TV-Rechte: Rapid droht

Der Verein will die Verteilung der TV-Gelder neu verhandeln.

Rapid befindet sich bei der Vergabe der TV-Rechte für die Bundesliga wieder auf Konfrontationskurs. Präsident Rudolf Edlinger erneuerte nach dr Präsidiumssitzung am Dienstagabend seine Drohung, künftig eine Eigenvermarktung anzustreben. Andere Liga-Vertreter zeigten dafür wenig Verständnis.

Der Poker um die TV-Rechte ist derzeit in seiner finalen Phase. Interessenten haben derzeit Zeit, ihre Angebote zu legen. Danach will die Liga diese sichten und ordnen. Bis zur ordentlichen Bundesliga-Hauptversammlung am 7. Dezember sollten die Karten auf dem Tisch liegen, ein Abschluss der Verhandlungen wird dennoch erst im Frühjahr erwartet.

Rapid preschte mitten in der heiklen Phase vor. Der Rekordmeister will eine Änderung des aktuellen Verteilungsschlüssels, nach dem alle Vereine in gleich großen Stücken am Kuchen naschen dürfen. Die Hütteldorfer wollen laut Clubboss Edlinger durch einen Neuverteilung einen "verdienten Mehrertrag" für das Budget erwirtschaften.

Eigenvermarktung oder Solidarität

"Sollte die Bundesliga nicht einen an das deutsche System angelehnten Verteilungsschlüssel einführen, wird Rapid nicht bei der Zentralvermarktung dabei sein", wurde Edlinger in einer Aussendung zitiert. Die Bundesliga befinde sich in der europaweit einzigartigen Situation, dass alle Klubs nahezu den gleich Betrag erhalten. "Unabhängig von Attraktivität, Popularität und sportlichem Abschneiden", wie Edlinger monierte.

Die Liga sieht sich nicht zum ersten Mal mit den Wünschen der Grünweißen nach mehr Selbstvermarktung konfrontiert. Bereits vergangenen Freitag war Rapid-Manager Werner Kuhn nach einer Sitzung des Bundesliga-Aufsichtsrat mitgeteilt worden, dass die Liga ihren Weg der Solidarität weitergehen will.

"Wir haben lange und intensiv diskutiert. Einer Liga wie der österreichischen kann es nur gut tun, solidarisch auf dem Markt aufzutreten. Das war immer eine Stärke der Liga", meinte Austria-Vorstand Markus Kraetschmer. Trotz eines gewissen Verständnisses für die Anliegen von Rapid sei die nun losgetretene Diskussion zu diesem Zeitpunkt "eher kontraproduktiv".

Wichtigerer sei ohnedies einmal, die Ergebnisse der Ausschreibung abzuwarten. "Wir reden davon, das Fell des Bären zu verteilen, bevor er überhaupt erlegt ist", sagte Kraetschmer, der in der Liga auch das Amt des Vizepräsidenten bekleidet. Diese Meinung vertritt auch Meister Salzburg. Die Red Bullerklärten auf Anfrage, die Cause im Sinn einer gemeinsamen Linie nicht in der Öffentlichkeit, sondern nur innerhalb der Gremien der Bundesliga zu besprechen.

Österreicher-Topf

Ried-Manager Stefan Reiter sprach einen weiteren Punkt an. Mit einem Ausstieg von Rapid würde auch der Österreicher-Topf ad acta gelegt sein. Seit 2005 profitieren die Vereine finanziell davon, wenn sie heimische Spieler einsetzen. Der Topf wird dabei großteils aus den TV-Einnahmen gefüllt. "Mit einem Ausstieg wäre auch der Österreicher-Topf erledigt. Das dürfte sich Rapid dann umhängen", meinte Reiter.

Insgesamt 51 Millionen Euro waren die TV-Rechte bei der Vergabe für drei Jahre im April 2010 wert. Die Liga will nun die 20-Millionen-Grenze pro Jahr knacken. Die potenziellen Bieter hielten sich dahingehend bisher bedeckt. Der ORF hat im Vorfeld angekündigt, er werde nicht mitbieten, wenn die Anzahl der Free-TV-Spiele beschnitten wird. Derzeit strahlt der ORF 36 Live-Spiele (eines pro Runde) aus und will keines davon abgeben.

Der Bezahlsender Sky forderte hingegen mehr Exklusivität und will dafür auch tiefer in die Tasche greifen. Schon bei den vergangenen Rechteverhandlungen Ende 2009/Anfang 2010 hätte sich Sky eine Reduktion der 36 Free-TV-Spiele auf zwölf eine größere Summe kosten lassen. Das scheiterte damals aber vor allem an den Einwänden von Rapid.

Die Fußball-TV-Rechte werden in Europa zumeist zentral vermarktet. Der jeweiligen Liga bleibt es dann überlassen, wie diese Einnahmen aufgeteilt werden. Eine Ausnahme ist Spanien, wo die beiden Giganten Real Madrid und FC Barcelona fast die Hälfte des gesamten Kuchens erhalten. Die anderen Vereine laufen traditionell Sturm gegen diese ungleiche Verteilung, die jedoch dadurch erreicht wird, dass die Klubs ihre Rechte unabhängig voneinander vermarkten.

In Deutschland wurden in der vergangenen Saison insgesamt 378 Millionen Euro an die 18 Erstligisten ausgeschüttet. Von der Saison 2013/14 an erhält der DFL dann bis 2017 jährlich 628 Millionen Euro, den Zuschlag erhielt Mitte April der zum Imperium von Medienzar Rupert Murdoch gehörende Bezahlsender Sky. Für die Verteilung der TV-Gelder ist in Deutschland die aktuelle Platzierung eines Vereins in der laufenden Saison sowie das Abschneiden in den vergangenen drei Spielzeiten maßgeblich.

In England wird die Hälfte der TV-Einnahmen als fixer Anteil gleichmäßig auf die Klubs aufgeteilt. 25 Prozent werden je nach Platzierung vergeben, 25 Prozent je nach TV-Präsenz des jeweiligen Vereins. Den größten Teil des Rechtepakets erwarb im Juni der Bezahlsender BSkyB. Der Murdoch-Sender darf pro Saison 116 Premier-League-Partien zeigen und muss dafür für drei Jahre insgesamt 2,8 Milliarden Euro zahlen.

In Italien lassen sich Sky und Mediaset die Serie A bis 2015 jährlich 830 Mio. Euro kosten. Verteilt wird in drei Stufen, wobei 40 Prozent in gleichen Teilen an die Klubs gehen. 30 Prozent werden gemäß der sportlichen Erfolge der vergangenen Jahre, 25 anhand der Anzahl der organisierten Fans verteilt. Die restlichen fünf Prozent richten sich nach der Größe der Stadt, in der der jeweilige Verein beheimatet ist.

Exklusive Niederländer

Mit Österreichs Bundesliga halbwegs vergleichbar ist die niederländische Liga. Die Rechte an der Ehrendivision gingen im August ab der Saison 2013/14 für eine Gesamtsumme von einer Milliarde Euro für zwölf Jahre ebenfalls an Murdoch. Anfangs werden 60 Mio., später 100 Mio. Euro pro Jahr ausgeschüttet.

Möglich wurde diese Summe durch mehr Exklusivität - der öffentlich-rechtliche Sender NOS wurde bei der Berichterstattung weitgehend ausgebremst. Die prominentesten niederländischen Vereine wie Ajax Amsterdam, Feyenoord Rotterdam oder PSV Eindhoven erhalten dabei mit rund 8 Mio. Euro pro Jahr mehr als die Nachzügler.

Kommentare