Zwei Goalies wärmen sich fürs Derby auf

Zwei Goalies wärmen sich fürs Derby auf
Austria-Keeper Heinz Lindner und Rapid-Tormann Lukas Königshofer gehen vor dem 301. Wiener Derby verbal in die Offensive.

Die Twin Towers der Wienerberg City im Hintergrund, das 301. Wiener Derby bereits im Fokus. Heinz Lindner und Lukas Königshofer sind offensichtlich bereit, am Sonntag in der Generali Arena (16 Uhr, ORFeins, Sky live) die Türme in der Schlacht zu spielen.

Im U-21-Team haben sich die beiden aufstrebenden Tormänner kennengelernt. "Und es hat immer alles gepasst – was ja unter Torhütern nicht selbstverständlich ist", sagt der 21-jährige Lindner, der sich mit dem 23-jährigen Königshofer zu einem Doppelinterview für den KURIER trifft.

Zumindest von Steffen Hofmann wird Lindner nicht gefordert werden. Der Rapid-Kapitän wollte spielen, das Risiko nach seiner Muskelverletzung wäre aber noch zu groß gewesen. Trainer Peter Schöttel schont ihn für die letzten sechs Spiele.

Die Hütteldorfer dürfen nach dem 2:2 von Salzburg am Samstag bei Sturm mit dem Sprung an die Spitze spekulieren. Rang eins ist aber nur mit dem ersten Derbysieg in dieser Saison erreichbar.

KURIER: Warum wird dieses Derby besser als das 0:0 beim Jubiläum? Oder zählt für die Tormänner ohnehin nur das Zu-Null?

Lukas Königshofer: Dieses Derby kann nur besser werden, weil das letzte zum Zuschauen ein Graus war.

Heinz Lindner: Für uns Tormänner ist es schon am Wichtigsten, dass die Null steht. Ich bin mir aber trotzdem sicher, dass es diesmal ein tolles Derby wird, weil für uns nur ein Sieg zählt und wir daher angreifen werden.

Lukas Königshofer hat bei Rapid Payer endgültig verdrängt, Heinz Lindner sich bei der Austria durchgesetzt. War schon im Winter klar, dass Sie beide den Nr.-1-Status verteidigen werden?

Königshofer: Klar kann das nicht sein, wenn starke Torhüter wie Payer und Novota auf Einsätze drängen. Ich bin froh, dass mir Trainer Schöttel vertraut.

Lindner: Für mich war es schon klar, auch wenn mit Kardum ein Neuer gekommen ist. Ich habe schon bei den Tests immer gespielt.

Sie haben beide Ihre Verträge im Frühjahr verlängert. Ist das eine langfristige Entscheidung für den Klub?

Königshofer: Wir sind beide bei unserem Herzensklub. Da braucht man über so ein Angebot nicht lange nachzudenken. Für mich gibt es in Österreich sowieso nichts Größeres als Rapid.

Lindner: Für mich war die Verlängerung ebenso eine Ehre.

Was ist die größte Stärke Ihres Konkurrenten?

Lindner: Wir haben beide plötzlich eine Chance bekommen und waren gleich voll da. Unsere Unbekümmertheit war entscheidend.

Königshofer: Chancen haben Junge ja schon öfters bekommen, aber viele haben sich dann brutal angeschissen. Das war bei uns nicht so. Deswegen spielen wir noch.

Wie erlangt man diese Unbekümmertheit?

Königshofer: Man kann schon mental daran arbeiten und von Älteren Rat einholen. Aber eigentlich gilt: Du hast sie, oder du hast sie nicht.

Auch international fällt auf, dass immer mehr Junge ihre Chancen bekommen. Ist das eine gute Generation oder denken die Vereine um?

Königshofer: Beides. In den Akademien wird mehr darauf geachtet, das moderne Torwartspiel zu lehren. Es hat dann auch bei ein paar Jungen geklappt. Jetzt trauen sich immer mehr Vereine.

Lindner: Genau so ist es. Die Jungen bieten auch keine Gelegenheit, sie wieder rauszustellen. So können wir Erfahrungen sammeln, um einmal ins Ausland zu kommen.

Wohin soll es dann gehen?

Lindner: Ich bin noch zu grün dafür hinter den Ohren.

Königshofer: Das solltest du als Austrianer nicht sagen! (lacht)

Lindner: Da hast Du Recht. Also noch einmal: ich bin noch zu violett hinter den Ohren. Später könnten wir Deutschland oder Spanien schaffen.

Königshofer: Mein Traum sind England und Deutschland.

Es hat doch immer geheißen, Erfahrung ist das Wichtigste für einen Tormann ...

Königshofer: ... aber wie sollst du Erfahrung bekommen, wenn du nicht spielst? Es gibt Wichtigeres als Erfahrung.

