Geierspichler dankt Gott

Geierspichler dankt Gott
"So nervös war ich noch nie zuvor": Geierspichler holt bei den Paralympics über 400 m sensationell Bronze.

Gott war an diesem supergeilen Tag wieder bei mir", schrieb Thomas Geierspichler auf seiner Facebook-Seite.

Über die 400m gewann der Salzburger am Montag bei den Paralympics in London für sich selbst völlig überraschend Bronze: "Gerade wenn man nicht damit rechnet ist es am schönsten."

"Ich habe schon zwei Goldmedaillen bei Paralympics, zudem einige Silberne und Bronzene gewonnen. Aber diese Medaille über die 400m strahlt für mich wie Gold", jubelte der 36-Jährige.

"Im Finale habe ich alles aus mir rausgeholt. Nach einem super Start schoss mir auf den letzten 100m das Laktat ein. Ich war überm Limit und sah, dass der Japaner Ueyonabaru immer näher kommt. Schließlich hat er mich um wenige Hundertstel auf den vierten Platz verwiesen", erinnert sich Geierspichler.

Himmel und Hölle

"Ich ging danach durch Himmel und Hölle, als ich Richtung Call Room rollte. Da bekam ich eine Ergebnisliste in die Hand, wo ich plötzlich als Dritter draufstehe. Ein Offizieller sagte mir, der Japaner sei disqualifiziert worden. Sein Team legte Protest ein, was eine halbe Stunde dauern sollte. So nervös wie in dieser Zeit war ich noch nie zuvor."

"Unterdessen kam ein Offizieller und sagte, ich solle mich auf die Siegerehrung vorbereiten. Doch dazu fehlte mir mein Straßenrollstuhl und meine Schuhe, es war alles ziemlich chaotisch. Schließlich wurde der Protest der Japaner abgewiesen und ich bekam Bronze! Für mich ist dieser dritte Platz ein Wahnsinn, Gold hätte nicht schöner sein können. Bisher habe ich meine Paralympicsmedaillen ausschließlich über die Langdistanzen genommen", sagte Geierspichler: "Vor eineinhalb Jahren habe ich begonnen, mich vom Marathonfahrer zum Sprinter zu verwandeln, habe mein tägliches stundenlanges Training umgestellt."

Barfuß zur Siegerehrung

"Nach dem Rennen fuhren meine Freundin Petra und meine Mutter mit der U-Bahn gleich zurück ins Hotel. Und in den Katakomben des Stadions hatte ich keinen Handyempfang. Sie staunten nicht schlecht, als sie von Bekannten aus Salzburg und Südtirol über meine Bronzemedaille erfuhren. Und durch das Chaos nach dem Zieleinlauf kam ich auch nicht zu meinen Sportschuhen, deshalb musste ich barfuß zur Siegerehrung."

Kritik

Auch in der Stunde des Triumphs wiederholte Geierspichler seine Kritik: "Vor diesen Paralympics wurden einige Disziplinen gestrichen und - was für mich viel schlimmer ist - Behindertenklassen zusammengelegt. Es gibt einfach zu große physische Unterschiede unter den Athleten."

"Ich finde, die Paralympics sollten sich auf ihre Grundwurzeln zurückbesinnen, sie dürfen sich nicht zulasten der Schwerbehinderten entwickeln. Was erzählst du einem Tetraplegiker (Einschränkung an allen vier Gliedmaßen), der unbedingt Sport machen will, der aber nie eine Chance auf irgendeine Medaille hat? Da werden Perspektiven zerstört. Auf der anderen Seite regen sich auch schon `Stars` wie Pistorius auf. Er befand sich bisher auf der Zuckerseite unter den Behinderten und regt sich jetzt auf, weil es schnellere Leute mit noch längeren Prothesen gibt. Was bitte sagen hier die Einbeinigen dazu?"

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