Neues ÖFB-Team will Revanche für 2009

APAHPF02 - 111022009 - GRAZ - OESTERREICH:ZU APA TEXT SI - Andreas Ivanschitz (AUT/l..) im Zweikampf mit Erik Edam (SWE/r.) am Mittwoch, 11. Februar 2009, anl. des freundschaftlichen Fussball-Laenderspieles Oesterreich gegen Schweden in der UPC Arena Graz. APA-FOTO:HERBERT PFARRHOFER.
2009 war das Jahr für Schwarzmaler - Ivanschitz und Garics verkörpern den Aufwärtstrend.

Mittwoch, 11. Februar 2009, Graz. Was damals passiert ist?

Ein Länderspiel gegen Schweden. Ein ganz schwaches, ein Dokument des Tiefpunktes, auf dem Österreichs Fußball-Nationalteam festgenagelt schien. 0:2 wurde verloren. Unter dem Schweiger Karel Brückner. Es sollte das letzte Länderspiel der tschechischen Trainerlegende sein. Und es sollte auch der Beginn einer Auszeit für den in Graz gnadenlos ausgepfiffenen Andreas Ivanschitz sein. Brückner-Nachfolger Dietmar Constantini hatte die Idee, den Mittelfeldspieler fortan vor den Unmutsäußerungen des Fußball-Volks zu „schützen“.

Krisenfall

Das Publikum war jeder Illusion beraubt. Es war auch nicht schön anzuschauen, wie sich ein Gyuri Garics von einem Mann namens Christian Wilhelmsson, damals schwedischer Legionär in Saudi-Arabien, schwindligspielen ließ. Auch die Tage von Garics als aktivem Mitglied im Nationalteam waren gezählt.

Aus. Schluss mit den bösen Erinnerungen. Die Zeiten haben sich geändert. Grundlegend.

Juni 2013: Das Publikum glaubt wieder an die Nationalmannschaft. Positiver könnte die Stimmung kaum sein, das WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden am Freitag im Happel-Stadion (20.45 Uhr) ist längst ausverkauft. Die Wettbüros haben die Euphorie mit ihren Quoten in Zahlen gefasst und getan, was Teamchef Marcel Koller nicht unbedingt gerne sieht. Nämlich Österreich in die Favoritenrolle gedrängt. Ja, man habe eine gute Truppe, viel Spaß im Team, aber das sei noch nicht ausreichend für den erhofften Erfolg, mahnt der Schweizer. Mittwochvormittag war trainingsfrei. „Weil wir die Spannung hochhalten und auch der Kopf frei sein muss. Das funktioniert nicht immer, wenn man zu viel trainiert“, sagt Koller.

Erinnerungen

Jetzt können auch die Herren Ivanschitz und Garics wieder locker plaudern. Weil sie die Gewissheit haben, potenzielle Kandidaten für die Startformation zu sein. Konfrontiert mit dem Spiel gegen Schweden, mit dem Namen Zlatan Ibrahimovic.

Neues ÖFB-Team will Revanche für 2009

Garics scheint gesetzt zu sein auf der rechten Abwehrseite. Der Legionär von Bologna erinnert sich. Weniger an 2009, vielmehr an die letzte erfolgreiche Qualifikation für die WM 1998. Ans Traumtor von Andi Herzog gegen Schweden und daran, „dass ich damals noch nicht einmal einen österreichischen Pass hatte.“ So ein knappes 1:0 würde bedeuten, dass Österreich vom Jäger zum Gejagten wird. „Wir hätten nach sechs Runden alles in der eigenen Hand, der pure Luxus.“

Ja, jetzt verfüge Österreich über Spieler mit zunehmender Erfahrung und besitze vor allem eine klare Linie. Trotzdem: Es werde nix drinnen sein, ruft man nicht das Leistungsoptimum ab. Schon ist der Bogen zu Schwedens Ibrahimovic gespannt. Seine Schwächen? „Jeder hat die. Wie viele Weltklasseleute will er nicht dem Ball nachlaufen, sollte das Spiel nicht in die richtige Richtung gehen.“ Mit einem Grinsen angefügter Nachsatz: „Das sind wir Österreicher ein bisschen mehr gewohnt.“