Lindner: Ich hatte das Glück, dass ich immer früh hochgezogen wurde, bis in die zweiten Liga zu den Austria Amateuren. Davon habe ich dann auch im Profi-Training profitiert und mir Sachen von Safar und Almer abgeschaut.

Ist das Torwartspiel noch vergleichbar mit jenem aus den Zeiten der Legenden Koncilia und Feurer?

Königshofer: Es geht immer noch darum, Bälle zu halten. Aber es ist viel dazugekommen: mitspielen, das Spiel beschleunigen, auf Flanken rauskommen ...

Lindner: ... und wir sollten immer Ruhe ausstrahlen. Und ganz wichtig ist der Fuß. Wir müssen wie früher ein Libero den Spielaufbau schaffen.

Warum wirft Königshofer mit der Hand weiter aus als Sie, Herr Lindner?

Lindner: Vielleicht gibt’s im Derby ja ein Privatduell. Bis über die Mittellinie bring’ ich den Ball auch.

Königshofer: Wie weit ich es schaffe, ist egal. Hauptsache, die Auswürfe sind genau.

Lindner: Hauptsache, er wirft ihn mir nicht ins Tor (lacht).

Königshofer: Dazu bräuchte ich einen Orkan.

Welche Idole hatten Sie?

Lindner: Kahn war ein Großer, aber der Spielstil gefällt mir von Casillas am besten.

Königshofer: Ich habe als Kind auch den Kahn verehrt, am besten zu mir passt aber der Stil von Pepe Reina.

Es gibt Kritik an der geringeren Treffer-Quote. Anders betrachtet: spricht das nicht auch für bessere Tormann-Leistungen?

Königshofer: Heuer sind schon sehr viele Chancen einfach nur verhaut worden.

Lindner: Im Herbst sind wir oft in Konter gelaufen, wo drei Gegner auf mich und zwei Verteidiger zugelaufen sind. Da habe ich mich gefragt: Wie kann denn das sein? Jetzt merke ich schon, dass sich unser das Defensiv-Training positiv auswirkt und wir stabiler stehen.

In einem Derby wurde die Karriere von Georg Koch beendet. Auch Didulica und Payer wurden schon von gefährlichen Gegenständen aus den Fan-Sektoren getroffen. Kann man diese Gefahr im Spiel ausblenden?

Lindner: Bis jetzt gab es nur Bierduschen für mich. Aber das gehört im Hanappi-Stadion scheinbar dazu. Und das ist auch nicht so tragisch.

Königshofer: Ich habe erst ein Derby im Happel-Stadion hinter mir. Da müsste man schon sehr gut werfen können, um mich trotz der Laufbahn zu treffen. Was Koch passiert ist, kann man aber nicht so schnell vergessen.

Herr Lindner, es wird privat. Offiziell sind Sie jetzt Single und spielen seither im Frühjahr fehlerlos. Gibt es da einen Zusammenhang?

Lindner: (lacht) Als Single kann man sich natürlich schon sehr gut auf das Wesentliche konzentrieren. Aber der Luki hat seine Freundin schon ewig und spielt exzellent – also daran kann’s nicht liegen. Ich glaube, dass meine guten Leistungen auch mit meinem neuen Glücksbringer (weiblich, Anm.), den ich schon habe, zusammenhängen.

Warum steht die eigene Mannschaft am Ende vor dem Erzrivalen?

Lindner: Wir haben jetzt zwei Spiele gewonnen und werden auch das Derby gewinnen. Mit diesem Erfolgslauf überholen wir Rapid noch.

Königshofer: Ganz einfach: Weil Rapid vor die Austria gehört und wir eine geile Truppe haben.

Lukas Königshofer

Am 16. März 1989 wurde der Mödlinger in eine Sportlerfamilie geboren (Vater Rad-Steher-Weltmeister, Mutter Handball-Torfrau). Im Nachwuchs spielte er für die Admira, ein Jahr für die Austria (mit Marko Arnautovic) und Kärnten, wo er aufgewachsen ist. 2009 holte Rapid den 1,93 m großen damaligen U-21-Teamtormann. Seit dem 2:1 in Mattersburg am 26. November 2011 ist er die Nr. 1 bei Rapid.

Heinz Lindner

Der 1,88 Meter große Austria-Tormann wurde am 17. Juli 1990 in Linz geboren, wo er auch mit dem heutigen Rapidler Michael Schimpelsberger in die Schule gegangen ist. Bereits als Sechsjähriger kam er zum LASK, mit 14 in den Austria-Nachwuchs. Bereits im Februar 2010 glückte das Bundesliga-Debüt, 55 Einsätze folgen trotz der Konkurrenz mit Safar, Almer und Kardum. Teamchef Koller hat Lindner ins A-Team geholt.

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