Golf-Höhepunkt in Sandwich

Die 140. British Open werden auf einem der schwierigsten Plätze der Welt gespielt. Mit dabei: Markus Brier.

Heftige Windböen, hohe Regenwahrscheinlichkeit, 15 Grad Lufttemperatur. Für Markus Brier gibt es nichts Schöneres im Juli. Ein Golfer, der sich diesen unangenehmen Bedingungen im Sommermonat aussetzen darf, hat es geschafft - das älteste Golf-Turnier der Welt steht an, die British Open.

Zum sechsten Mal schlägt der 43-jährige Wiener beim bedeutendsten Ereignis der Branche ab, die 140. Ausgabe findet ab Donnerstag im Royal St. George's Golf Club im englischen Sandwich statt, einer rauen Ecke an der Ärmelkanalküste. Im Vorjahr zählte der Veranstalter 201.000 Besucher. "Es ist für mich jedes Mal aufs Neue eine Ehre, bei den British Open dabei zu sein", sagt Brier, "das ist Golf in seiner reinsten Form."

Traditionell werden die British Open auf Links-Kursen ausgetragen, was nichts mit der Spielrichtung zu tun hat, sondern mit der kargen und früher als unbrauchbar angesehenen Dünenlandschaft an Küstengebieten (Linksland), wo der Sport in Großbritannien im 15. Jahrhundert seine Wurzeln hatte.

Dementsprechend ursprünglich und naturbelassen sind auch die Layouts der Links-Plätze. Die Fairways sind so wellig, dass man schon beim Hinschauen seekrank wird, manche Sandbunker wiederum so tief, dass sie mit Eisenbahnschwellen abgestützt werden müssen und nur über Treppen zugänglich sind.

Steile Sache

Die königliche Anlage in Sandwich, die 1887 als Konkurrenz für den ehrwürdigen Old Course im schottischen St. Andrews entworfen wurde, zählt zu den schwierigsten der Welt. Der Bunker auf Loch vier, direkt in einen steilen Hügel gebaut, ist der tiefste seiner Art. "Wer hier landet, hat nur eine Option, und zwar den Schlag zurück", sagt Brier.

Überhaupt ist Zurückhaltung eine Tugend auf Links-Plätzen. Die Endzonen sind dermaßen glatt und schnell, dass die direkte Attacke meist im Desaster, also in einem Hindernis, endet. "Manchmal musst du dich beherrschen und den Ball 30 Meter vor dem Grün aufspringen und rollen lassen", erklärt Brier, der als Spezialist für Links-Plätze gilt und an den heurigen Austragungsort gute Erinnerungen hat: 2003 gelang dort Österreichs Parade-Golfer zum ersten Mal der Cut bei einem Major-Turnier. "Wenn du gegen diesen Platz spielst, frisst er dich", sagt Österreichs Sportdirektor Nikolaus Zitny, der in seiner Amateurzeit die Tücken des Kurses kennengelernt hat.

Wer bei den British Open Erfolg haben will, muss das Ziel seines Schlages sorgfältig wählen, die Entscheidung über Sieg und Niederlage fällt manchmal schon Wochen davor.

Im Jahr 2000 ließ Tiger Woods Satellitenbilder der Anlage anfertigen, um die sichersten Areale für seine Schläge ausfindig zu machen - mit Erfolg: Der US-Star landete auf den 72 Löchern nicht einmal in einem Bunker und feierte seinen ersten von bislang drei Erfolgen bei den British Open.

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