Formel-1-Lager atmet nach Silverstone-Krimi auf

Das Rennen in Silverstone am Sonntag sorgte für große Spannung.
Das spannende Rennen in England lässt auf bessere Zeiten hoffen.

Nach dem Renn-Spektakel von Silverstone hofft die Formel 1 auf ein Ende ihrer Image-Krise. "Manchmal passieren die Dinge zum richtigen Zeitpunkt", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Vor der Rekord-Kulisse von 140.000 Zuschauern hatte der neunte Saisonlauf Action wie lange nicht geboten. Zuletzt hatte es immer wieder Diskussionen um fehlende Spannung und überfällige Reformen gegeben.

"Ich denke, diese Ansichten sind immer noch zulässig. Aber wir dürfen nicht überreagieren und behaupten, alles sei falsch", sagte WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton. Der Brite hatte den von vielen Wendungen geprägten Grand Prix am Sonntag gewonnen. Mit einer Safety-Car-Phase, überraschenden Spitzenreitern und einer Regen-Lotterie am Ende lieferte das Rennen beste Unterhaltung.

"Wir sind nicht zu weit weg vom Ziel. Hoffentlich gibt es noch mehr solcher Rennen", sagte der zweifache Weltmeister Hamilton. Dem um sein Lebenswerk besorgten Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone dürfte nur der Ausgang des Sonntagskrimis in der Grafschaft Buckinghamshire nicht so ganz gefallen haben. Hatte er doch zuvor erklärt, nur Siege von Hamiltons Mercedes-Rivale Nico Rosberg könnten das Interesse an der Rennserie vorläufig retten. "Wenn man denkt, dass Hamilton am Sonntag gewinnt, verliert man das Interesse. Aber wenn Nico gewinnt, schauen die Leute vielleicht weiter zu", hatte Ecclestone gesagt.

Änderungen

Unter dem Eindruck der anhaltenden Mercedes-Dominanz und der fehlenden Konkurrenzfähigkeit vieler Teams hatte die Strategiegruppe der Formel 1 schon vor dem Grand Prix von Großbritannien Reformen beschlossen. Elektronische Starthilfen sind schon vom übernächsten Rennen an verboten, der Fahrer soll grundsätzlich wieder mehr in den Mittelpunkt rücken.

Künftig werden die Piloten von der Box auch nicht mehr über Reifen- und Bremsentemperaturen informiert. Das Strafensystem wird vereinfacht, die Rennwagen sollen ab 2017 rassiger aussehen und mehr Überholmanöver ermöglichen.

Sogar das Grand-Prix-Format könnte sich grundlegend ändern. Im Gespräch ist die Einführung eines Sprintrennens am Samstag, das über die Startaufstellung für den Sonntag entscheidet. Im Fahrerlager gibt es für diese Pläne aber bereits heftigen Gegenwind.

GROSSBRITANNIEN:

The Times: "Lewis Hamilton gewinnt Champagner-Party in Silverstone. Es war eine historische Leistung, die Hamilton in eine erhabene Gesellschaft erhoben hat, da er einer von nur drei britischen Fahrern nach Nigel Mansell und Jim Clark geworden ist, der seinen Heimlauf der Weltmeisterschaft dreimal gewonnen hat."

The Guardian:

"Lewis Hamilton siegt im britischen Grand Prix vor Nico Rosberg in einem regennassen Silverstone. Lewis Hamilton hat sehr viel mehr erreicht als nur den britischen Grand Prix zu gewinnen. Der fliegende Doktor der Formel 1 hat den gesamten Sport von seinem Krankenbett gehoben und ihn vor einer endlos begeisterten Menge in den Sonnenschein gestellt."

SPANIEN:

AS: "Hamilton hat alles richtig gemacht, sowohl mit seinen Händen als auch mit seinem Kopf. Und wenn er das schafft, kann ihn heutzutage kaum jemand in Verlegenheit bringen. Sein Auto ist ein Torpedo."

La Vanguardia: "Hamilton erholt sich von einem sehr schlechten Start, trifft mit seiner Regenstrategie den Nagel auf den Kopf und zeigt, wer der Chef ist."

Mundo Deportivo: "Der Große Preis von Großbritannien war mit Abstand das verrückteste, interessanteste und spannendste Rennen der Saison. Dafür, dass das Ergebnis am Ende nichts Neues brachte, muss man sich bei Williams bedanken. Wegen eines strategischen Fehlers verpasste der Rennstall eine goldene Gelegenheit."

Sport: "Lewis Hamilton befindet sich in der besten Phase seiner Karriere und er hat das vor eigenem Publikum mit einer brillanten Vorstellung gezeigt."

Marca: "Meister Hamilton. Diese fünf Runden auf nasser Piste haben den Unterschied zwischen den Guten und den Besten aufgezeigt. Hamilton hatte Probleme, er hat aber keinen Boxenstopp gemacht und seinen Sieg nicht riskiert."

FRANKREICH:

L'Equipe: "Lewis Hamilton (Mercedes) Star des Schauspiels in Silverstone. Trotz eines verpatzten Starts hat sich Lewis Hamilton in einem sehr abwechslungsreichen Grand Prix von Großbritannien am Sonntag in Silverstone durchgesetzt."

Le Figaro: "Hamilton, das Fest daheim. Trotz eines verpassten Starts, trotz zaudernder Williams, trotz des Regens am Ende des Rennens hat es Lewis Hamilton geschafft, sich bei sich in Großbritannien durchzusetzen"

DEUTSCHLAND:

Frankfurter Allgemeine Zeitung: "Hamilton nervenstark zum Heimsieg. Die Silberpfeile liegen auch in Silverstone vorne - im bislang besten, spektakulärsten und unterhaltsamsten Grand Prix dieser Saison. Weltmeister Hamilton hält sich im letzten Moment Rivale Rosberg vom Leib."

Bild: "Heimsieg für Hamilton. Aber so schwer war's für den Weltmeister noch nie. Lewis Hamilton (30) triumphiert nach einem heißen Fight mit beiden Williams in SILBERstone! Platz zwei für Nico Rosberg (30)."

Süddeutsche Zeitung: "Hamilton vor Rosberg und Vettel: Was gewöhnlich klingt, kommt beim Formel-1-Rennen in Silverstone auf spektakuläre Art zustande. Die Renn-Patrioten kommen nach den vielleicht unterhaltsamsten 94 Rennminuten des Jahres voll auf ihre Kosten: Lewis Hamilton sichert sich seinen fünften Sieg im neunten WM-Lauf, fast zwölf Sekunden vor dem Mercedes-Kollegen Nico Rosberg. Der Rosberg-Trend ist damit vorerst gestoppt, Hamilton baut seine WM-Führung wieder auf 17 Punkte aus."

SCHWEIZ:

Neue Zürcher Zeitung: "Ein Verlorener als umjubelter Sieger. Lewis Hamilton beweist in Silverstone seine Comeback-Fähigkeit und gewinnt fast elf Sekunden vor dem Teamkollegen Nico Rosberg. Der Sauber-Rennstall zeigt eine schwache Leistung."

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