Schröcksnadel: „Am Geld hapert’s nicht“

72 und kein bisschen müde: Ski-Präsident Schröcksnadel fährt mit Sommersport-Bürokraten Schlitten.
Peter Schröcksnadel über seine neue Rolle, die neue Ski-Saison und eine neue Olympia-Vorschrift.

Auf dem Heldenplatz feiert die Republik am Samstag ihre Sporthelden. Auch Bundeskanzler Werner Faymann hat sein Erscheinen angekündigt. Und Ski-Präsident Peter Schröcksnadel, dessen Skiverband mit Anna Fenninger, Marcel Hirscher und Gregor Schlierenzauer die beliebtesten Athleten stellt, kommt neuerlich von Tirol nach Wien, wo er erst vor zwei Tagen gemeinsam mit Minister Gerald Klug die neuen Richtlinien für Olympia 2016 in Rio präsentierte. Der 72-jährige Ski-Boss fungiert mittlerweile auch als Sommersport-Koordinator. In dieser ehrenamtlichen Rolle hat er im Dauerstreit zwischen Österreichs bestem Schwimmer und dessen Verband vermittelt.

KURIER: Sie gelten als der erfolgreichste Wintersport-Präsident. Schon während der Olympischen Spiele 2010 hat es in Ihrem Umfeld geheißen, dass Sie sich nach der WM 2013 zurückziehen würden. Und jetzt fragen viele Ihrer Freunde: Warum tun Sie sich auch noch die einem uneinigen Haufen gleichenden Sommersportler an?Peter Schröcksnadel:
Man muss sich Ziele setzen.

Sie haben als Ski-Präsident geschafft, was die Zuständigen nicht erreichten: eine Versöhnung mit Schwimm-Rebell Dinko Jukic. Wie war das möglich?
Der Sportminister und die interimistische Schwimm-Präsidentin Birgit Fürnkranz-Maglock sind diesbezüglich auf mich zugekommen. Sie haben mich gefragt, ob ich als Neutraler zu einer Lösung des Konflikts beitragen könne. Dann habe ich halt den Mediator gespielt.

Jukic gilt als schwierig. Haben Sie auch diesen Eindruck?
Ich habe mit ihm zwei Stunden lang geredet. Es war ein gutes Gespräch. Es bringt ja nichts, wenn immer nur gestritten wird. Es bringt aber auch Österreichs bestem Schwimmer etwas, wenn er für den Verband schwimmen kann. Dadurch gibt’s für ihn Förderungen, womit er seinen Sport bestmöglich ausüben kann.

Um eine ähnliche Pleite wie 2012 in London zu vermeiden, gibt’s für Sommersportler in Hinblick auf die Olympischen Spiele 2016 in Rio eine gezieltes Förderungsprogramm des Sportministeriums mit 20 Millionen Euro. Macht Sie das als Wintersportler nicht neidisch?
Überhaupt nicht. So eine gezielte Spitzenathletenförderung ist einfach notwendig. Und außerdem ist für den Wintersport Ähnliches auch vorgesehen. Schließlich kann es nicht sein, dass wir in traditionsreichen Sportarten wie Eiskunstlauf oder Eisschnelllauf seit Jahren überhaupt nichts mehr reißen.

Es fällt auf, dass Sie als der ÖVP nahestehender Tiroler mit dem roten Sportminister Gerald Klug durchaus harmonieren.
Ja. Ich habe auch mit seinem Vorgänger, dem Norbert Darabos, gut können. Schließlich sind wir der gleichen grundsätzlichen Meinung: weniger Bürokratie, mehr gezielte Förderung.

Hat der Sport in Österreich überhaupt genug Geld dafür?
Um ehrlich zu sein: Es ist für unseren Sport gar nicht so wenig Geld da. Es wurde nur nicht gut genug koordiniert. Das Gießkannensystem bringt nix.

In manchen Bundesländern ist das Kultur-Budget trotzdem bis zu zehn Mal so hoch wie jener Geldkuchen, der für den Sport zur Verfügung steht. Was sagen Sie dazu?
Ich will Sport und Kultur net auseinanderdividieren. Auch haben gerade wir vom Skiverband bei der Alpin-WM in Schladming gezeigt, wie wichtig uns die Kultur ist. Ich erinnere in diesem Zusammenhang zum Beispiel daran, dass der Klaus Maria Brandauer auf unsere Einladung hin am Dachstein eine Lesung gehalten hat.

Stichwort Schladming: Sind inzwischen alle Reibereien, die es dort im Vorfeld der WM gab, beigelegt? Oder folgt noch ein finanzielles Nachbeben wie 1999 nach der nordischen WM in Ramsau?
Alles ist okay. Die Schladminger werden auch wieder in gewohnt bewährter Form ihren Weltcup-Nachtslalom Ende Jänner veranstalten.

Wenn in einem Monat der Ski-Weltcup auf dem Gletscher in Sölden startet, werden die Schweizer und Amerikaner nahezu ausnahmslos mit österreichischen Trainern aufkreuzen. Ärgert Sie das?
Zum Skisport gehört das Ländermatch gegen die Schweiz einfach dazu. Doch es ist nicht mehr so, dass wir uns gegenseitig Spitzenleute abwerben. Und wenn, dann ist das abgestimmt. Wir haben zum Schweizer Skiverband den besten Kontakt.

Und zu den Amerikanern?
Da ist unser Verhältnis nicht ganz so super.

Die FIS-Materialreform hin zu längeren, schmäleren Riesenslalom-Skiern war nicht unumstritten. Hat die Reform etwas gebracht?
Statistiken besagen, dass es um 50 Prozent weniger Unfälle gab. Das kann natürlich auch mit der Schneesituation im letzten Winter zu tun gehabt haben. Ich glaube aber, dass die FIS-Entscheidung richtig war und hinsichtlich der Sicherheit wirklich etwas gebracht hat.

Apropos FIS-Entscheidung: Österreich wird in Sotschi bei den Olympischen Spielen angeblich nicht mehr wie bisher 24, sondern nach Sotschi nur noch 17 alpine Teilnehmer entsenden dürfen. Stimmt das?
Ich sitze zwar im FIS-Vorstand, doch davon habe ich auch erst kürzlich erfahren. Da wurde offensichtlich im stillen Kämmerlein etwas zwischen der Generalsekretärin Sarah Lewis und dem IOC vereinbart, um den kleineren Nationen, ich meine damit die im Skisport nicht so bedeutenden Länder, zu mehr Möglichkeiten zu verhelfen.

Ist das letzte Wort schon gesprochen?
Mit einem geschickten Taktieren beim Beschicken von Rennen – und darin ist unser Sportdirektor Hans Pum ein Meister – schauen für uns vielleicht doch noch ein, zwei, drei Startplätze mehr heraus.

Wie ist das für Laien zu verstehen?
Die Kriterien sind nicht einfach. Aber es kann sein, dass zum Beispiel ein renommierter Läufer in Hinblick auf die bei den Olympischen Spielen geltende FIS-Rangliste im kommenden Rennwinter einmal auch im Europacup eingesetzt wird.

Kennen Sie als weit gereister Funktionär, Geschäftsmann und Senioren-Weltmeister eigentlich die olympischen Ski-Pisten von Sotschi schon?
Nein. Ich war noch nie in Sotschi. Aber unsere Experten haben vor Ort schon alles genau ausgekundschaftet. Ich bin überzeugt: Wir vom Österreichischen Skiverband werden bestens vorbereitet sein.

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