Berger: "Adrian Newey ist der Schlüssel"
Gerhard Berger ist wie die meisten anderen Formel-1-Piloten ein großer Fan der anspruchsvollen Rennstrecke in Suzuka, wo sich Sebastian Vettel am Sonntag zum jüngsten Doppelweltmeister der Geschichte machen kann. Zweimal hat Österreichs Rekordhalter (210 GP-Starts) dort gewonnen, und darunter 1987 vor 250.000 Zuschauern auch seinen ersten Ferrari-Sieg gefeiert.
Berger hält Suzuka deshalb für einen absolut würdigen Schauplatz für eine WM-Entscheidung. Sowohl sportlich, als auch stimmungsmäßig. Die Karaoke-Bars dort sind legendär, erklärte Vettels ehemaliger Teamchef im Interview.
Ist Suzuka sportlich ein würdiger Platz für eine WM-Krönung?
Gerhard Berger: Einer der würdigsten. Suzuka gehört zu den drei besten Rennstrecken in der ganzen Formel 1. Spa, Monaco und Suzuka sind die drei anspruchsvollsten überhaupt. Es war auch meine absolute Lieblingsstrecke. Die Mischung aus Berg- und Talbahn, schnellen und langsamen Kurven, die Länge, die Strecke hat einfach alles.
Mehrmals ist in Suzuka bereits unter zum Teil dramatischen Umständen der Titel vergeben worden. Ihre eindrucksvollste Erinnerung?
Das war 1987. Gleich beim allerersten Rennen in Suzuka habe ich meinen ersten Ferrari-Sieg gefeiert. Das war Wahnsinn. 400.000 Zuschauer wollten kommen, 250.000 durften rein. Und Senna gegen Prost war dort immer interessant. Ich bin einmal in der zweiten Reihe gestanden und hatte freie Sicht, nachdem Senna schon in den Boxen angekündigt hat, dass wir alle eine gute Show sehen würden.
Vettel hat ein verblüffend ähnliches "S" in seinem Logo. Immer mehr vergleichen ihn mit dem großen Brasilianer Ayrton Senna. Sehen Sie auch Vergleichbares?
Ich mag solche Vergleiche normal gar nicht, weil es andere Generationen und andere Voraussetzungen gibt. Aber eine Sache fällt mir bei Sebastian auf und erinnert mich an Senna. Das ist seine Konzentration und das Abrufen der Qualifikationsleistung auf den Punkt in letzter Sekunde. Das macht er sehr ähnlich wie Ayrton.
Wenn man nur noch einen Punkt braucht, droht da die Gefahr, den Fokus zu verlieren?
Ein Punkt ist angenehm. Der Titelkampf ist noch offen, alle reden davon, aber im Prinzip kannst du das Ding nicht mehr verlieren. Die WM gehört ihm. Aber er wird deshalb sicher den Fokus nicht verlieren. Er konzentriert sich schon auf sein nächstes Ziel. Das ist die nächste WM, da gibt es einiges an historischen Werten wie Poles oder Rennsiege zu schlagen.
War dieser eindrucksvolle Erfolg für Red Bull und Vettel 2011 für Sie absehbar?
Es war früh ersichtlich, dass es eintreten könnte. Aber zwischen kann und tatsächlich ist in der Formel 1 ein großer Unterschied. Es war letztlich die Summe harter, konsequenter Arbeit des Teams und der hervorragenden Umsetzung durch Vettel.
Wird Red Bull die Formel 1 längerfristig dominieren?
Der Schlüssel ist ganz klar Adrian Newey. Egal wo er war, er ist der, der die Zeit der Aerodynamik beherrscht. Solange er motiviert ist und ihm Red Bull die Voraussetzungen gibt, wird sich so schnell nichts ändern. Der entscheidende Bauteil ist natürlich Red Bull selbst, weil Newey ohne diese Voraussetzungen nichts machen kann. Ich meine das aber nicht nur finanziell, sondern eher auf die Freiheiten gemünzt, die man ihm dort gibt. Geld hat er von McLaren auch bekommen.
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