Kitesurfen als Olympiadisziplin: Sieber überrascht

Kitesurfen als Olympiadisziplin: Sieber überrascht
"Ich gebe zu, ich habe ein lachendes und ein weinendes Auge!" Auch Surf-Olympiasieger Christoph Sieber wurde von der Entscheidung, Kitesurfen statt Windsurfen ab 2016 ins olympische Segelprogramm zu nehmen, überrascht.

Am Ende überwog aber auch bei Sieber die Freude, ist er doch auch Präsident der Austrian Kiteboarding Association (AKA).

"Ich freue mich riesig, dass ich auf's richtige Pferd gesetzt habe", sagte der mittlerweile 41-jährige Windsurf-Triumphator der Spiele von Sydney 2000. In Australien hatte der in Mödling und am Neusiedlersee lebende Oberösterreicher für einen Meilenstein in Österreichs Segelgeschichte gesorgt, denn seitdem ist er erster und wie es aussieht wohl auch letzter Windsurf-Goldmedaillengewinner aus der Alpenrepublik. Vergangene Woche wurde das "Stehsegeln" aber für viele überraschend vom Weltsegelverband (ISAF) aus dem Programm geworfen und nach einer intensiven Evaluierung durch Kiteboarden, das Surfen mit Lenkdrachen und Kiteboard, als Brettdisziplin ersetzt.

Die Windsurf-Familie zeigte sich natürlich entsetzt, in Australien und Großbritannien gab es einen Riesen-Aufschrei der um Förderung bangenden Community. Die junge Sportart Kiteboarden, die mit dem Beherrschen eines Lenkdrachen sowie dem Gleiten auf einem Board über das Wasser eigentlich zwei Sportarten verbindet, jubelt hingegen.

Auch Sieber leidet mit den Windsurfern, wiewohl in Österreich derzeit kein Olympia-Projekt in diesem Bereich existiert. Familienvater Sieber ist derzeit im Bundesleistungszentrums in Neusiedl als Nachwuchstrainer im 420er-Bereich engagiert, konzipiert gleichzeitig eine Internatsschule für Segeln und Surfen und eröffnet diesen Samstag offiziell seinen SUP-Shop. Stand-Up-Paddeln ist die Sportart mit dem weltweit größten Zuwachs, gemessen am Fitnesseffekt für Sieber sogar das "neue Laufen". "Es ist der erste Wassersport ohne Einstiegsschwelle und prädestiniert für Österreichs Gewässer."

Die jüngsten Entscheidung des Weltsegelverbandes ( ISAF) zielen darauf ab, den Sport zu verjüngen, zuschauerfreundlicher und günstiger zu machen sowie den Frauen-Anteil zu heben. Natürlich will auch Österreich in vier Jahren in Rio de Janeiro Kiteboard-Fahrer am Start haben. Sieber ist überzeugt: "In Österreich ist es sicher leichter, Erfolge im Kiteboarden zu produzieren als im olympischen Windsurfen."

Die olympische Diszplin "Race" hat hierzulande freilich noch keine wirklichen Szene-Heroes oder absolute Spitzenfahrer. Der in Wien lebende Wirtschaftsstudent Benedikt Bölli ist einer der Besten, hat aber keinen rot-weiß-roten Pass. Beim jüngsten Surf-Weltcup in Podersdorf war der Auftakt der Europa-Tour auch jener der Austrian Kiteboarding Tour (AKT), die bisher eher den Freestyle-Sektor forcierende Szene beginnt sich gerade erst in Richtung "Bojenrennen" zu entwickeln. Zwar explosionsartig, vieles ist aber nicht nur in Österreich neu, offen und noch ungeklärt.

Für den ehrenamtlichen AKA-Präsidenten Sieber war die Gründung der Vereinigung der Österreichischen Kiteboarder () vor einem Jahr der erste Schritt, um mit der nun schnellsten Segeldisziplin (Weltrekord lieg bei knapp über 100 km/h) auch vereinspolitisch einen offiziellen Status zu erlangen. Derzeit werden Mitglieder akquiriert, nun gilt es, ein Konzept für Organisation und Förderung vom Anfänger- über Breiten- bis zum Spitzensport zu finden. Sieber: "Kiten ist auf jeden Fall die günstigste Segeldisziplin. Du kriegst das ganze Zeug in einen Rucksack und acht Sportler in einen Kleinbus."

Geht es nach Sieber, wird man nach der ISAF-Entscheidung viele bekannte Windsurfer unter dem Lenkdrachen wiederfinden. Auch er selbst wurde einst auf Hawaii vom Windsurfer zum Kiteboarder. "Kiteboarden zu lernen ist für einen erfahrenen Segler leichter, als für einen Kiter, sich das Know How des Regattasegeln anzueignen. Wir werden viele Olympia-Surfer bald auf dem Kiteboard wiedersehen", ist Sieber überzeugt.

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