Transferfenster: Erster Blick in neue Dimensionen

Der Königstransfer in diesem Winter: Philippe Coutinho.
Die Transferzeit in den großen Ligen geht am Mittwoch zu Ende. Es blieb ruhig, doch der nächste Sturm droht.

Am 31. Jänner schließt in Deutschland das Fenster für Wintertransfers – um 18 Uhr, womit die Deutschen die Ersten der großen europäischen Ligen sind. Italien hat bis 23 Uhr geöffnet. Um 23.59 ist Schluss in Spanien, England und Frankreich. In Österreich ist am 6. Februar Ende in Sicht, in der Schweiz am 15. Februar, in Russland am 24. Februar und in China gar erst am 28. Februar.

Dass der Transfermarkt überhitzt, dieses Thema ist nicht neu. Schon im Sommer 2016 wurde darüber diskutiert. 120 Millionen Euro für Pogba, 94 Millionen Euro für Higuaín – da hieß es: "Der internationale Transfermarkt ist in den vergangenen Jahren und Monaten aus den Fugen geraten."

Aber da ahnte man noch nicht, was im Jahr darauf passieren würde. Dass Paris St-Germain 222 Millionen Euro an den FC Barcelona überweist, damit der Brasilianer Neymar aus Spanien nach Frankreich wechselt. Es kam der nächste Aufschrei. "Warum ist Neymar 222 Millionen wert und nicht 600? Mein Opa hat immer gesagt: ‚Aufblasen, aufblasen – irgendwann platzt der Luftballon‘", schimpfte Juventus-Legende Gianluigi Buffon.

Erst der Anfang

Aber der Transfer hatte Folgen. Barcelona holte Dortmunds Ousmane Dembélé für 105 Millionen und im Winter Philippe Coutinho von Liverpool um 160 Millionen Euro. 120 Millionen wurden sofort fällig, der Rest sind Bonuszahlungen für Titel wie Meisterschaft, Cup oder Champions League.

Im Sommer werden die nächsten Transfer-Millionen in Umlauf kommen, wenn Paris 180 Millionen für Kylian Mbappé an Monaco zahlt, der 19-jährige Jungstar ist bislang nur ausgeliehen. Real Madrid plant, im kommenden Sommer rund 500 Millionen in Premier-League-Stars zu investieren. Cristiano Ronaldo will zurück nach England, Karim Benzema soll zu Arsenal, das aber nur 40 Millionen Ablöse bietet. Dafür will Real Harry Kane von Tottenham sowie Chelseas Eden Hazard. Aber auch der Name Neymar wird in Madrid gehandelt. Zudem wollen die Spanier Tormann David de Gea von Manchester United loseisen.

Aber ist das schon das Ende der Fahnenstange? Nein, sagen die Experten. Denn der TV-Markt ist vor allem in England noch nicht ausgereizt. Laut Daily Mail will der Internetriese Amazon die TV-Sender BT und Sky bei den Übertragungsrechten der Premier League ausstechen, der nächste Vertrag läuft von 2019 bis 2022. Das dürfte den Preis über die Zehn-Milliarden-Euro-Grenze treiben, bislang kassieren die Klubs in Englands Oberhaus für drei Jahre (2016 bis 2019) fast neun Milliarden.

Professor Christoph Breuer, Sportmanagement-Experte der Sporthochschule Köln, sagte in der Bild-Zeitung: "Solange Medienunternehmen glauben, dass sie mit Fußballrechten Geld erwirtschaften können, werden sie viel Geld für die Übertragungsrechte bezahlen. Erst wenn es dem Publikum zu viel wird, werden die Medienunternehmen weniger zahlen."

Keine Ende in Sicht

Dass das System kollabiert, glaubt er nicht. "Es gibt im Fußball keine Blase. Es ist echtes Geld im Umlauf, die Transfers sind nicht kreditfinanziert. Eine Blase hatten wir einmal in den USA auf dem Immobiliensektor, der auf Pump finanziert war."

Professor Henning Vöpel, Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI): "Ich glaube, die Entwicklung wird sich noch zwei bis drei Jahre fortsetzen und dann nicht mehr steigern. Aber mit einem Einbruch rechne ich nicht. Selbst wenn Transfers und Gehälter um 20 Prozent sinken würden, wäre das kein Problem für den Fußball als System."

Kommentare