Linzer: "Ich hatte kein Geld für Benzin"

Linzer: "Ich hatte kein Geld für Benzin"
Österreichs Nummer drei, Michael Linzer, hat Existenzängste - vom Verband kam noch nichts.

Eine Stunde auf dem Tennisplatz kostet schon 15 Euro, ich kann mir das kaum noch leisten." Das sagt nicht ein Arbeitsloser, der hin und wieder ein paar Bälle schupfen will, sondern ein Profispieler. Das sagt die Nummer drei in Österreich.

Michael Linzer ist keine Berühmtheit, steht aber als Nummer 276 der Welt besser da als Martin Fischer und Philipp Oswald, denen wesentlich mehr Aufmerksamkeit zuteil wurde. "Sogar manche hohen Funktionäre des Tennis-Verbandes kennen ihn nicht", sagt der ehemalige Daviscup-Spieler Wolfgang Schranz, der den Niederösterreicher seit neun Jahren trainiert. "Man hätte ihn zumindest einmal zum Daviscup einladen können."

Unverständnis

Das ist aber nicht das Schlimmste für Schranz. "In der Südstadt laufen Spieler herum, die mit viel Geld gefördert werden und die in der Weltrangliste weit hinter Michael stehen und nicht halb so viel Talent besitzen."

Auf Linzer wurde lange Zeit ganz vergessen, erst vor Kurzem war zumindest Präsident Ronnie Leitgeb da. "Er hörte sich die Probleme zumindest an und war sehr verständnisvoll. Ich glaub’, er hat gesehen, dass die Situation für uns nicht rosig ist", sagt Schranz. Probleme, die mit Existenzängsten einhergehen. "Ich habe noch keinen Cent gesehen. Bei mir geht es nicht darum, welches Auto ich mir leisten kann, bei mir geht es darum, ob ich noch das Geld für das Essen hab’, einfach zum Leben."

Für viele sogenannte Tennisexperten ist Linzer ein hoffnungsloser Fall. Weil er schon 23 ist. Dass er spät seine Karriere startete ist aber dem Umstand geschuldet, dass er die Matura machte und erst seit drei Jahren so richtig in die Tennis-Karriere eingestiegen ist.

Verletzungspech

Für viele sogenannte Tennisexperten ist Linzer steckengeblieben. "Ich habe heuer drei Futures gewonnen, war aber in der zweiten Hälfte permanent verletzt, am Ende konnte ich nicht mehr aufschlagen", erklärt Linzer, der im August die Nummer 236 war und sich danach unter anderem einen Bündelriss im Bauchmuskel zugezogen hat.

Außerdem sei sowieso alles eine Frage des Geldes. Weil er sich größere Turniere nicht leisten kann. Bei den Futures (nach den Grand-Slam-Turnieren) ATP-Turnieren und Challengers die vierte Ebene) kann er mit einem Turniersieg ein bisserl was verdienen, bei Challengers wenig, wenn er bald rausfliegt. "Bei meinen Reisen zu den Turnieren hab’ ich mir heuer oft gedacht, ich muss das Turnier gewinnen, um zumindest pari auszusteigen", erklärt Linzer, der derzeit nicht gesegnet ist mit Reichtum. Erst vor Kurzem musste er eine Trainingseinheit in Wien absagen. "Ich hatte kein Geld mehr für das Benzin", sagt Linzer, dem zumindest vom Sponsor Seal Maker etwas unter die Arme gegriffen wird.

Linzer lässt sich nicht unterkriegen. Der Rechtshänder, der von guten Grundschlägen und einem harten Aufschlag lebt, möchte sich nicht weiter mit Teenagern auf der Future-Tour abrackern. Nächstes Jahr sind im Februar in Südamerika drei ATP-Turniere auf Sand geplant. "Aber dazu brauch ich bis Mitte Jänner mindestens 20.000 Euro, sonst kann ich mir das abschminken", erklärt Linzer.

Sein Trainer schüttelt den Kopf. "Unglaublich, wenn das einer der besten Spieler im Land sagen muss. Aber heute muss man den Eltern sagen, dass sie für eine Tenniskarriere ihrer Kinder zumindest 70.000 bis 100.000 Euro pro Jahr in die Hand nehmen müssen."

Linzer nahm seine Karriere selbst in Hand. Und hofft nun auf ein gutes Händchen des Verbandes.

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