Vastic und die Lücken der Erinnerung

Vastic und die Lücken der Erinnerung
Beim Prozess gegen Ex-Sturm-Boss Kartnig muss auch Ivica Vastic aussagen. Seine Standardantwort: "Das weiß ich nicht".

Am Grazer Straflandesgericht ist am Dienstag der Prozess gegen Hannes Kartnig und sieben Mitbeschuldigte aus dem Umfeld des Fußball-Bundesligisten Sturm Graz fortgesetzt worden.

Dem ehemaligen Präsidenten des Klubs wird schwerer Betrug, betrügerische Krida, grob fahrlässige Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen sowie Steuerhinterziehung vorgeworfen. Im Mittelpunkt des Verhandlungstages stand der ehemalige Stürmer-Star Ivica Vastic.

Eigentlich hätte Vastic bereits vorige Woche im Gericht erscheinen sollen, doch er war nicht gekommen. Diesmal erschien er pünktlich, ganz in Schwarz gekleidet und entschuldigte sich gleich zu Beginn: "Ich habe den Termin übersehen, ich war lange auf Urlaub und habe den 14. Juli gespeichert gehabt."

Doch Richter Karl Buchgraber teilte ihm ungerührt mit, dass er die Ordnungsstrafe von 1.000 Euro trotzdem zahlen müsse. "Sie haben eine gewisse Vorbildwirkung, sie sind ein bekannter und berühmter Fußballer", begründete der Richter seine Unnachgiebigkeit. "Er könnte ja 500 Euro für einen sozialen Zweck spenden", schlug einer der Verteidiger vor. "Hören Sie mit diesem Kitsch auf", fuhr da sofort Staatsanwalt Johannes Winklhofer dazwischen.

Ohne Erinnerung

Vastic und die Lücken der Erinnerung

Anschließend erklärte Vastic rund eine Stunde lang, dass er zu seinen Einnahmen bei Sturm, ob regulär oder Prämien, eigentlich nichts mehr wisse. Die Höhe des Fixums, die vertraglichen Vereinbarungen, die zusätzlichen Abhebungen vom Vereinskonto in Millionen-Schilling-Höhe - immer die gleiche Antwort: "Das weiß ich nicht".

Klar war nur, dass sein Vertrag brutto war, und kein händisch ergänztes "netto" wie bei anderen Spielern darübergekritzelt war. "Was hat das für Sie bedeutet?", examinierte der Richter den ehemaligen Sturm-Star. "Da muss man Steuer zahlen", antwortete Vastic. Und Steuern zahlte er dann auch ordentlich nach, nämlich rund 580.000 Euro. "Das war 2005 oder 2006", aber damit ist der Fall jetzt für ihn erledigt, so Vastic.

Geld für Erfolg

"Sie haben insgesamt rund 300.000 Euro vom Vereinskonto behoben?", fragte der Richter. "Das könnte stimmen", räumte Vastic ein. "Wofür war das Geld?", hakte der Richter nach. "Ich habe Erfolg gehabt", meinte der Ex-Sturm-Spieler. "Haben Sie überlegt, wo das Geld herkommt?", so Buchgraber. "Nein". "War das für Sie normal?", bohrte der Richter weiter. Schulterzucken - "Ja, schon". "Sie waren acht Jahre bei Sturm und können sich nur ganz, ganz wenig erinnern", kommentierte der Richter. "Ich war Fußballer, bei Ihnen soll ich Finanzexperte sein", rechtfertigte sich Vastic.

Die Verhandlung macht nun einige Zeit Pause, am 18. August könnte es einen einzelnen Verhandlungstag im Sommer geben, die regelmäßige Fortsetzung erfolgt dann voraussichtlich ab 13. September. Ein Urteil wurde für Ende September avisiert.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Reportage

Kommentare