Nikola Bilyk spielt in Kiel groß auf

Nikola Bilyk (re.) präsentiert sich beim THW Kiel in Torlaune.
Der 19-jährige Wiener Nikola Bilyk spielt beim deutschen Rekordmeister THW Kiel groß auf.

Mit Vorschusslorbeeren und Lobeshymnen ist es ja so eine Sache: Nicht immer können die viel gepriesenen Wunderkinder das halten, was sich andere von ihnen schon früh versprochen hatten. Warnende Beispiele gibt es zuhauf im Spitzensport. Bei Nikola Bilyk freilich haben sich die großen Prophezeiungen nicht als leere Versprechungen herausgestellt.

"Er ist mit Abstand das größte Rückraum-Talent im Welthandball", hatte Alfred Gislason, der Erfolgstrainer des THW Kiel, bereits vor zwei Jahren befunden. Damals war Nikola Bilyk gerade einmal 17. Jetzt, nachdem Gislason den jungen Österreicher seit einigen Monaten trainieren darf, sieht sich der Isländer in seiner Meinung nur bestätigt. "Es ist erstaunlich, wie rasch er unser Spielsystem verinnerlicht hat. Normalerweise braucht man ein Jahr Eingewöhnungszeit", sagt der Coach.

Im Eiltempo

Aber in der Karriere von Nikola Bilyk scheint sowieso alles ein bisschen schneller zu gehen. Kaderplatz im Bundesligateam von Margareten mit 15, Debüt im Nationalteam mit 17, erste WM-Teilnahme mit 18. Und jetzt, mit nicht einmal zwanzig Jahren, ist der Wiener bereits eine treibende Kraft beim THW Kiel.

Bilyk hat sich beim deutschen Rekordmeister (20 Titel) binnen kürzester Zeit als Leistungsträger und Topscorer einen Namen gemacht. Beim 28:25 in der Champions League gegen den dänischen Meister Silkeborg traf er am Sonntag sieben Mal; Raul Santos, sein österreichischer Teamkollege, hatte mit fünf Treffern ebenfalls maßgeblichen Anteil am Auswärtssieg in der Königsklasse.

Neben der außergewöhnlichen Wurftechnik ist die Unbekümmertheit die größte Stärke des 19-Jährigen. Bilyk schert sich weder um große Namen noch um die enorme Erwartungshaltung, die in der Handball-Hochburg Kiel vorherrscht. "Druck ist in Kiel immer da. Wenn du hier spielst, dann musst du Titel gewinnen. So einfach ist das", erklärt er.

Dass er schon früh als Ausnahmetalent und Wunderknabe gehandelt wurde, hat den Teamspieler nie gestört, geschweige denn gehemmt. "Weil ich ohnehin der Meinung bin, dass das Alter nichts mit der Qualität zu tun hat. Wenn du gut bist, dann spielst du auch." In Kiel ist der 19-Jährige nun im Dauereinsatz, die englischen Wochen nehmen kein Ende.

Nach dem Champions-League-Auftritt geht’s am Mittwoch in der Bundesliga mit dem Auswärtsspiel beim Bergischen HC weiter,wo ihm ein prominenter Kiebitz genau auf die Finger schauen wird: Köln-Fußballtrainer Peter Stöger hat sich für das Österreicher-Duell – beim Bergischen HC sind die Hermann-Brüder und Sportdirektor Viktor Szilagyi engagiert – angekündigt.

Im Rampenlicht

Nikola Bilyk genießt derweil vor allem die Heimspiele in der stets ausverkauften Sparkassen-Arena in Kiel. 10.250 Fans veranstalten bei jedem Match einen Zinnober, dass einem Hören und Sehen vergeht. "Ich krieg’ da jedes Mal Gänsehaut", erzählt der Österreicher, "daran sieht man, dass sich in Kiel alles nur um Handball dreht."

Die riesige Begeisterung bekommt Bilyk auch am eigenen Leib zu spüren. In der Stadt ist er schon bekannt wie ein bunter Hund, täglich wird er um Selfies und um Autogramme gebeten. "Du spürst, dass die ganze Stadt hinter dir steht."

Die bisherigen Auftritte in der Liga und in der Champions League haben Bilyk gezeigt, dass sein Wechsel keineswegs zu früh gekommen ist. "Die Stars, gegen die ich jetzt spiele, sind auch alles nur Menschen und keine Handball-Roboter."

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