Im Herren-Tennis ist alles Roger

Im Herren-Tennis ist alles Roger
Roger Federer ist federführend auf den Centre-Courts dieser Welt. In Cincinnati sorgte der Schweizer wieder für Highlights.

Als ihm die große Stunde schlug, bewies Roger Federer wie so oft wahre Größe. Demonstrativ verzichtete er auf übertriebene Gesten und emotionale Ekstase. Einmal kurz die Faust ballen, das musste reichen für diesen einmaligen Moment – einen von so vielen in der Erfolgskarriere der Schweizer Tennislegende.

6:0. In Worten: sechs zu null. Nicht etwa gegen einen Otto Normaltennisspieler, nein, es war ein gewisser Novak Djokovic, die Nummer zwei der Weltrangliste, dem Roger Federer beim Finale in Cincinnati diese 20-minütige Lehrstunde erteilte.

Noch nie zuvor hatte der Routinier seinen serbischen Vorgänger als Nummer eins mit der Höchststrafe abgefertigt. "Ich habe einen magischen Sommer", musste sich denn auch Federer nach dem Finalsieg (6:0, 7:6) eingestehen.

Abgesang

Dabei war Roger Federer von einigen Experten bereits abgeschrieben worden. Er sei zu alt und körperlich nicht mehr auf der Höhe, außerdem sei sein Tennis überholt und überhaupt habe Federer seinen Zenit längst überschritten, war da zu hören, als der 31-Jährige im Herbst 2011 auf den vierten Rang der ATP-Rangliste abgerutscht war. Platz vier – das ist für einen, der sich seit 2003 immer in den Top 3 aufgehalten hat, schon ein veritables Tief.

Knapp ein Jahr, nachdem der Schweizer von einigen bereits als Frührentner abgekanzelt worden war, ist Federer wieder federführend im Herren-Tennis. Und nicht erst seit seinem Triumph am vergangenen Wochenende in Cincinnati, bereits dem sechsten Turniersieg in diesem Jahr, ist wieder alles Roger auf den Centre-Courts dieser Welt.

Geniale Schläge, die bei ihm stets so federleicht aussehen, hatte Federer ja schon immer im Repertoire. Auf seine alten Tage präsentiert sich der 31-Jährige nun aber auch mental wieder in alter, neuer Frische und mit der gewohnten Sieger­mentalität. Kein Zufall also, dass kein Tennisspieler so eine hervorragende Bilanz im Tiebreak vorweisen kann wie der nervenstarke Mann aus Basel, der in zwei von drei Tiebreak-Entscheidungen die Oberhand behält.

Aufgestanden

Längst lässt Roger Federer im Welttennis die Rekorde purzeln. Kein anderer Spieler vor ihm war so lange die Nummer 1 wie er (292 Wochen), kein anderer hat mehr Grand-Slam-Turniere gewonnen (17), und in seinem Wohnzimmer namens Wimbledon stellte Federer mit seinem siebenten Turniersieg erst vor wenigen Wochen die Bestmarke von Pete Sampras ein.

Federer hält auch die längste Siegesserie im Tennis – zwischen 2003 und 2005 gewann er 24 ATP-Turniere in Folge – und ist selbstverständlich auch seit Jahren der Topverdiener seiner Branche. Mit seinem Jahressalär von 41,5 Millionen Euro, 36 Millionen davon entfallen auf Werbeeinnahmen, ist der Schweizer laut der aktuellen Forbes-Verdienstliste die Nummer fünf unter den Sportstars.

Und trotzdem, bei allen Superlativen, es gibt sie immer noch, die Rekorde, die noch nicht im Besitz von Roger Federer sind:

So hat etwa der Amerikaner Jimmy Connors gleich 109 Turniere gewonnen.

So kann der Spanier Rafael Nadal eine höhere Siegquote vorweisen (82,67 Prozent) als Federer (81,45).

So feierte der Argentinier Guillermo Vilas 1977 in einem Jahr 16 Turniersiege, Federer kam 2006 nur auf 12.

So blieb Roger Federer bisher auch der Grand Slam vorenthalten, also ein Triumph bei allen vier Major-Turnieren innerhalb eines Kalenderjahres.

Und noch ein Titel fehlt in seiner Trophäensammlung: Olympia-Gold im Einzel. Nachdem er zuletzt in London das Finale verloren hatte, kündigte Federer an, möglicherweise die Karriere bis zu den Sommerspielen 2016 in Rio zu verlängern.

Dann wären neue Rekorde wohl garantiert.

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