Die Leichtathletik in der Krise

Trotz attraktiver Bewerbe blieben viele Zuschauerränge bei der EM in Zürich leer. Reformstau und fehlende Modernisierungen werden als Gründe genannt.
Ernüchterndes Fazit durch IAAF-Funktionär Digel nach der EM: "Modernisierung nicht geschafft".

Die Europameisterschaften in Zürich haben einmal mehr die großen Probleme der Leichtathletik offenbart. Im Wettstreit mit anderen Sportarten um TV-Präsenz, Zuschauer und Sponsoren läuft sie immer weiter hinterher. "Es gibt einen erheblichen Reformstau", erklärte der Deutsche Helmut Digel, Mitglied im Council des Weltverbandes IAAF. "Der muss angegangen werden - im Interesse der Athleten."

Die überholte Wettkampf-Präsentation und langatmige Programme mit viel Leerlauf führen schon seit Jahren zu sinkenden TV-Quoten und Besucherschwund. "Das Letzigrund-Stadion ist wunderbar, Zürich ist eine fantastische Stadt", betonte Digel. "Und dann kommst du hier her, und das Stadion ist nicht voll." Die Gründe dafür liegen für ihn auf der Hand. "Die Abendprogramme sind mit bis zu viereinhalb Stunden zu lang. Der Zeitplan stimmt nicht. Es gibt zu viele Pausen, und die Präsentation ist wenig spannend", kritisierte der Marketingfachmann der IAAF.

Die sinkende Attraktivität der olympischen Kernsportart könne man nicht Organisatoren wie die der EM in Zürich anlasten, sondern vor allem dem europäischen und internationalen Verband. "Wir haben die Modernisierung nicht geschafft", sagte Digel selbstkritisch. "Es wurde über Reformen diskutiert, und Vorschläge liegen auf dem Tisch. Die Debatten laufen schon mehr als zehn Jahre, umgesetzt wurde so gut wie gar nichts." Der Anstoß zur Modernisierung müsse von der IAAF kommen, weil der Weltverband Hüter der Regeln ist.

Unter der Ägide von IAAF-Präsident Lamine Diack, der seit 1999 im Amt ist und 2015 abtritt, hat sich aber bei der Reform der Veranstaltungen wenig bewegt. Selbst der weltweiten Premiumserie "Diamond League" mit 14 Meetings fehlt der Glanz. Einen Hauptsponsor gibt es zurzeit nicht.

Kommentare