London - von der "Monsterstadt" zur Mega-City

Die ganze Welt blickt nach London. Die britische Millionenmetropole an der Themse ist Austragungsort der 30. Olympischen Sommerspiele. Deshalb präsentiert sich die Stadt auch von ihrer schönsten Seite: Neben den neuen, extra für Olympia geschaffenen kulturellen Highlights gibt es noch Big Ben und Co. Das ist aber nur ein kleiner Auszug aus dem, was die über 2000 Jahre alte Stadt zu bieten hat. "London überwältigt uns mit seiner ungeheuren Größe", wusste schon der britische Staatsmann Benjamin Disraeli im Jahr 1847.
Mehr als 160 Jahre danach erstreckt sich London inklusive unzähliger Satellitenstädte über zig Kilometer: Die Stadt ist ein Monster, das das Umland nach und nach auffrisst. Damit man sich die Ausdehnung ungefähr vorstellen kann, hier ein Beispiel: Die Northern Line, die Nord-Süd-Verbindung der Londoner U-Bahn, ist rund 60 Kilometer lang und umfasst 50 Stationen. Das Wiener Pendant, die U6, erstreckt sich über 17,4 Kilometer und hat 24 Stationen.
Pubs, Punks und Wunder
Die Entwicklung Londons dokumentiert der soeben veröffentlichte, 550 Seiten starke Bildband "London. Porträt einer Stadt" (erschienen im Taschen Verlag). Beleuchtet werden die letzten 175 Jahre der Stadtgeschichte mit Texten, Zitaten aus Literatur, Filmen und Musik. Das interessante Hintergrundwissen zur Stadt wird mit 700 Fotos aufgelockert.
Der Bildband beleuchtet viele unterschiedliche Seiten der Stadt: Vom viktorianischen London bis zu den Swinging Sixties; von der Luftschlacht um England bis zur Punk-Bewegung; vom Festival of Britain bis zu den Olympischen Spielen; von den nebligen Kopfsteinpflasterstraßen bis zu den architektonischen Extravaganzen der Millenium-Feiern; von rauhen Pubs bis zu diskreten Gentlemen-Clubs; von königlichen Hochzeiten bis zu Raves; vom Charme des East Ends bis zu den Wundern von Westminster; von den Chelsea Girls bis zu Hipstern von Hoxton. "London. Porträt einer Stadt" ist eine bildgewaltige und facettenreiche Hommage an die britische Metropole. Einiges bleibt dabei aber auch unterbelichtet – zum Beispiel die in London voranschreitende Gentrifizierung gewisser Stadtteile: Ehemalige Künstler- und Industrieviertel werden von Investoren umgepflügt und zu Wohnraum für Reiche verwandelt. Diese Verdrängungsprozesse werden in der Dokumentaton "Kultur oder Kommerz? Der Kampf um die Stadt" (siehe Video) aufgezeigt.
Der Bildband ist zwar gefühlte zehn Kilo schwer und alles andere als handlich, aber man kann nie genug von London haben: "Wenn ein Mann genug von London hat, ist er des Lebens müde", hat der Schriftsteller und Dichter Samuel Johnson mal gesagt. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Info: "
London. Porträt einer Stadt" (
Taschen Verlag)
Mehrsprachige Ausgabe: Deutsch, Englisch, Französisch, 550 Seiten, 700 Bilder von unter anderem
Eve Arnold,
Anton Corbijn,
Tony Ray-Jones und
Juergen Teller.
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