Watschen für den U20-Teamchef

Trainer-Latein: Paul Gludovatz übt vor der WM in Kolumbien heftige Kritik an seinem Nachfolger Andreas Heraf.

Drei Wochen vor dem Auftakt schlägt die U-20-WM in Kolumbien in Österreich ordentliche Wellen. Für Emotionen sorgt, dass nicht alle Spieler abgestellt werden, die dafür berechtigt sind. So fehlen im Aufgebot (18 von 21 wurden schon nominiert) Spieler wie Alaba, Dragovic, Holzhauser, Aschauer, Kainz, Teigl und Hinteregger.

Paul Gludovatz, heute Ried-Trainer, betreute 2007 in Kanada jenes ÖFB-Team, das Rang vier belegt hat. Der 65-Jährige kritisiert seinen Nachfolger Andreas Heraf in einem Interview mit der APA - Austria Presse Agentur (siehe Interview) scharf: "Ich war vor der WM in Kanada immer vor Ort und habe bei jedem Trainer mit Demut regelmäßig um die Spieler gebeten. Da muss man eben mehr Zeit opfern, so etwas kann man nicht vom Büro aus erledigen. Ich habe Zigtausende Kilometer abgespult, da war viel Mühsal dabei."

Der langjährige Nachwuchstrainer lässt aber trotz einiger Abwesender keine Jammerei gelten. Es würden mehr Spieler in Kampfmannschaften kicken als vor vier Jahren. Gludovatz: "Mit meiner Erfahrung und mit dieser Mannschaft hätte ich es sicher auch bis nach Kolumbien geschafft und würde dort für Furore sorgen."

Attacke

Auch Herbert Prohaska, einst A-Teamchef, ärgert sich, dass nicht die besten Österreicher nach Kolumbien fliegen. Aber er nimmt nicht Teamchef Heraf aufs Korn, sondern Salzburg, weil der Klub zwei Spieler nicht abstellt. "Die Salzburger haben einen 30-Mann-Kader, natürlich haben sie den Titel und den Europacup im Auge, aber da werden ihnen Martin Hinteregger und Georg Teigl nicht abgehen. Wenn die zwei, drei, vier Wochen fehlen und sie nicht Meister werden, können sie zusperren", sagt Prohaska.

Salzburg hat derzeit allerdings gar keinen 30-Mann-Kader: Trainer Moniz stehen nur 17 Feldspieler zur Verfügung. Nachdem sich auch Ibrahim Sekagya verletzt hat, gibt es mit Pasanen und Hinteregger derzeit nur zwei fitte Innenverteidiger. Sportchef Heinz Hochhauser versteht die Aufregung nicht: "Hinteregger will nicht nach Kolumbien." Der 20-Jährige war einem U-20-Teamlehrgang im Juni in Rif ferngeblieben - ohne Wissen der Salzburger. Deshalb hat er von seinem Klub sogar eine Strafe bekommen.

Misere

Die Nichtabstellung von Georg Teigl beruht auf einer Abmachung von Moniz und Heraf. Hochhauser: "Unser Trainer kann auf ihn nicht verzichten, weil er sonst niemand für seine Position hat." Salzburg stellt mit Meilinger und Offenbacher übrigens zwei Spieler ab und damit mehr als die anderen Spitzenklubs Austria, Sturm und Rapid.

"Ich hätte dem ÖFB gerne mehr geholfen, aber ich bin für Salzburg verantwortlich", sagt Hochhauser, für den es einen Schuldigen an der Misere gibt: "Das ist die FIFA mit einem Unter-20-WM-Termin mitten in der Saison."

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