Bei Andreas Ivanschitz tun sich zunächst Erinnerungslücken auf, wenn der Rückblick bis ins Jahr 2009 reicht. Verständlich. Ivanschitz hat sich nach seiner Verbannung aus dem Nationalteam zumindest wieder als Alternative aufgedrängt. „Ich versuche gut zu trainieren, den Rest entscheidet ohnehin der Teamchef.“

Dann schweigt er wieder. Seine persönliche berufliche Zukunft ist Thema. Bleibt er in Deutschland, oder geht er doch nach Spanien? Kein Kommentar. Er werde sich dazu äußern. Momentan ist es ein Länderspiel gegen Schweden, das wieder zu einem Höhepunkt in seiner Karriere geworden ist.

Die großen Erfolge lassen zwar noch auf sich warten, die Herzen der Fans hat Österreichs Team aber bereits im Sturm erobert: Das Ernst-Happel-Stadion wird am Freitag gegen Schweden mit 48.500 Zuschauern einmal mehr ausverkauft sein.

Die laufende Quali für die WM 2014 in Brasilien beschert dem ÖFB aller Voraussicht nach einen neuen Zuschauerrekord. In den fünf Partien der Gruppe C dürfte erstmals die 200.000-Zuschauer-Marke geknackt werden, das hat es gemäß ÖFB-Aufzeichnungen noch nie gegeben. In der erfolgreichen Quali für die WM 1998 waren es knapp 169.000 Fans bei den fünf Partien gewesen.

Den Anfang machte am 11. September 2012 das mit 47.000 Fans ausverkaufte Match gegen Deutschland (1:2), die Partie am 16. Oktober gegen Kasachstan (4:0) lockte 43.000 Fans an. Den Heimerfolg am 22. März gegen die Färöer (6:0) verfolgten 24.200 Menschen, dazu kommen 48.500 am Freitag. Damit hält man vor dem letzten Heimspiel gegen Irland bei 162.700 Zuschauern. Für die Partie am 10. September sind bereits mehr als 20.000 Tickets verkauft worden.

Der neue Boom freut auch die Teamspieler. „Wir haben es geschafft, die Leute ins Stadion zu locken. Mit gutem Fußball und viel Leidenschaft. Bei uns merkt man, dass wir etwas erreichen wollen“, sagt Andreas Ivanschitz.

Dieser Spion hat wirklich Nerven wie aus Eis. „Du kalter Schwede“ möchte man zu Reine Almqvist fast sagen. Denn er hat dem Schneeregen von Dublin getrotzt, hat sich in Wien vom Regensturm peitschen lassen. Und das alles, um am Mittwoch in der sonnigen Heimat vor Journalisten seine selbst gebastelte Schweden-Bombe platzen zu lassen.

Reine „007“ Almqvist hat das ÖFB-Logo auf einen Zettel kopiert und unter der Warnung „Trolig Startelva Österrike“ die „wahrscheinliche Startelf Österreichs“ notiert. Trollig ist dabei, dass aus dem Lindner Heinz ein Hans wurde. Sonst ist die „Trolig Startelva“ auch für österreichische Insider eine wahrscheinliche Startaufstellung. Bis auf den gesperrten Kavlak gleicht sie der aus dem Irland-Spiel. Aber pssst.

Ohne vom großen Lauschangriff gewusst zu haben, macht Österreichs Teamchef Marcel Koller seit Mittwoch auf „top secret“. Er muss es geahnt haben: Wenn schon seine Aufstellung bis nach Schweden durchgesickert ist, möchte Koller seine letzten großen Geheimnisse in Wien schützen. Nicht einmal die ersten 15 Minuten lässt er Journalisten beim Aufwärmen zuschauen.

Kein Blick auf einen Eckball. Kein Foto von einem Kopfball. Für die österreichischen Journalisten und den schwedischen Nachrichtendienst heißt das: „Augen zu. Und durch.“

Kommentare