Österreich unterliegt Deutschland

Roland Schlinger & Co. mussten sich Deutschland geschlagen geben.
Zu viele Eigenfehler, zu wenig Ordnung. Österreich verliert gegen solide Deutsche und darf hadern.

Der weltgrößte Verband, die stärkste Liga des Planeten, die meisten Fans. Es gab viele (gute) Argumente, warum Österreichs Handballer im EM-Qualifikationsspiel gegen den großen Nachbarn aus Deutschland in jedem Fall Außenseiter ist. Österreichischer Heimvorteil hin, deutscher Umbruch her.

Hören wollte niemand davon ein Wort nach 60 hitzigen Minuten in der Eishalle von Wien-Kagran. „Es hat ein bisschen der letzte Mut gefehlt“, sagte Österreichs Teamchef Patrekur Johannesson nach der 24:28-Niederlage. Der (Ergebnis-)Schein trügt. Es war in den meisten Phasen eine knappe, ausgeglichene und leidenschaftlich geführte Partie von zwei Teams, die sich weniger über individuelle Klasse definieren (können), als über den mannschaftlichen Zusammenhalt.

Ausschlaggebend für die Niederlage war nicht die unumstößliche Stärke des Gegners, auch nicht die unglücklich wirkenden Pfiffe des serbischen Schiedsrichter-Duos in der mitreißenden, wenn auch nicht hochklassigen Schlussphase. Es lag an den Österreichern selbst.

Spuren der Unordnung

Wie schon zum Auftakt der Qualifikation bei Weltmeister Spanien (16:27) hinterließ das Fehlen des verletzten Kapitäns Viktor Szilagyi Spuren – Spuren der Unordnung. Ersatzmann Vytas Ziura, ebenfalls bereits im Spätherbst seiner Karriere, vertrat den Spielgestalter mit viel Engagement, einigem Esprit und jeder Menge Härte, allerdings auch mit schwindenden Kräften. „Wir haben verloren, daher habe ich die Rolle des Spielmachers nicht so gut ausgefüllt“, sagte Ziura. Das klingt hart, zu hart.

Die nötige und von Teamchef Johannesson bereits eingeleitete Verjüngung der Mannschaft stieß erstmals noch an ihre Grenzen: Einmal fehlte das nötige Tempo vor der gegnerischen Abwehrreihe, dann wieder die Genauigkeit oder die Ruhe, immer aber die Balance. Das gefährliche Spiel über die schnellen Flügel Santos/Weber konnten die Deutschen so in jeder Phase verhindern. „Die Abwehr und die Torwartleistung haben uns gerettet“, sagte Dagur Sigurdsson. Für den deutschen Neo-Teamchef mit rot-weiß-roter Vergangenheit (Bregenz, Nationalteam) war es der zweite Sieg im zweiten Pflichtspiel, für seinen isländischen Landsmann und engen Freund Johannesson war es nicht zwingend ein Rückschritt in der Gesamtentwicklung, dafür aber ein herber Rückschlag auf dem Weg zur EM 2016 in Polen.

Nur gut, dass es schon im Jänner in Katar eine WM gibt. Fix mit Österreich. Und vermutlich auch mit Szilagyi.

EM-Qualifikation, Gruppe 7

Österreich - Deutschland 24:28 (11:12) Wien, Albert-Schultz-Halle, 6.000.

Bereits am Samstag:Finnland - Spanien 27:34 (15:17)

Tabelle
1. Spanien 2 2 0 0 61:43 4
2. Deutschland 2 2 0 0 58:42 4
3. Österreich 2 0 0 2 40:55 0
4. Finnland 2 0 0 2 45:64 0

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