Ab in die USA: Wiesberger schreibt Golf-Geschichte

Bernd Wiesberger darf zu den US Open.
Der Burgenländer verbesserte sich in der Weltrangliste auf Platz 60 und darf damit zu den US Open.

In der großen, weiten Golf-Welt geht es um Kleinigkeiten. Um Zentimeter beim Putten, um Zehntelpunkte in den Ranglisten. Bernd Wiesberger hat in den vergangenen beiden Tagen alles erfahren, was dieser Sport für einen Profi bereiten halten kann: Freud und Leid, Ärger und Jubel.

Um Zentimeter rollte Sonntagabend sein Putt am ersten Extra-Loch der Lyoness Open in Atzenbrugg vorbei. Es ging dabei um Siegen oder Fliegen. Sein Gegner im Stechen um den Turniersieg, der Schwede Mikael Lundberg, hatte zuvor seinen Versuch zum Birdie aus 15 Metern spektakulär versenkt und damit den Burgenländer unter Druck gesetzt. Wiesberger fehlten wie erwähnt Zentimeter, er gratulierte aber artig.
„Für einen zweiten Platz auf der European Tour muss man sich nicht schämen“, ließ der 28-Jährige wissen. 111.110 Euro Preisgeld gab’s für Platz zwei, womit Wiesberger in seiner noch jungen Profikarriere bereits über drei Millionen Euro an Siegprämien eingespielt hat. Dazu kamen noch etliche Punkte für die Weltrangliste.

Womit wir bei den Zehnteln wären. Denn für Wiesberger begannen damit Stunden des Wartens. Reicht der zweite Platz beim Heimturnier für den Vorstoß unter die Top 60 der Weltrangliste und die damit verbundene Qualifikation für die US Open (ab Donnerstag)?

Es sollte reichen, wie man Montagfrüh erfuhr, als Wiesberger auf Facebook und Twitter stolz sein Flugticket präsentierte. Noch im Vorjahr war Wiesberger als 61. im Ranking knapp gescheitert. Heuer heißt der Leidtragende Pablo Larrazabal, den Wiesberger um von 0,0224 Punkte auf Rang 61 verdrängte. „Das ist ein großartiges Trostpflaster“, sagte Wiesberger vor den Abflug nach North Carolina.

Beim zweiten Major-Turnier des Jahres schlägt bis auf den verletzten Tiger Woods die gesamte Golf-Elite ab. Gespielt wird im Pinehurst Golf Resort auf Kurs Nummer zwei. Das soll nicht unerwähnt bleiben, immerhin verfügt der noble Golf-Club an der Ostküste der USA über acht (!) Anlagen.

Zum ersten Mal überhaupt wird ein Österreicher in der Ergebnisliste der US Open aufscheinen. Für Wiesberger ist es die vierte Teilnahme an einem der vier Major-Turniere, nur das Masters in Augusta fehlt ihm noch. „Damit geht ein Traum in Erfüllung“, sagte er. Diesen Traum hegen viele – und er ist gar nicht so unrealisierbar. Denn die US Open sind der letzte große Golf-Bewerb der Welt, der dem Ur-Gedanken gerecht wird („Open“ = offen für alle): Der Qualifikation darf sich gegen eine geringe Nenngebühr jeder Golfer mit einem Mindest-Handicap von –1,4 stellen. Rund 9000 Golfer nennen jährlich für die Dutzenden Ausscheidungsturniere. Den meisten von ihnen fehlen jedoch mehr als ein paar Zentimeter.

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