Formel 1 droht kleinstes Starterfeld seit 1969

Für Caterham schaut's nicht gut aus.
Der Überlebenskampf der Pleite-Teams ist zunehmend aussichtslos.

Der Formel 1 droht zum Auftakt der neuen Saison das kleinste Starterfeld seit 46 Jahren. Der Überlebenskampf der Pleite-Teams Caterham und des Marussia-Nachfolgers Manor wirkt zunehmend aussichtslos, daher könnten am 15. März in Melbourne nur 18 Autos in der Startaufstellung stehen. So wenige Teilnehmer beim ersten Saisonrennen waren es zuletzt 1969 in Südafrika.

"Wir brauchen in wenigen Wochen Bewegung, wenn es noch einen Deal geben soll", mahnten die Insolvenzverwalter des Caterham-Rennstalls, dessen Hoffnung auf eine Zukunft in der Königsklasse auf ein Minimum gesunken ist. Die Zeit läuft dem Team davon. Schon kalkulieren die Briten damit, den ersten Test Anfang Februar in Jerez de la Frontera auszulassen. Ohnehin würde Caterham mit einer Sondererlaubnis wohl vorerst weiter mit dem Vorjahreswagen starten, weil die Entwicklung eines neues Modells nicht mehr zu schaffen ist.

Schließlich wurden im Zuge der Insolvenz alle Mitarbeiter gekündigt. Auch Fahrer für die neue Saison hat das Team offiziell nicht unter Vertrag. "Wir reden weiter mit Kauf-Interessenten", versicherte Henry Shinners, einer der Insolvenzverwalter bei Caterham. "Ich würde daher nichts ausschließen. Aber wenn wir bis zum ersten Rennen in dieser Lage bleiben, dann sind die Chancen für eine Rettung des Teams gleich Null", fügte Shinners hinzu.

Hoffnungsschimmer

Zwar tauchen Caterham und Manor weiter auf der offiziellen Meldeliste des Automobilweltverbands (FIA) auf, doch wer soll die enormen Ausgaben für den Rennbetrieb aufbringen? Bei Manor zumindest hoffen sie noch auf einen 50-Millionen-Euro-Trumpf. So hoch wäre der Anteil des Preisgelds für Marussia gewesen, wenn der Rennstall auch 2015 dabei gewesen wäre. Manor fühlt sich als Inhaber der ehemaligen Marussia-Rennlizenz nun im Recht, Anspruch auf dieses Geld zu erheben.

Dafür aber müsste der Rumpf-Rennstall aus der Insolvenz auferstehen und in Australien an den Start gehen. "Es gibt noch eine kleine Hoffnung, aber es ist bald zu spät", erklärte Manor-Chef John Booth, einst auch Marussia-Teamchef, seiner Heimatzeitung "Yorkshire Post" zu Beginn dieser Woche. Bis Mitte Jänner müsse ein Geldgeber gefunden sein, um das Formel-1-Projekt vor dem endgültigen Aus zu bewahren. Es gebe "positive Gespräche" mit möglichen Investoren, beteuerte Booth. "Aber wirklich den Schritt zur Übernahme zu machen, das ist das große Problem", gestand der Brite.

Ohnehin ist unklar, auf welcher Basis Manor so kurzfristig noch ein Rennteam auf die Beine stellen will. Im Zuge der Marussia-Insolvenz wurde das Inventar inklusive der Formel-1-Fabrik in Banbury verkauft. Die Außenstände zum Zeitpunkt des Kollapses betrugen rund 40 Millionen Euro. "Irrsinn" sei das bisherige Geschäftsmodell von Caterham und Marussia gewesen, urteilte der US-Amerikaner Gene Haas, der 2016 selbst mit einem Rennstall in die Formel 1 einsteigen will.

Auch Formel-1-Chef Bernie Ecclestone machte zuletzt mehrfach deutlich, dass er auf die Hinterbänkler in seinem exklusiven Zirkus gut verzichten kann. "Keiner wird diese beiden Teams vermissen", behauptete der 84-Jährige.

Vorstandschef Matthias Müller hat indes einen Einstieg von Porsche in die Formel 1 erneut ausgeschlossen. Der zum VW-Konzern gehörende Sportwagenhersteller werde sich weiterhin auf die Langstrecken-WM in der Topklasse LMP1 konzentrieren. "Wir glauben, dass die LMP1 Zukunft hat", sagte Müller am Mittwochabend, während die Formel 1 "mehr und mehr in Schwierigkeiten" gerate.

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