Alarmstufe Rot bei Ferrari

Alarmstufe Rot bei Ferrari
Die Italiener steuern beim Formel-1-GP in Silverstone auf eine Negativmarke zu. Die Poleposition gehört Mark Webber.

Wenn in Maranello Mönche gesichtet werden, herrscht keine himmlische Stimmung bei Ferrari. Im Frühjahr 2009 war es, als Luca di Montezmolo, der schillernde Präsident des italienischen Formel-1-Rennstalls, seinen Angestellten in der Firmenzentrale Mönchskutten aushändigte. Als Büßergewand nach dem katastrophalen Saisonstart mit drei Rennen ohne WM-Punkt.

Zur Kostümierung kam es heuer zwar noch nicht, doch verläuft die Saison 2011 weiter so wie bisher, wird der in der Belegschaft gefürchtete Präsident schon bald wieder zu ähnlich theatralischen Mitteln greifen. Nach acht von 19 Rennen hat Fernando Alonso, der Chefpilot der Scuderia, 99 Punkte Rückstand auf WM-Spitzenreiter Sebastian Vettel, seit zehn Rennen ist der Rennstall sieglos. "Ich hätte niemals gedacht, einen so schwierigen Saisonstart zu haben", sagt Di Montezemolo.

Dem Grand Prix von Großbritannien am Sonntag (14 Uhr MESZ/live ORFeins, RTL und Sky) wird daher nicht nur eine richtungsweisende Bedeutung für den weiteren Saisonverlauf beigemessen, sondern auch eine symbolische. Gelingt den Italienern keine Sensation, stellen sie ihre längste Durststrecke von elf Grand Prix ohne Sieg ein.

Ausgerechnet in Silverstone, wo nicht nur die Rennserie ihren Ursprung hat, sondern auch das Sieger-Gen von Ferrari. Vor genau 60 Jahren gewann der stolze Rennstall auf dem umgebauten Militärflugplatz der britischen Luftwaffe seinen ersten WM-Lauf in der Formel 1. Was folgte, wird unter dem Begriff Mythos Ferrari gebündelt: 214 Rennsiege, 16 WM-Titel bei den Konstrukteuren, 15 bei den Fahrern. Den letzten allerdings vor vier Jahren durch Kimi Räikkönen.

Ideenlos

Alarmstufe Rot bei Ferrari

Die Jahre danach verliefen ernüchternd. Trotz der Verpflichtung von Wunschfahrer Alonso, dessen Fahrdienste bis 2016 Ferrari über 100 Millionen Euro wert sind. Es krankt vielmehr am Dienstwagen des 29-jährigen Spaniers. Die drastischen Einsparungen der Königsklasse zu Beginn der Saison 2009 bei Test- und Windkanaltagen sowie bei den Motoren trafen Ferrari am härtesten. Die Sekunden, die dadurch auf der Strecke verloren gingen, mussten findige Aerodynamiker wieder einbringen - und im Bereich der Strömungstechnik hapert es bei den Italienern.

Doppeldifussor (BrawnGP), F-Schacht (McLaren), flexibler Frontflügel (Red Bull) - die Meilensteine der letzten Jahre stammten alle aus der Feder britischer Ingenieure. "Red Bull hat eines der dominantesten Autos der Geschichte", ermahnte Alonso seinen Arbeitgeber. Ferrari reagierte erstmals im Mai und versetzte Technikdirektor Aldo Costa, der 2008 das Erbe von Ross Brawn antrat. Kapitulieren wolle man in der WM-Saison noch nicht. "Warten wir noch ein paar Rennen ab", sagt Di Montezemolo. Die Mönchskutten sind ja rasch organisiert.

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