Unruhe in der Welt von Red Bull

APA12401410-2 - 20042013 - SALZBURG - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT SI - Red Bull-Cheftrainer Roger Schmidt während der Tipp3-Bundesliga-Begegnung zwischen Red Bull Salzburg und RZ Pellets WAC am Samstag, 20. April 2013, in Salzburg. APA-FOTO: DANIEL KRUG
Die Gespräche mit Bremen-Coach Schaaf beweisen, dass Salzburg kein normaler Klub ist.

Ein Gerücht bekommt immer mehr Nahrung: Auch in der Montag-Ausgabe berichtete die deutsche Tageszeitung Die Welt von einem möglichen Wechsel von Bremen-Coach Thomas Schaaf nach Salzburg. Der 52-Jährige, der nach einer verkorksten Saison Werder nach 14 Jahren als Cheftrainer verlassen könnte, hat sich ja erst kürzlich eine Immobilie in der Stadt Salzburg gekauft.

Schon im Februar hat Schaaf ein informelles Gespräch in Salzburg geführt – laut KURIER-Informationen allerdings nicht mit den Verantwortlichen der Red-Bull-Fußballabteilung, sondern mit einem Mitglied der Red-Bull-Führungsetage.

Unruhe in der Welt von Red Bull
epa03678914 Bremen's head coach Thomas Schaaf reacts during the German Bundesliga soccer match between Bayer Leverkusen and Werder Bremen at BayArena in Leverkusen, Germany, 27 April 2013. (ATTENTION: EMBARGO CONDITIONS! The DFL permits the further utilisation of up to 15 pictures only (no sequntial pictures or video-similar series of pictures allowed) via the internet and online media during the match (including halftime), taken from inside the stadium and/or prior to the start of the match. The DFL permits the unrestricted transmission of digitised recordings during the match exclusively for internal editorial processing only (e.g. via picture picture databases) EPA/MARIUS BECKER
Auch in der Causa Schaaf zeigt sich einmal mehr, dass Salzburg kein normaler Fußball-Verein mit einer normalen Führungsstruktur ist. Der FC Red Bull Salzburg ist eine Abteilung eines weltweit operierenden Konzerns und steht im internen Wettstreit mit den anderen Abteilungen von Red Bull. Da wird schon einmal gerne gegeneinander statt miteinander gearbeitet, überhaupt dann, wenn es um die Verteilung des Budgets geht.

Auch acht Jahre nach dem Einstieg in den Fußball ist das Engagement in der Weltsportart Nummer 1 konzernintern umstritten. Immer wieder ist in Gesprächen mit Mitarbeitern ein Vorbehalt zu hören: Fußball passe eigentlich gar nicht in die Welt von Red Bull.

Aber auch der finanzielle Aufwand gibt immer wieder Anlass zu konzerninterner Kritik. Weit mehr als eine Milliarde Euro hat Red Bull in den Fußball gesteckt – Geld, das für andere Projekte fehlt. Im Fußball stimme einfach die Kosten-Nutzen-Rechnung nicht, anders als in der Formel 1 oder im Extremsport, wird oft argumentiert.

Kostenfalle

An den horrenden Kosten ist der Konzern aber selbst schuld. „Ich habe hier den Vertrag meines Lebens unterzeichnet“, meinte etwa der Tscheche Vratislav Lokvenc, als er 2005 nach fünf Jahren in der Deutschen Bundesliga zu Red Bull wechselte. In Salzburg werden noch immer Gehälter bezahlt, die meilenweit über dem in der Bundesliga Üblichen liegen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr benötigten die Salzburger für das Personal 35,2 Millionen Euro, Rapid kam mit 11,2 Millionen, die Austria mit 12 Millionen aus.

Da ist es kein Wunder, dass der Erfolgsdruck hoch ist, Titelgewinne in Österreich und das Erreichen einer Europacup-Gruppenphase Pflicht sind. Werden diese Ziele verfehlt (wie in dieser Saison), heizt dies natürlich die Diskussionen über das leitende Personal an.

Noch ist Thomas Schaaf aber Trainer bei Bremen. Und noch ist Ralf Rangnick Sportchef in Salzburg. Eine Zusammenarbeit mit seinem Ex-Trainerkollegen soll Schaaf ausgeschlossen haben. Wie auch zwei andere renommierte deutsche Trainer, mit denen ebenfalls gesprochen wurde.

Unruhe in der Welt von Red Bull
APA8570382 - 08072012 - SALZBURG - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT SI - Freundschaftsspiel zwischen Red Bull Salzburg und RSC Anderlecht am Sonntag, 08. Juli 2012, in Salzburg. Im Bild: Red Bull Besitzer Dietrich Mateschitz (r) verfolgt das Spiel. APA-FOTO: KRUGFOTO/KRUG DANIEL
Mit der Cup-Blamage gegen Pasching wurden die Diskussionen, ob sich die Verantwortlichen der Salzburger Fußballabteilung eine titellose Saison leisten können, neu entfacht. Der sonst smarte Trainer Roger Schmidt reagierte nach dem 6:0 in Wiener Neustadt auf kritische Journalistenfragen gereizt wie nie. Der umstrittene 47-Jährige machte Sonntag aber auch Werbung in eigener Sache: „Wir haben nach wie vor alle Chancen, die beste Mannschaft in der Red-Bull-Geschichte zu werden.“

79 Punkte können die Salzburger noch erreichen. Das wäre Punkterekord in der Ära Red Bull, auch wenn dies nicht zum fünften Meistertitel nach 2007, 2009, 2010 und 2012 reichen könnte. Der Punktevergleich mit den letzten beiden Meisterjahren ist aber ein unfairer, denn in diesen hatte Salzburg dank der Erfolge in der Europa League zwölf internationale Pflichtspiele mehr als diese Saison. Die Belastung war also wesentlich höher.
Stillschweigen

Salzburgs Sportchef Ralf Rangnick hat sich noch immer nicht zur Blamage gegen Pasching geäußert. In Wiener Neustadt glänzte er durch Abwesenheit. Auch auf den Deutschen, der ja auch RB Leipzig leitet, ist der Druck gestiegen.

Noch kann das wichtigste aller Saisonziele der Red-Bull-Fußballabteilungen erreicht werden: Leipzigs Aufstieg in die 3. Liga. Der Meistertitel in der Regionalliga Nordost ist fix. In den Aufstiegsspielen wartet der Meister der Regionalliga West, wahrscheinlich die Sportfreunde Lotte.

Sollte Leipzig den Aufstieg verpassen und eine vierte Saison in der 4. Liga spielen müssen, wird es für Rangnick eng. Seine Demission hätte natürlich auch massive Auswirkungen auf Salzburg. Aus dem Fußball total zurückziehen wird sich Red Bull aber nicht – zu viel Geld ist in die Infrastruktur wie Stadien, Trainingszentren und Akademien investiert worden. Dass die Budgets der Profiteams dann allerdings zurückgefahren werden, ist möglich.

Salzburgs verschollene Meisterelf

Kommentare