Österreich und die verschenkte WM-Chance

Österreichs Trainer Patrekur Johannesson verzweifelte oftmals, ob der verpassten Torchancen seines Teams.
Das Nationalteam trauert einem Einzug ins Viertelfinale hinterher.

Die WM in Katar dürfen Österreichs Handball-Männer erhobenen Hauptes verlassen. Die Mission Achtelfinale wurde geschafft, einmal mehr untermauerten Viktor Szilagyi und Co. den Stellenwert, den man sich in den vergangenen Jahren erarbeitet hat. Dass die ÖHB-Truppe das historische Viertelfinale vor Augen am Sonntag Gastgeber Katar mit 27:29 denkbar knapp unterlag, schmerzte dann aber doch. Ebenso, dass es im Viertelfinale zum Schlager gegen Deutschland gekommen wäre. Die Deutschen fertigten am Montag im Achtelfinale Ägypten mit 23:16 ab.

Besonders zwei Dinge beschäftigten die Mannschaft nach einer dramatischen Partie: Zum einen die fragwürdigen Pfiffe der Unparteiischen zum Ende des Spiels, zum anderen die großen Einschussmöglichkeiten, die teilweise fahrlässig liegengelassen wurden.

Raul Santos als Chancentod

„Wir haben leider zu viel hergeschenkt.“, meinte Defensivspezialist Markus Wagesreiter. Vor allem Raul Santos, der gemeinsam mit Robert Weber (8 Tore gegen Katar) Österreichs sonst so zuverlässige Flügelzange bildet, blieb vieles schuldig. Der 22-Jährige verwertete von acht „Sitzern“ nur zwei.

„Vielleicht wäre es anders gewesen, wenn wir zwei, drei Konter gemacht hätten“, befand Goalie Nikola Marinovic. Von Schuldzuweisungen hielt der Routinier aber nichts: „Ich will niemandem einen Vorwurf machen.“ Vielmehr strich er die positiven Aspekte hervor. „Wir haben gezeigt, dass wir nicht umsonst im Achtelfinale sind.

Kapitän Szilagyi, der am Sonntagabend seinen vielleicht letzten großen Auftritt mit der ÖHB-Auswahl hatte, nahm auch Stellung zu den Pfiffen des kroatischen Schiedsrichter-Duos, das in Handballkreisen einen tadellosen Ruf genießt. Iin der Schlussphase gingen die beiden mit Offensivfouls gegen Österreich sehr locker um.

Mutlose Österreicher

„In der zweiten Hälfte konnten wir unser Spiel nicht mehr so spielen. Spieler, die viel 1:1 gehen wie Nikola Bilyk und Vitas Ziura haben da die Freiwürfe nicht mehr bekommen, sondern Offensivfouls. Da verliert man irgendwo den Mut“, analysierte Szilagyi.

Für Goalie Thomas Bauer, der als Wechselspieler in der zweiten Hälfte mehrere wichtige Paraden zeigte, war die Leistung des Duos lange Zeit gut. „Sie haben bis zur 55. Minute souverän und unaufgeregt gepfiffen. Vielleicht haben wir es ihnen in den letzten fünf Minuten aber auch schwer gemacht, mit unserer Hektik, mit unseren 1:1-Aktionen und dem Hingreifen gegen die Kreisspieler.“

Dabei war die Stimmung in der 15.300er-Halle im Vergleich zu den Vorrundenpartien recht gut. „Es ist schön, vor so einem Publikum zu spielen. An dem ist es heute sicher nicht gelegen“, meinte Wagesreiter, sichtlich mitgenommen vom dramatischen Finish mit „falschem“ Ausgang. „Das war definitiv eine Riesenchance, die wir hatten. Wir waren handballerisch, spielerisch die bessere Mannschaft.“

Enttäuschung, aber keine Vorwürfe

Ähnlich sah es Szilagyi: „Es macht mich so traurig, weil wir heute eigentlich alles richtig gemacht haben“, gab er zu Protokoll und sprach damit wohl seinem Coach Patrekur Johannesson aus dem Herzen. Der Isländer war nach der Partie zwar „enttäuscht“, wollte seinen Spielern aber „keinen Vorwurf machen“.

„Diese Mannschaft ist so zusammengewachsen und agiert als Team - das macht mich stolz. Sie hat eine gute Zukunft vor sich“, sagte der Trainer. Ins selbe Horn stieß Marinovic: „Wir haben gezeigt, dass Handball in Österreich eine Zukunft und eine Perspektive hat. Wir haben gegen jeden Gegner gezeigt, dass wir bereit sind.“ Oder in den Worten Bauers: „Es war eine geile WM.“

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