Hoeneß: Erster Auftritt nach dem Fehltritt

epa03674462 Bayern Munich's President Uli Hoeness is seen before the UEFA Champions League semi final first leg soccer match between FC Bayern Munich and FC Barcelona in Munich, Germany, 23 April 2013. Uli Hoeness was in temporary custody last month over a tax investigation, the Sueddeutsche Zeitung paper said in a report made available on 23 April 2013. The report said that Hoeness, 61, was arrested on March 20 amid a search of his home. The arrest warrant was suspended after Hoeness paid 5 million euros (6.5 million dollars), the German daily said. EPA/MARC MUELLER
Bayern-Boss Uli Hoeneß zeigte sich am Dienstag im Stadion.

Da war er. Er zeigte sich also. Daheim, in seiner Allianz Arena, umgeben von seinen Leuten. Uli Hoeneß zeigte sich erstmals seit Bekanntwerden seiner Selbstanzeige in der breiten Öffentlichkeit, mit einem Bayern-Schal um den Hals.

Er blieb allerdings auf der VIP-Tribüne, suchte nicht den Weg in die Mixed-Zone, wo sämtliche TV-Kameras auf ihn gewartet hätten. Fragen zur Causa Prima bei den Bayern? Fehlanzeige, strengstens verboten. Auch innerhalb der Mannschaft war es kein Thema gewesen, wie Trainer Jupp Heynckes kurz vor Anpfiff gestern unterstrich: „Wir haben uns nur auf Barcelona konzentriert.“

Franz Beckenbauer gab sich auf Sky durchaus launig: „Ja warum soll er sich denn verstecken? Er ist ja nicht verurteilt. Die Börse war schon immer Ulis Hobby, er hat schon früher mit Rohstoffen gehandelt, das war sein Spielzeug. Jetzt hat er einen Fehler gemacht und es ein bisschen übertrieben“, so die Sichtweise des „Kaisers“.

Endlich wieder jubeln

Vor dem Spiel plauschte Hoeneß entspannt mit dem ehemaligen Bayern-Spieler Bixente Lizarazu in der VIP-Box. Als er um 20.38 Uhr auf seinem Sitz Platz nahm, waren sämtliche Objektive der Fotografen auf ihn gerichtet. Uli Hoeneß war bemüht, sich zu geben wie immer bei Heimspielen der Bayern. Bei der Fan-Choreographie unmittelbar vor dem Spiel machte er mit, hielt brav einen roten Karton in die Luft . Auf dem Zaun vor der Südtribüne hing ein großes Transparent mit dem Aufdruck: „Schöne heile Welt.“

Beim 1:0 seiner Bayern hatte Hoeneß dann seit Tagen endlich wieder einen Grund zur Freude. Beim 2:0 knapp nach der Pause wurde er gar euphorisch. Es war ein Abend der Ablenkung für ihn, weil der Bayern-Sieg seine Causa kurz in den Schatten stellte.

Die Karriere

Mit 18 Jahren ging Hoeneß als junger Spieler zu Bayern München, wo der talentierte, extrem schnelle Außenstürmer bald einen Stammplatz im Starensemble rund um Müller, Beckenbauer und Maier eroberte. Er wurde mit den Bayern drei Mal Meister, holte drei Mal den Europacup der Meister, wurde 1972 Europameister und 1974 Weltmeister. Beim EM-Finale 1976 verschoss er seinen Elfer, weshalb die CSSR den Titel holte. Mit nur 27 Jahren beendete er seine Karriere wegen eines Knorpelschadens.

Als Hoeneß 1979 dann seine Arbeit als Manager aufnahm, erreichten die Bayern einen Umsatz von zwölf Millionen Mark und hatten sieben Millionen Mark Schulden. 2012 hatte der Verein einen Umsatz von 368,4 Millionen Euro und keine Schulden. Eines seiner wichtigsten Projekte war der Auszug aus dem ungeliebten Olympiastadion und der Bau einer neuen Arena zwischen 2001 und 2005. Kostenpunkt: 365 Millionen Euro.

Von 2002 bis 2009 war Hoeneß als Manager auch stellvertretender Vorstandsvorsitzender. Ende November 2009 hörte er nach 30 Jahren als Manager auf und wurde Klub-Präsident. Anfang 2012 wurde er statt Beckenbauer zum Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt.

