Hockey-Weltmeister: "Hoffen, dass es Aufwind bringt"

Siegestorschütze Michael Körper über das Finale in Berlin, Anerkennung und sein Leben als Halbprofi.

17 Tore schoss Michael Körper für Österreich im Rahmen der Hallen-Hockey-Weltmeisterschaft in Berlin. Mit seinem entscheidenden Treffer im Finale gegen am Sonntag Deutschland beim 3:2-Sieg im Penaltyschießen schrieb der 32-Jährige auch Sportgeschichte.

KURIER: Wie kurz war die Nacht nach dem WM-Finale?

Michael Körper: Wir sind noch am Sonntag nach Wien geflogen und hatten einen sehr schönen Empfang am Flughafen. Ich glaube, die letzten waren bis um 6 Uhr unterwegs.

Was bedeutet dieser historische Erfolg für den Hockey-Sport in Österreich?

Wir hoffen, dass es einen Aufwind bringt. Wenn wir das eine oder andere Kind zum Hockeyspielen animieren können, wäre das schön.

Hockey steht im Schatten anderer Sportarten. Ist diese Rolle manchmal frustrierend?

Wenn man im Fernsehen sogar Spiele der 3. Liga im Fußball sieht, dann ist es das manchmal. Ich verstehe aber, dass man dem Fernsehpublikum gerecht werden muss. Wir haben mit hockeyTV.at beim ÖHV eine eigene Plattform geschaffen. Ich find’s aber cool, dass unsere Leistungen anerkannt wurden, indem unser Halbfinale und das Finale im ORF übertragen wurden. Dass das WM-Finale sogar in den ORFeins hineingeschaltet wurde, ist eine große Anerkennung. Umso schöner, dass wir das vor einem sehr großen Publikum vergolden konnten.

Deutschland hat 150.000 Hockey-Spieler, Österreich keine 3000. Wie war das möglich?

Es geht um Qualität, nicht nur um Quantität. Das soll nicht heißen, dass Deutschland nur viele Spieler hat. Die haben eine Riesenauswahl und ein tolles Förderprogramm. Wir arbeiten aber auch schon auf einer guten Basis und entwickeln uns weiter. Gute Spieler gehen ins Ausland. Wir haben Legionäre in Deutschland, Belgien und den Niederlanden. Und ganz blind am Schläger sind wir auch nicht.

Sind Sie Profi?

Sagen wir Halbprofi. Am Ende ist es auch in Deutschland immer noch ein Amateursport. Wir werden aber alle gefördert.

Also können Sie nicht davon leben, Hockeyspieler zu sein?

Ich persönlich derzeit schon, aber nicht auf Dauer. Einige Kollegen können das nicht. Ich habe aber auch BWL studiert, bin seit Kurzem fertig und beginne im März bei einer Unternehmensberatung in Hamburg zu arbeiten.

Wie geht es dann mit Ihrer Hockey-Karriere weiter?

Das bleibt gleich, auch vom Aufwand. Natürlich gilt es dann, das Ganze mit der Arbeit zu koordinieren. Beim Verein trainieren wir unter der Woche am Abend, von dem her ist das kein Problem. Für Termine mit dem Nationalteam werde ich mir Urlaub nehmen müssen.

Welchen Schub kann dieser WM-Titel dem Team geben?

Wir wollen zu Olympia. Man kann aber Hallen-Hockey (nicht olympisch, Anm.) nicht mit Feld-Hockey vergleichen. Wir verkaufen uns auf dem Feld auch gut und werden hart daran arbeiten, dass es 2020 endlich mit Olympia klappen wird.

Sie sind 32 Jahre alt, wie lange kann man Hockey spielen?

Bis 35, 36 geht das schon. In etwa wie im Fußball. Der Unterschied ist aber, dass wir irgendwann ins Berufsleben einsteigen und dann die Arbeit Vorrang hat.

Sie sind Legionär beim Harvestehuder THC in Hamburg. Wie viele Zuschauer kommen zu ihren Spielen?

Im Schnitt etwa 500. In Ausnahmefällen bis zu 800. Fans kommen selten mit, eher sind es Familienmitglieder.

So gesehen war die volle Max-Schmeling-Halle beim WM-Finale auch für Sie ein Highlight.

Auf jeden Fall. Das wird so schnell keiner mehr von uns erleben. Die Halle war randvoll. Vielleicht ist dadurch auch der Druck für die Deutschen größer geworden. Wir hatten ja nichts zu verlieren. Man muss sich vorstellen: Da sitzen 11.800 Zuseher und erwarten, dass die Deutschen gewinnen. Und dann kommen wir daher und versauen ihnen alles.

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