Wettskandal kostet Criscito EM

Bisher kosteten die Ermittlungen im italienischen Wettskandal einen Profi den Platz im EM-Aufgebot. Teamchef Cesare Prandelli hatte Domenico Criscito aus dem Kader eliminiert. Leonardo Bonucci hingegen – auch gegen ihn wird ermittelt – behielt der Teamchef auf der Liste jener 23 Spieler, die mit ins EM-Quartier nach Polen dürfen.
Schon vor einem Jahr kam die Staatsanwaltschaft in Cremona durch abgehörte Telefonate Sportbetrügern auf die Spur. Schritt für Schritt wurden unter dem Namen "Calcioscommese" Spielmanipulationen aufgedeckt. So wurden im September acht Personen verhaftet, im Dezember waren es 17 Personen, die hinter Gittern mussten.
Meist waren es aber eher unbekannte Spieler aus der zweiten oder dritten Liga. Guiseppe Signori und Cristiano Doni, zwei Ex-Teamspieler, waren noch die bekanntesten Akteure, gegen sie wurden Berufsverbote ausgesprochen.
Paukenschlag
Dieses Wochenende standen 19 Spieler, Ex-Profis und Trainer im Fokus der Ermittler. 14 Personen wurden vorübergehend verhaftet und drei unter Hausarrest gestellt. Besondere Aufmerksamkeit hatte die Aktion, weil sie auch das Nationalteam betroffen hat.
In den frühen Morgenstunden waren Ermittler im Trainingszentrum in Coverciano aufgetaucht, einem Stadtteil von Florenz. Pikanterweise kam dadurch ein Vortrag von Simone Farina nicht zustande. Der 30-Jährige hat letztes Jahr ein Angebot zur Spielmanipulation und somit 200.000 Euro ausgeschlagen. Farina hätte am Vormittag zu den Teamspielern über Mut und Charakterstärke reden sollen. Statt des Helden war aber die Polizei am Wort.
Criscito, der in St. Petersburg unter Vertrag steht, soll letztes Jahr in einer Kneipe in Genua gemeinsam mit seinem Mannschaftskollegen Giuseppe Sculli und Vertretern einer osteuropäischen Wettbetrügerbande den Ausgang des Spiels zwischen Lazio Rom und FC Genua festgelegt haben.
Bekannte
Auch Antonio Conte, der als Trainer Juventus Turin zum Titel geführt hat, stand im Fokus, seine Wohnung wurde durchsucht. Er soll als Trainer von Siena von Spielmanipulationen seines Vereins gewusst haben. Ihn belasten vor allem die Aussagen des geständigen Wettbetrügers Filippo Carobbio.
Wettbetrüger aus Osteuropa, Italien und Asien – sie alle scheinen in Italien leichte Opfer gefunden zu haben. Aber nicht nur dort: Der Name Tan Seet Eng kam 2011 in den Prozessen um den Berliner Ante Sapina (wurde wegen gewerbsmäßigen Betrugs 2011 zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt) vor. Montag wurden in Ungarn fünf Mitglieder der Organisation des Mannes aus Singapur verhaftet.
"Die Vernehmungen sind für uns sehr aufschlussreich. Vor allem nähern wir uns den Köpfen dieser Banden an. In den kommenden Wochen wird es noch andere prominente Spieler und Verantwortliche treffen", droht nun ein Ermittler.
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