Bolt hält sich noch zurück

Usain Bolt of Jamaica applauds after winning his men's 100 metres heats during the IAAF World Athletics Championships at the Luzhniki stadium in Moscow August 10, 2013. REUTERS/Dylan Martinez (RUSSIA - Tags: SPORT ATHLETICS)
Der Sprinter spaziert locker ins Halbfinale über 100 m, zeigt sich aber ungewohnt schaumgebremst.

Usain Bolt war noch nicht einmal im Luschniki-Stadion, als er schon lautstark bejubelt wurde. Jedes Mal wenn die Kamera ihn beim Aufwärmen erwischte und die Regie das Bild ins Oval übertrug, brandete Applaus auf. Der sechsfache Olympiasieger indes beschränkte sich am Samstag bei der Leichtathletik-WM in Moskau auf das Notwendigste, absolvierte seinen 100-m-Vorlauf in 10,07 Sekunden und zog locker ins Halbfinale ein, das wie der Endlauf am Sonntag folgt. Die ersten Goldmedaillen gingen an Edna Kiplagat (KEN) im Marathon und Mo Farah (GBR) über 10.000 m.

Bei Olympia 2008 in Peking berauschte Bolt die Welt mit seinen Glanzleistungen. Bei der WM 2009 in Berlin machten sich die Wissenschafter quer über dem Erdball schleunigst daran, zu erklären, wie das Phänomen Bolt auf legale Weise möglich ist. Bei der WM 2011 in Daegu litten die Leichtathletik-Fans nach dem Fehlstart des Jamaikaners im Kurzsprint mit. Und auch 2012 in London blieb Bolt bei der Wiederholung des Triples bei Sommerspielen und als Superstar der Szene noch so gut wie unangetastet.

Aber die Zeiten haben sich geändert. Bei den Welttitelkämpfen in Moskau hängt ein dunkler Dopingschatten über allen Sprintern. So auch über Bolt, der wie seine Konkurrenten unter und gegen den Generalverdacht anlaufen muss. Nicht zuletzt, weil erst kürzlich sein Landsmann Asafa Powell und der US-Amerikaner Tyson Gay mit positiven Tests aus dem Verkehr gezogen worden waren. Hochkaräter der Szene - auch sie erwischt es plötzlich.

"Moskau, bist du bereit? Ich bin es", ließ Bolt vor ein paar Tagen seine fast drei Millionen Follower auf Twitter wissen. Auf einer Party seines Sponsors im Moskauer Gorky Park ließ er sich blicken, in Interviews gab er die Rückeroberung des 100-m-Weltmeistertitels, einen Weltrekord über 200 m und drei Goldmedaillen als Ziel aus. Auf einem Medientermin des jamaikanischen Verbandes zog er nach einem kurzen Training wortlos von dannen. Kein verbales Gepolter, kein bild- und videogerechtes Gekasper, wie man es in den vergangenen Jahren stets vor großen Meisterschaften von ihm erlebt hatte.

Bewusste Zurückhaltung?

Ob sich Bolt bewusst zurückgezogen hat, um in dieser heiklen Phase die Atmosphäre nicht noch mehr aufzuheizen, oder ob er die Sind-Sie-Sauber?-Fragen einfach nicht mehr hören wollte, sei offengelassen. Samstagabend gab er eine erste Antwort auf der Laufbann. Von einem Fehlstart eines Konkurrenten direkt neben sich ließ er sich nicht beeindrucken. Er lief sein Rennen, beklatschte einmal kurz das Publikum und lauschte anschließend auch noch der für Farah gespielten Nationalhymne, als dieser seine Goldmedaille überreicht bekam.

"Ich bin glücklich mit meinem Rennen. Ich habe es leicht genommen, denn es war die erste Runde. Ich wollte nur den Start richtig erwischen. Der Fehlstart in meinem Lauf hat mich nicht berührt, ich habe diesen Fehler in Daegu gemacht und nun bleibe ich fokussiert", sagte Bolt. Schnellster über alle sieben Vorläufe gesehen war der US-Amerikaner Mike Rodgers in 9,98 Sekunden vor seinem Landsmann Justin Gatlin in 9,99.

Erste Goldgewinner

Bolt hält sich noch zurück
Edna Ngeringwony Kiplagat of Kenya crosses the finish line to win the women's marathon during the IAAF World Athletics Championships in Moscow, August 10, 2013. REUTERS/Lucy Nicholson (RUSSIA - Tags: SPORT ATHLETICS TPX IMAGES OF THE DAY)
Kiplagat sorgte gleich zum Auftakt der Moskau-WM für eine erfolgreiche Titelverteidigung. In 2:25:44 Stunden gewann sie das Hitzerennen vor der Italienerin Valeria Straneo (2:25:58) und der Japanerin Kayoko Fukushi (2:27:45). Die 33-jährige Kiplagat ist vierfache Mutter (zwei leibliche, zwei adoptierte), die zweitplatzierte Straneo ist bereits 37 und zweifache Mutter. Olympiasiegerin Tiki Gelana aus Äthiopien gab auf, sie hatte bereits vor dem Rennen über Kopfschmerzen geklagt.
Bolt hält sich noch zurück
Mo Farah of Britain celebrates winning the men's 10,000 metres final during the IAAF World Athletics Championships at the Luzhniki stadium in Moscow August 10, 2013. REUTERS/Phil Noble (RUSSIA - Tags: SPORT ATHLETICS)
Farah hat die ersten Schritte zum Double bravourös absolviert. Der Brite gewann die 10.000 m in persönlicher Saisonbestzeit von 27:21,71 Minuten, der Doppel-Olympiasieger von London setzte sich vor dem Äthiopier Ibrahim Jeilan (27:22,23) und dem Kenianer Paul Tanui (27:22,61) durch. Vor zwei Jahren in Daegu war Farah Sieger über die 5.000 m, diesen Titel will er in Russlands Hauptstadt erfolgreich verteidigen.

Eaton voran

Im Zehnkampf liegt zur Halbzeit Olympiasieger und Weltrekordler Ashton Eaton voran. Der US-Amerikaner hält nach 100-m-Lauf, Weitsprung, Kugelstoßen, Hochsprung und den 400 m bei 4.502 Punkten, es folgen sein Landsmann Gunnar Nixon (4.493) und der Deutsche Michael Schrader (4.427).

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