UEFA: Ein Gemurkse ohne Ende

APA13953736-2 - 31072013 - SALZBURG - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT SI - Pierre Webo (Fenerbahce Instanbul/li) ggeen Martin Hinteregger (Red Bull Salzburg/re) beim Spiel der 3. Qualifikationsrunde der Fussball-Champions-League zwischen Red Bull Salzburg und Fenerbahce Istanbul in der Red Bull Arena am Mittwoch, 31. July 2013, in Salzburg. APA-FOTO: KRUGFOTO
Die Causa Fenerbahçe wird immer mehr zu einem Paradebeispiel für die Unzulänglichkeiten der UEFA.

Es klingt nach Verhöhnung. „Die UEFA hat die Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofs, den Antrag des FC Salzburg auf eine einstweilige Verfügung hinsichtlich der Wiederaufnahme in die UEFA-Champions-League abzuweisen, begrüßt“, verlautbarte der europäische Fußball-Verband auf seiner Homepage.

Der Mittwoch war der Höhepunkt eines Gemurkse, für das die Gremien des mächtigsten Kontinentalverbandes der Fußballwelt verantwortlich sind. Erst knapp drei Stunden vor der offiziellen Beginnzeit des Champions-League-Play-off-Spieles zwischen Fenerbahçe Istanbul und Arsenal London stand fest, dass das Spiel angepfiffen werden darf.

Denn da hatte der Internationale Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne einen Dringlichkeitsantrag von Salzburg abgelehnt. Österreichs Vizemeister, der in der 3. Qualifikationsrunde an Fenerbahçe gescheitert war, hatte den Platz der Türken im Champions-League-Play-off gefordert, weil diese für den Europacup gesperrt sind und nur dank eines vom CAS angenommenen Dringlichkeitsantrages am Europacup teilnehmen dürfen.

Protestweg

Schon nach dem Ausscheiden hatten die Salzburger bei der UEFA Protest eingelegt. Dieser wurde jedoch am 9. August von der Kontroll und Disziplinarkammer und eine Woche später vom Berufungssenat abgewiesen.

Hintergrund der ganzen Causa ist ein jahrelanger Konflikt zwischen dem türkischen Verband, Fenerbahçe und der UEFA. Auslöser war ein Manipulationsskandal in der türkischen Liga in der Saison 2010/’11. 19 Spiele der Süper Lig sollen damals verschoben worden sein, darunter zehn Partien mit der Beteiligung von Meister Fenerbahçe. Trotz erdrückender Beweise wurde bisher vom türkischen Verband kein einziger der beteiligten Klubs bestraft – mit einer indirekten Ausnahme.

Auf Druck der UEFA wurde der damalige Meister Fenerbahçe vom türkischen Verband für die Champions-League-Saison 2011/’12 nicht genannt und konnte deshalb nicht an der finanziell lukrativen europäischen Eliteliga teilnehmen.

Sonst wurden nur öffentliche Gerichte in der Causa aktiv. Ein Verfahren endete im Juli 2012 mit Schuldsprüchen für mehrere Funktionäre von Fenerbahçe. Klubpräsident Aziz Yıldırım wurde zu einer Gefängnisstrafe von sechs Jahren und drei Monaten verurteilt. Der 60-Jährige ist aber nicht in Haft, weil er in Berufung gegangen ist.

Für den türkischen Verband war das Urteil kein Grund gegen Fenerbahçe tätig zu werden, obwohl die UEFA Druck ausübte. Immer wieder wurde die Angelegenheit vertagt und sogar die Statuten verändert, um keine Entscheidung in der Causa treffen zu müssen.

Aber auch der europäische Verband ließ sich Zeit, zu viel Zeit. Denn erst elf Monate nach dem Urteil in Istanbul wurde Fenerbahçe für zunächst drei Jahre aus allen Europacup-Bewerben ausgeschlossen. Anstatt die Sperre erst ab der Saison 2014/’15 auszusprechen, wurde diese sofort verhängt. Und das sorgt für das momentane Chaos. Denn Fenerbahçe bestritt den Instanzenweg, und dieser überschnitt sich mit dem Beginn der gerade laufenden Europacup-Saison.

Instanzenweg

Erst am 15. Juli tagte der UEFA-Berufungssenat. Dieser reduzierte die Sperre für Fenerbahçe von drei auf zwei Jahre. Für die Türken war dies immer noch nicht annehmbar, sie gingen vor die letzte Instanz, den CAS.

Dieser gab am 18. Juli bekannt, eine Entscheidung in diesem Fall bis 28. August zu treffen. Da dies aber bedeutet hätte, dass Fenerbahçe auch bei einem Freispruch diese Saison nicht am Europacup teilnehmen hätte können, wurde gleichzeitig am Tag vor der Auslosung der 3. Qualifikationsrunde einem Antrag der Türken auf Aussetzung der Strafe zugestimmt. Nur deshalb konnten Fenerbahçe und Salzburg zusammengelost werden.

Dass sich die Türken, die sich sportlich gegen Salzburg durchgesetzt haben, für die Champions League qualifizieren werden, ist mittlerweile so gut wie unmöglich. Denn das Play-off-Hinspiel gegen Arsenal brachte ein 0:3-Heimdebakel. Die Londoner zeigten den Salzburgern vor, wie man international Erfolg hat. Sie nützten ihre Chancen eiskalt.

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