Williams: Mit Vollgas in die Sackgasse

epa03658914 Mexican Formula One driver Sergio Perez of McLaren Mercedes walks away from his car after crashing during the 1st practice session at the Shanghai International circuit in Shanghai, China, 12 April 2013. The 2013 Chinese Formula One Grand Prix will take place on 14 April. EPA/SRDJAN SUKI
Williams und McLaren sind stolz, erfolgsverwöhnt und pünktlich zum Heimrennen in der Krise.

Lewis Hamilton ist kein Ignorant. Der Mercedes-Pilot ist Engländer, er weiß daher um die Erfolge und um das Renommee des englischen Rennstalls Williams.

Dennoch funkte Hamilton vor wenigen Wochen beim Grand Prix von Spanien in die Welt hinaus: „Jetzt werde ich sogar von einem Williams überholt.“

Das sagt einiges über den Anspruch des Ex-Weltmeisters aus, aber noch viel mehr über die Lage bei Williams. Sieben Rennen, null Punkte – so lautet die Ausbeute des Traditionsteams vor dem Großen Preis von Großbritannien am Sonntag (Start: 14 Uhr MESZ/live ORFeins, RTL und Sky). Schlechter ist die Renngemeinschaft aus Grove noch nie in eine Formel-1-Saison gestartet.

114 Siege, 16 WM-Titel

Williams: Mit Vollgas in die Sackgasse
epa03668563 Williams Formula one team principal and founder Sir Frank Williams chats with the team driver Venezuelan Pastor Maldonado (L) in the pit after the 1st practice session at the Sakhir circuit near Manama, Bahrain, 19 April 2013. The 2013 Bahrain Formula One Grand Prix will take place on 21 April. EPA/SRDJAN SUKI
Und Saisonen gab es einige. Seit 1978 kreist Williams in der Formel 1. 598 Grand-Prix-Starts, 114 Siege, neun Mal Weltmeister bei den Konstrukteuren, sieben Mal bei den Fahrern. Das sind die nüchternen Fakten. Doch der Mythos, der den Rennstall umgibt, geht tiefer.

„Seit unserer Gründung sind 78 Teams gekommen und gegangen oder haben den Besitzer gewechselt. Unsere Langlebigkeit ist ein Beleg für die Tausenden von Menschen, die sich aufgeopfert haben, um uns hier zu halten.“ So spricht der Teamgründer Frank Williams. Die Queen hat den 71-Jährigen zum Ritter geschlagen, die Formel 1 hat ihn gezeichnet. 1986 kam er auf der Rückreise von Testfahrten mit seinem Wagen von der Fahrbahn ab und überschlug sich. Seither sitzt Williams im Rollstuhl.

Die großen Tage sollten dem Rennstall zu diesem Zeitpunkt noch bevorstehen. „Williams war nie ein Unternehmen, welches sich mit der Vergangenheit beschäftigt hat, aber an diesem Wochenende werden wir unsere Geschichte feiern“, sagt Tochter Claire Williams, die heuer die Teamleitung von ihrem Vater übernommen hat.

Williams ist ein stolzes Team. „Wir würden unser aktuelles Auto niemals aufgeben“, sagt Claire Williams trotz der tristen Lage. Daher nimmt man es dieser Tage auch nicht so genau und feiert bereits dieses Wochenende in der Heimat den 600. Grand Prix, obwohl die Marke erst kommende Woche auf dem Nürburgring erreicht wird.

182 Siege, 20 WM-Titel

Nur zwei Rennställe waren in den 63 Jahren, in denen sich die Formel 1 nun schon im Kreis dreht, erfolgreicher als Williams: Ferrari und McLaren. Auch für das zweite ruhmreiche Privatteam aus dem Königreich (182 Siege, zwanzig Weltmeistertitel) läuft es schlecht.

Am Samstag in Silverstone scheiterten Jenson Button und Sergio Perez einmal mehr vor dem finalen Qualifikationsabschnitt; zuletzt in Kanada blieb McLaren erstmals seit langer Zeit ohne WM-Punkt; in der Konstrukteurswertung fehlen 164 Punkte auf Red Bull.

„Uns fehlt eine ganze Menge“, gesteht Button, „man sieht schon am Fernsehbild, dass unser Auto bestimmte Dinge tut, die ein Formel-1-Auto nicht tun sollte.“ Noch am Ende der letzten Saison stellte McLaren das schnellste Auto, doch die Ingenieure befanden, dass in dem Modell kein Verbesserungspotenzial mehr steckt und bauten ein komplett neues Auto. Ein schlechtes.

Die Erwartungshaltung ist enorm. McLaren ist der einzige Konstrukteur, der die drei großen Rennen im Motorsport (Grand Prix von Monaco, 500 Meilen von Indianapolis, 24 Stunden von Le Mans) bisher gewinnen konnte. „Wir wissen, was Gewinnen ist“, sagt Ex-Teamchef und Mitbesitzer Ron Dennis. „Aber wir verstehen auch, was verlieren ist.“

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