Melzers durchwachsenes Tennis-Jahr

Melzers durchwachsenes Tennis-Jahr
Jürgen Melzer ist beim Saisonfinale der Jahresbesten als Doppelspieler dabei, im Einzel lief es heuer nicht nach Wunsch.

London. Welcher Tennis-Profi dort sein darf und am Ende einer langen Saison um Punkte und Preisgelder spielt, darf getrost zu den besten Spielern der Welt gezählt werden. Beim Masters, auch ATP-Finale genannt, spielen die Besten - und nur die Besten.

Ja, Jürgen Melzer ist auch wieder dabei. Der Niederösterreicher hat sich während eines Ausfluges in die Südsee mit der neuen Liebe Iveta Benesova von seinen Rückenproblemen getrennt und schlägt wie im Vorjahr gemeinsam mit dem Deutschen Philipp Petzschner auf.

Am Montag werden im ersten Gruppenspiel schon die Bryan-Zwillinge gefordert. Melzer und Petzschner dürfen das ATP-Finale bestreiten, weil sie bei den US Open gewonnen haben. Obendrein triumphierte Melzer heuer in Wimbledon, wenn auch nur im gelegentlich belächelten Mixed-Bewerb.

Zwei Grand-Slam-Titel - und trotzdem ein verlorenes Jahr? Der 30-Jährige ist kurz vor der Sperrstunde des heurigen Tennis-Jahres nur noch die Nummer 33, nachdem er im April schon die Nummer acht war und zu Jahresbeginn Elfter. Sogar das Jahr 2009 beendete Melzer besser, nämlich als Nummer 28. Hintergründe eines Einzel-Falls:

Verletzungen

Melzer trat oft mit Verletzungen, insbesondere mit Rückenbeschwerden an. Dadurch konnte Österreichs Ass auch nicht wie gewohnt trainieren, deshalb ging die im Vorjahr noch so hochgelobte Automatisierung der Schläge verloren.

2010 hatte Melzer kritische Situationen überstanden, weil seine Schläge blind klappten. Und nicht zuletzt deshalb hat er Matches gewonnen, in denen er nicht ganz so gut in Form war. Heuer verlor er die Automatik und damit auch die engen Spiele.

Selbstvertrauen

Mit jeder knapp vergeigten Partie sank das Selbstvertrauen. Vor allem die Fünf-Satz-Niederlage in Paris gegen den Tschechen Rosol (zwei vergebene Matchbälle) hat Melzer schwer getroffen, auch jene in der 2. Runde der US Open gegen den Russen Kunitsin (5:7 im Tie-Break) schmerzte.

Von acht Drei-Satz-Partien (ohne Grand-Slam-Turniere) gewann Melzer heuer vier, im Vorjahr elf von 17.

Druck

Melzer hat nach dem sensationellen Jahr 2010 die Ansprüche zu weit nach oben geschraubt. Auch, wenn Manager Ronnie Leitgeb die Zielvorgabe nur mit "einem konstanten Platz unter den Top 15" vorgegeben hatte, hatte Melzer Probleme mit sich selbst. "Ich habe mir zu viel Druck auferlegt", sagt er.

Jürgen Melzer ist mittlerweile unter allen Spielern bestens bekannt, seine Erfolge haben sich herumgesprochen. Seine Kontrahenten waren gewarnt, wissen mittlerweile, wie er zu schlagen ist.

Doppelbelastung

Melzer ist zwar im Doppel enorm erfolgreich, oft wäre eine Pause besser für den angeschlagenen Körper gewesen.

Privates

Das Ende einer Beziehung drückt aufs Gemüt. Auch, wenn Melzer nach der Trennung von Mirna Jukic bald wieder privat eine Doppelpartnerin fand.

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