Der Präsident des FC Bayern München, Uli Hoeneß, befindet sich laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung nur wegen der Zahlung einer Millionen-Kaution auf freiem Fuß. Hoeneß sei am 20. März vorläufig festgenommen worden, berichtete die SZ am Dienstag im Voraus aus ihrer Mittwochsausgabe. Gegen Zahlung einer Kaution in Höhe von fünf Millionen Euro sei der Haftbefehl kurz darauf aber wieder außer Vollzug gesetzt worden.

Dem Bericht zufolge kamen die Ermittler am 20. März mit einem Haftbefehl gegen Hoeneß zu einer Hausdurchsuchung. Die Justiz soll ursprünglich sieben Millionen Euro an Kaution gefordert haben, damit der 61-Jährige frei bleiben kann. Hoeneß habe sich dann in den vergangenen Wochen zweimal pro Woche bei den Behörden melden müssen. Warum ein Haftbefehl gegen Hoeneß erlassen wurde, ist der SZ zufolge bisher unbekannt. Die Anwälte von Hoeneß äußerten sich demnach nicht dazu.

Dem Bericht zufolge ist ein Haftbefehl nach einer Selbstanzeige ungewöhnlich. Es sei ein ernster Hinweis, dass diese von Hoeneß im Jänner beim Finanzamt wegen eines Kontos in der Schweiz erstattete Selbstanzeige möglicherweise nicht strafbefreiend sein kann.

Beckenbauer verteidigt Hoeneß

Franz Beckenbauer hat Uli Hoeneß verteidigt. "Uli Hoeneß ist kein Betrüger, da ist ihm irgendein Fehler unterlaufen, das kann sein", sagte der Ehrenpräsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters am Dienstagabend beim Pay-TV-Sender Sky Sport. Beckenbauer will sich nicht von seinem langjährigen Weggefährten abwenden.

"Ich halte zu ihm, immer, ganz gleich was passiert, das habe ich ihm auch gestern auf Band gesprochen", erklärte der Weltmeister von 1974. "So nach dem Motto: You'll never walk alone. Da sind wir, die wir jahrelang mit ihm unterwegs waren und teilweise von ihm profitiert haben, aufgefordert, ihn zu unterstützen."

Der Präsident des FC Bayern München und Weltmeister von 1974, Uli Hoeneß, hatte schon immer ein Gespür für Geld. Noch im Vorjahr besserte er seine Kasse durch eine Werbekampagne für eine Bank auf. Slogan: „Wo sich Geld jetzt wohlfühlt.“

Seine (unversteuerten) Millionen fühlten sich in der Schweiz wohl. Dort wird uns versichert, man wolle gar kein Schwarzgeld mehr. Aber der Steuerskandal Hoeneß wurde nur deshalb bekannt, weil die deutschen Sozialdemokraten im Dezember 2012 im Bundesrat ein Abkommen mit der Schweiz verhinderten, das zu einer Amnestie geführt hätte. Als Hoeneß begriff, dass sein Betrug bekannt werden könnte, zeigte er sich selbst an.

Österreich hat mit der Schweiz einen Vertrag ausgehandelt, der Schwarzgeld rückwirkend legalisierte, dafür bekommen wir künftig von den Konten der Österreicher Steuern aus der Schweiz überwiesen.

Ein moralisches Dilemma bleibt in jedem Fall. Millionäre, die ihren Staat betrogen haben, konnten ihr Geld weiß waschen, indem sie Geld nachzahlten und künftig Steuern abführen. Das ist problematisch. Der Ankauf von (gestohlenen) Datenträgern mit Steuerflüchtlingen ist rechtsstaatlich auch umstritten. Man könnte das am ehesten mit Notwehr rechtfertigen.

Was bleibt, ist die Hilflosigkeit der Staaten, die gerade im Rahmen der EU alles und jedes regeln wollen. Die EU ist zwar in der Lage, im Bereich Wettbewerb hohe Strafen gegen Kartellsünder zu verhängen. Aber die europäischen Finanzminister schaffen es nicht, ein Mindestmaß an Steuerehrlichkeit durchzusetzen. Es war sicher falsch, dass die EU nicht gemeinsam mit der Schweiz und Liechtenstein verhandelt hat.

Vielleicht löst nun die Angst, als Nächster in der Zeitung zu stehen, weitere Bekenntnisse aus.

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