben. Getriebe, Motoren und alle anderen hochsensiblen Groß- und Kleinstteile sind ausgebaut.Noch größer und komplexer ist der Aufwand für ein Rennen in Europa: 300 Tonnen – also gut das Zehnfache der Übersee-Last – karrt jedes Team zu einem Rennen auf dem Ursprungskontinent der Rennserie. Im Fuhrpark eines Top-Teams stehen mehr als zwanzig Lastwagen, die sich im Fahrerlager zu Raumschiff-ähnlichen Team-Stützpunkten mit Internetzugang, Hightech-Küche und Dusche ausbauen lassen.An der Strecke ist die Teilchenbeschleunigung voll im Gang – vor allem bei Übersee-Rennen. In vier Stunden muss die glitzernde Welt aus Fahrerlager und Garage wieder in Container verstaut sein. Denn wer zu spät zum Flieger kommt, den bestraft nicht das Leben, sondern Formel-1-Boss Bernie Ecclestone: mit einer Geldstrafe.

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