Königsklasse betritt im Kaukasus Neuland

Erstmals findet der GP von Europa in Baku statt.
Die Formel 1 fährt erstmals in Aserbaidschan. Menschenrechtsorganisationen kritisieren das autoritär regierte Land.

Wenige Tage nach dem GP in Kanada landet der Formel-1-Tross erstmals in Aserbaidschan. Am Kaspischen Meer erwartet die Piloten mit 340 km/h der schnellste Stadtkurs der Formel 1. Mit einer länge von 6 Kilometern ist der Kurs durch die Altstadt Bakus nach der Strecke im belgischen Spa die Zweitlängste im Formel-1-Kalender.

Pirelli hat die Reifenmischungen Medium, Soft und Supersoft aufgelegt. Baku bietet heißes, trockenes Klima, gilt aber auch als "Stadt der Winde". Es wird jedenfalls wesentlich wärmer als zuletzt in Kanada, erwartet wird sogar ein "Hitzerennen".

Autoritäre Brücke zwischen Europa und Asien

Präsident Aliyev regiert das Land seit 2003 als Nachfolger seines Vaters Gaidar Aliyev, der seinerseits seit 1969 fast ununterbrochen an der Macht war. Menschenrechtler kritisieren Aliyev und seine Regierung für deren hartes Vorgehen gegen Oppositionelle, Menschenrechtler und kritische Journalisten. In der "Rangliste der Pressefreiheit" der NGO "Reporter ohne Grenzen" war Aserbaidschan im Jahr 2015 auf Rang 162 unter den 180 erfassten Staaten. Zum Vergleich: Österreich lag auf Platz sieben, die Nummer eins war Finnland. Auch bei der Bekämpfung der Korruption belegt das Land weltweit einen hinteren Platz.

Im Vorfeld des Premierenrennens trafen sich Vertreter von "Sports for Rights" mit dem Formel-1-Management. Bernie Ecclestone, bekanntlich durchaus Freund autoritärer Systeme, hielt sich aber heraus. "Jeder scheint hier glücklich zu sein", hatte er vergangenes Jahr lakonisch gemeint.

Aserbaidschan will sich seit längerem als Tor zum Westen etablieren und mit einer Anhäufung von Großereignissen auch Touristen ins Land bringen. Zwei Jahre nach dem Eurovision Song Contest und ein Jahr nach den Europaspielen findet mit dem GP von Europa das nächste Großereignis in Aserbaidschan statt. Nächstes Projekt sind Matches der Fußball-WM in Russland.

Kommentare