Golf muss cooler werden
Österreichs Golf hat das erfolgreichste Jahr hinter sich. Was waren die Ziele des Florida-Camps?
Fredrik Jendelid: Wir wollten damit Golf etwas mehr `rund um`s Jahr` am Leben erhalten und die Amateur-Spieler früher auf die Saison vorbereiten. Dazu wollen wir sie mit einem Entwicklungsprogramm begleiten, damit sie auf die nächsthöhere Stufe kommen. Am meisten zu gewinnen ist beim Kurzspiel, also dem Wedging, dem Pitching und dem Putting. Hauptziel ist, die schlechten Schläge wegzubekommen.
Jänner-Training in Florida, das klingt nach einer kostspieligen Angelegenheit. Typisch Golf werden viele sagen, oder?
Das Wetter hier ist sehr gut, das Ganze ist vor allem leistbar. Je 14 Spieler leben in einem angemieteten Haus, wir kochen selbst, das ergibt Tageskosten von 22 Dollar (16,9 Euro) pro Person und Tag. Das ist billiger als jedes Hotel, und die Flüge zahlen die Spieler selbst.
Sie haben früher schon eng mit Österreichs Profis gearbeitet. Wie sehen Sie Ihre aktuelle Aufgabe?
Mein Job ist, die jungen Spieler auf Profi-Level zu bringen. Ich kann keinem 15-Jährigen garantieren, dass er später Millionen verdient. Ich kann aber sehen, ob er die Anlagen dazu hat. Die Entwicklung ist gut, die Situation hat sich total positiv geändert. Ein
Manuel Trappel, ein Matthias Schwab, ein Robin Goger sind auf einem guten Niveau. Bei den Mädchen sind es Marina Stütz, Sarah Schober oder Fanny Wolte.
Viele ÖGV-Amateure, vor allem Damen, reisten direkt aus den USA an. Auf US-Unis dank Golf-Stipendien zu studieren scheint attraktiv zu sein, oder?
Kann sein, muss es aber nicht. Wir reden von 18-Stunden-Tagen. Es gibt viele gute Coaches hier, aber auch richtig schlechte. Ich hörte von beinhartem Training, bis zu fünf Stunden ohne Pause und Wasser sowie angedrohten Strafen. Es gibt 21.000 Colleges und 27 Millionen Golfer. Wenn das College-System so gut wäre, würden die USA andauernd Spitzengolfer produzieren. Aber die meisten College-Spieler sind Europäer.
Manuel Trappel wird als Amateur-Europameister bei den British Open spielen. Was erwarten Sie von ihm?
Sein Leben hat sich geändert wie das eines Lotto-Millionärs. Einen größeren Schritt kann man in so kurzer Zeit nicht machen. Zu viele stürzen nach solchen Erfolgen ab, weil sie zu viel verändern. Aber er ist ein cooler Bursche, er schafft das.
Golf hat bei uns immer noch das Image eines Oberklassen-Sports. Was muss sich ändern?
Es muss cooler werden, speziell für die Jugendlichen. Wenn man am Sonntag spielen will, muss man am Donnerstag davor eine Entscheidung fällen. Kinder wollen aber spontan loslegen. Wir brauchen Plätze, auf denen das Gras einfach in vier Stufen geschnitten wird und jeder sofort Spaß haben kann. Und die Bekleidung muss egal sein. Warum gibt es nicht Sechs- oder Fünfloch-Plätze? Weil man damit nicht Mitglied im Golfverband sein kann. So sind die Plätze am Ende wieder alle gleich.
Das heißt, Kinder und Jugendliche sind der Schlüssel?
Ja, siehe
IKEA. Oder McDonald`s. Auch die verkaufen Hamburger nicht an alte Menschen. Wenn die Kinder hingehen, kommen auch die Eltern.
Damengolf führt in der öffentlichen Wahrnehmung ein Dornröschen-Dasein. Warum?
Sie brauchen mehr `Typen`. Wie die Williams-Schwestern im Tennis. Solche wie Christina Kim, die ist total verrückt. Damengolf braucht einfach einen weiblichen Tiger Woods.
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