Mensur Suljovic: Ein Spitz-Bub als Pendler

Mensur Suljovic ist voll auf die WM fokussiert.
Mensur Suljovic spielt am Montag, wird aber auch als Sieger nicht in London bleiben.

Mensur Suljovic hebt seinen Unterarm – und mit etwas Fantasie sieht man, wie sich dort die Haare leicht heben. Er sagt: "Wenn ich an die WM denke, steigt mir schon die Gänsehaut auf." Dabei sitzt einem gar kein Youngster mehr gegenüber im Dartsklub "PM" in der Dammstraße im 20. Wiener Gemeindebezirk. Mensur Suljovic wird im März 46 Jahre alt. Und es ist auch nicht das erste Mal, dass Suljovic beim Highlight im Darts-Mekka dabei sein darf. Schon vor zehn Jahren stand er zum ersten Mal im "Ally Pally" auf der Bühne. "Aber die WM ist etwas Besonderes. Da sind die Fans noch eine Spur lauter als sonst. Es sind meine Freunde und meine Familie dort."

Nummer fünf der Dartswelt ist Mensur Suljovic mittlerweile. Er sagt: "Irgendwie kann ich das noch immer nicht ganz glauben." 1999 wurde er Weltmeister im E-Darts. In Folge konzentrierte er sich auf Steeldarts. 2007 qualifizierte er sich als Sieger einer Turnierserie in Deutschland erstmals für die WM. 2010 stand er als erster (und noch immer einziger) deutschsprachiger Spieler im Achtelfinale.

Debüt im Jahr 2007

Seit zehn Jahren taucht er bei der WM in eine besondere Welt ein. Alle Spieler wohnen im selben Hotel, werden per Shuttle in die Halle gebracht, wo sie trainieren können, abschalten, essen. Suljovic: "Ich bin immer fünf Stunden vor meinem Spiel in der Halle. Dort werfe ich ein paar Pfeile, dann wird relaxed, dann mach ich ein paar Entspannungsübungen. Die Zeit vergeht auf jeden Fall sehr schnell. Und schon musst du raus in den Wirbel." Eine Stunde vor dem Spiel steht für jeden Spieler ein Raum bereit, den nur er betreten darf oder mit einem Mentaltrainer. Und es gibt ein Buffet. Suljovic: "Das ist gut. Da gibt es keine englischen Sachen." Die englische Küche ist nichts für den gebürtigen Serben, der auf gefüllte Pljeskavica steht.

Daher bleibt er auch zwischen den Spielen nicht in London, sondern fliegt zurück zur Familie. Er fliegt heute weg, spielt am Montag, am Dienstag ist er wieder in Wien. Sein erster Gegner heißt Kevin Painter. "Kein leichtes Los", sagt Suljovic, dessen Kampfname "The Gentle" ist. Und der nun auf "The Artist" trifft, den 50-jährigen Künstler aus England, dessen Karriere-Highlight 2004 war – mit dem Einzug ins WM-Finale.

Egal, ob Suljovic gewinnt oder nicht, er fliegt heim. Und im besten Fall am Donnerstag wieder nach London, weil am Freitag das Zweitrundenspiel terminisiert ist. Gegner ist der Schotte Robert Thornton, der gestern den Nordiren Brendan Dolan 3:1 schlug. Übersteht Suljovic diese beiden Runden, dann geht es erst nach Weihnachten weiter, aber dann Schlag auf Schlag.

Auch die Zeit vor der WM wurde ihm fast zu kurz. Fernsehauftritte im ORF bei Claudia Stöckl und im Sport-Talk von Servus TV waren die Höhepunkte. "Dann musste aber endlich Schluss sein, denn ich muss mich konzentrieren und auf die WM vorbereiten. Früher hab’ ich im Jahr zehn Interviews gegeben, jetzt hab’ ich zehn Anfragen gehabt. Aber pro Tag."

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