Was sich im Team ändern muss

Was sich im Team ändern muss
Nach dem 2:6 gegen Deutschland spielt Österreich am Dienstag gegen die Türkei. Wird es Constantinis Abschiedsvorstellung?

Der Tag nach dem kommenden Spiel soll und wird Klarheit bringen: Am Mittwoch werden ÖFB-Präsident Leo Windtner und sein Teamchef Dietmar Constantini nicht nur das Türkei-Länderspiel vom Dienstag Revue passieren lassen, sondern die Zukunft der gemeinsamen Zusammenarbeit beratschlagen.

Die jüngste Vergangenheit schaut für den Teamchef alles andere als rosig aus. "Wenn ein Trainer nix gewinnt, dann wird er entlassen", umschrieb Constantini die Katerstimmung nach dem Spiel. "Meine Bilanz ist ja nicht unbedingt gut", fügte er hinzu. Wie wahr. In den letzten neun Spielen gab es nur einen Sieg, aber dafür gleich sieben Niederlagen. Im Jahr 2011 wurde nur gegen Lettland gewonnen.

Dennoch ist ein Abgang offiziell kein Thema.

Noch sprechen Constantini und Windtner mit einer Zunge. "Ich werde meinen Vertrag einhalten, so wie ich es bei allen meinen Vereinen getan habe", verweist Constantini darauf, dass sein Kontrakt bis zum Ende der Qualifikation läuft. "Das gilt auch für den Verband", pflichtet Windtner bei. "Ein Schnellschuss wäre jetzt fahrlässig."

Weiter Blick

Verliert Österreich jedoch am Dienstag Abend im Wiener Ernst-Happel-Stadion gegen die Türken (20.30), dann könnte Constantini selbst vorzeitig das Handtuch werfen, einem Rauswurf zuvorkommen und sich somit die "Asien-Tournee" nach Aserbaidschan und Kasachstan im Oktober ersparen.

Was hat zu geschehen, dass nach dem 2:6-Debakel gegen Deutschland vor eigenem Publikum noch ein halbwegs versöhnlicher Abschied gelingt? Denn das Qualifikationsspiel gegen die Türkei ist zugleich das letzte Ländermatch des Jahres in Österreich.

Paul Scharner steht nach seiner Gelb-Sperre wieder zur Verfügung. Der selbstbewusste England-Legionär sollte dem Defensivbereich zumindest dank seiner Kopfballstärke Halt geben. Auch der Austrianer Zlatko Junuzovic, der sich stets durch enorme Laufbereitschaft auszeichnet, sollte für den Teamchef eine Überlegung wert sein. Seine Fitness vorausgesetzt, könnte Marc Janko stürmen, zumal Constantinis Argument ("Für Konterfußball brauche ich andere") bei einem Heimspiel nicht gilt. Oder Stefan Maierhofer, den Constantini am Samstag nachberufen hat.

Enger Kontakt

Constantini wird Einzelgespräche mit Spielern führen müssen, die als sensibel bis dünnhäutig gelten. Denn die Gefahr ist groß, dass sich die Lust einiger auf die Tournee nach Aserbaidschan und Kasachstan in Grenzen hält und davor plötzlich Muskelzerrungen akut werden.

Constantini wird, will er wider Erwarten doch als Teamchef überwintern, um Reisen plus persönlichen Kontakt mit den Trainern der Legionäre nicht herumkommen. Und er wird die Teamcamps bei allem Verständnis für Regeneration überbeanspruchter Kicker mehr als bisher zu taktischer Schulung nützen müssen. Denn das Katz-und-Maus-Spiel beim 2:6 hat wieder deutlich gemacht:

Die Koordination zwischen Mittelfeld und Abwehr klappt nicht. Die mangelhafte Abstimmung ist ein Grund dafür, dass es in den letzten neun Spielen nie gelungen ist, ein Verlusttor zu vermeiden. Zweifellos wurde vom Teamchef die Tatsache unterschätzt, dass die halbe Mannschaft, der Constantini in Gelsenkirchen vertraute, beim Verein kaum Spielpraxis sammeln konnte.

Wegen der Liga-Verschiebung in der Türkei (Schiebungsskandal) haben auch die Dienstag-Gegner wenige Matches in den Beinen. Reicht's dennoch für Österreich, wird über den Teamchef diskutiert werden. Und dann könnte U-21-Coach Andi Herzog interimistisch Constantinis Amt übernehmen. Doch wer auch immer das Kommando in Zukunft hat, für jeden gilt: Taktik üben und viel reden.

Und nicht beleidigt sein.

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