King Rogers nächste Krönung: Der Senior ganz oben

Roger Federer deklassierte einen angeschlagenen Marin Cilic und sorgte für weitere Rekordmarken.

Roger Federer auf dem Tennis-Olymp? Nein, dort residiert der Maestro schon seit Ewigkeiten.

Er hat eben nur ein weiteres Stück Tennis-Geschichte geschrieben. Seit gestern ist der Schweizer Rekordhalter in der 140-jährigen Geschichte Wimbledons. Dank eines bedingt dramatischen 6:3-6:1-6:4-Finalsieges über den allerdings angeschlagenen Kroaten Marin Cilic hält er nunmehr bei acht Triumphen, US-Mann Pete Sampras und der Brite William Renshaw (im 19 Jahrhundert) kamen auf sieben.

Zudem schraubt er seine eigene Rekordmarke an Grand-Slam-Siegen von 18 auf 19 (Nummer zwei ist Rafael Nadal mit 15) Siegen. Zudem ist der Superstar, der am 8. August 36 wird, der älteste Wimbledon-Sieger bei den Herren in der Geschichte des Profi-Tennis (seit 1968). Erst einmal gab es einen älteren Sieger eines Grand-Slam-Turniers seit 1968: Der Australier Ken Rosewall war 1972 bei seinem Australian-Open-Sieg 37 Jahre, zwei Monate und einen Tag alt.

Alter und Verdienst schützen vor Tränen nicht, die Federer unmittelbar nach dem Triumph vergoss. „Ein besonderer Moment für mich. Hier zum achten Mal zu gewinnen und das ohne Satzverlust ist einfach unglaublich.“

Einseitig

Freilich, es war kein Finale, das vom Spiel in die Geschichte eingehen wird. Einen Breakball musste Federer im ersten Satz abwehren, in der Folge machte der Schweizer aber sechs Punkte in Folge und nahm Cilic dessen Aufschlag zum 4:2 ab. Gleich zu Beginn des zweiten Satz gab es das nächste Break für Federer. Cilic musste sich unmittelbar danach am Fuß behandeln lassen. Es wurde noch einseitiger, Federer gewann den zweiten Satz 6:1.

Im dritten Satz wurde das Publikum, dem auch Legenden wie Rod Laver oder Stefan Edberg angehörten, mit spannenderem Spiel und herrlichen Ballwechsel belohnt, weil auch Cilic ein bisserl ins Spiel fand. Dennoch – was die Dramatik betrifft kein Vergleich zum Doppelfinale am Tag zuvor. Ein Break reichte King Roger zum Triumph. Im Stile eines Champions, mit einem Ass, verwandelte den zweiten Matchball.

Federer, der beste Spieler der Tennis-Geschichte? Ja, weil er sich seit seinem ersten Wimbledon-Titel 2003 ständig weiter entwickelte. „Er arbeit ständig an sich, trainiert extrem hart. Auf dem Platz sieht alles so spielerisch aus, aber dahinter steckt extrem harte Arbeit. Er erfindet sich ständig neu“, sagt Trainer-Ass Günter Bresnik.

Nach einer Knie-OP startete er nur als Nummer 17 ins Jahr, gewann daraufhin bei den Australian Open erstmals seit 2012 (damals auch Wimbledon) wieder ein Grand-Slam-Turnier und die großen Turniere in Indian Wells und Miami. Die French Open („Gegen Rafael Nadal hätte ich auf Sand ohnehin keine Chance gehabt“) ließ er aus, um in Wimbledon topfit zu sein.

Im Ranking ist er trotzdem hinter Andy Murray und Nadal wieder die Nummer drei. Es klingt vielleicht eigenartig: Aber Federer hat von allen Spielern, auch den großen Talenten der Tennisbühne, in den vergangenen Monaten den größten Sprung nach vorne gemacht. „Man muss immer daran glauben“, sagt Federer.

Es ist überhaupt das Jahr der Routiniers. Der 28-jährige Cilic, der im Ranking Sechster bleibt, schaffte es heuer beim dritten Grand-Slam-Turnier als erster Unter-30-Spieler in ein Finale.

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